Konrad Petzold
Konrad Petzold, geboren am 26. April 1930 in Radebeul als Sohn eines Drehers und einer Hausfrau, wuchs in einer sozialistisch orientierten Familie auf. Seine fünf älteren Geschwister waren bis zu Hitlers Machtantritt im Sozialistischen Jugend-Verband und einem linken Laienkabarett aktiv, der Vater erhielt 1936 wegen einer kritischen Äußerung zur deutschen Kriegsvorbereitung eine mehrjährige Haftstrafe.
Nach Kriegsende machte Petzold zunächst eine Lehre als Mechaniker und leitete gleichzeitig eine Laienspielgruppe in Radebeul. 1949 begann er im DEFA-Nachwuchsstudio Berlin eine Schauspielausbildung, spielte kleinere Rollen in den Spielfilmen "Familie Benthin" und "Die Jungen von Kranichsee" (beide 1950), arbeitete als Regieassistent und Darsteller am Theater. Die Abschlussprüfung bei der DEFA bestand Petzold 1951 zunächst nicht, wiederholte sie jedoch erfolgreich im Jahr darauf und nahm ein Regiestudium an der Filmhochschule FAMU in Prag auf. Neben Frank Beyer und Ralf Kirsten inszenierte er dort den Episodenfilm "Blázni mezi námi" (übersetzt: "Die Irren sind unter uns", 1955).
Petzolds Abschlussarbeit, der schwungvoll-abenteuerliche Kinderfilm "Die Fahrt nach Bamsdorf" (1956), wurde so erfolgreich, dass 1957 die Fortsetzung "Abenteuer in Bamsdorf" entstand, die wegen Vernachlässigung der sozialistischen Kinderorganisation der DDR politisch kritisiert wurde. Petzold konnte sich jedoch mit dem Jugendkrimi "Der Moorhund" (1960) rehabilitieren, der mit der Artur-Becker-Medaille ausgezeichnet wurde. Darin ging es um Jugendliche, die gemeinsam mit Soldaten einer Kompanie an der innerdeutschen Grenze Schmugglern und Agenten auf die Spur kommen.
"Das Kleid" (1961) wiederum, eine satirische Adaption von Hans Christian Andersens Märchen "Des Kaisers neue Kleider", wurde wegen regimekritischer Bezüge 1962 vor Endfertigung und Premiere verboten. Erneut gelang es Petzold, sich zu rehabilitieren: "Die Jagd nach dem Stiefel" (1962) schilderte, wie Jugendliche im letzten Jahr der Weimarer Republik dem Mörder eines kommunistischen Pionierleiters auf die Spur kommen. In "Jetzt und in der Stunde meines Todes" (1963) gerät eine westdeutsche Journalistin, die zuvor vom Eichmann-Prozess in Israel berichtet hatte, an Nazis, die inzwischen Führungspositionen in der Bundesrepublik eingenommen haben.
Petzolds erfolgreichste Arbeit wurde der Jugendfilm "Alfons Zitterbacke" (1966) mit Helmut Rossmann in der Titelrolle. 1966 nach dem 11. Plenum des Zentralkomitees der SED wurden jedoch Schnittauflagen verfügt, die Petzold zwar umsetzte, aus Protest entfernte er allerdings seinen Namen aus dem Vorspann. 1968 drehte er für den erkrankten Gottfried Kolditz in jugoslawischer Co-Produktion unter anderem an der Hohen Tatra "Weiße Wölfe", dem noch drei weitere Indianerfilme mit Gojko Mitić folgen. Petzold inszenierte weitere Historien- und Abenteuerfilme, darunter "Die Hosen des Ritters von Bredow" (1973) mit Rolf Hoppe und "Kit & Co" (1974) nach Jack London, ebenfalls mit Hoppe, Manfred Krug und Armin Mueller-Stahl. Weitere Arbeiten konnten an frühere Erfolge nicht mehr anschließen. Zuletzt entstand 1988/89 wiederum einen Jugendfilm: "Die Geschichte von der Gänseprinzessin und ihrem treuen Pferd Falada" nach einem Märchen der Gebrüder Grimm.
1991 fertigte Petzold eine restaurierte Version seines Films "Das Kleid" an, dessen Material im Staatlichen Filmarchiv der DDR erhalten geblieben war. Die Uraufführung fand schließlich dreißig Jahre nach der Herstellung des Films statt. Konrad Petzold, der lange Zeit an der Parkinson-Krankheit litt, starb am 12. November 1999 in Kleinmachnow bei Berlin.