Johanna Wokalek
Johanna Wokalek, geboren am 3. März 1975 in Freiburg im Breisgau, absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. 1996 debütierte sie bei den Wiener Festwochen im Stück "Alma – A Show biz ans Ende" unter der Regie von Paulus Manker (später mit Wokalek fürs Fernsehen verfilmt). 1998, noch während des Studiums, spielte sie ihre erste Kinorolle in Max Färberböcks "Aimée und Jaguar", gefolgt von Rollen in der TV-Serie "Der Laden" (Regie: Jo Baier) und dem TV-Film "Die Reise" (Regie: Pierre Koralnik). Nach dem Studium folgte ein dreijähriges Engagement am Schauspiel Bonn, danach wieder in Wien am Burgtheater.
1999 wurde Wokalek als Nachwuchsschauspielerin des Jahres ausgezeichnet, für die Hauptrolle der Lene in Hans Steinbichlers ungewöhnlichem Heimatdrama "Hierankl" erhielt sie 2003 den Bayerischen Filmpreis sowie den Förderpreis Deutscher Film Schauspiel, 2006 auch einen Grimme-Preis. Weithin bekannt wurde sie in Til Schweigers erfolgreichem Liebesdrama "Barfuss" (2005) als Psychiatriepatientin Leila, die sich hartnäckig an ihren Lebensretter hängt, um für immer bei ihm zu bleiben.
Nach einer weiteren Kinohauptrolle im metaphorischen "Social Fiction"-Drama "Weisse Lilien" war sie im Herbst 2008 in Bernd Eichingers starbesetzter Produktion von Stefan Austs RAF-Chronik "Der Baader Meinhof Komplex" unter der Regie von Uli Edel als Gudrun Ensslin zu sehen. Für diese Rolle wurde ihr 2008 ein Bambi verliehen. In Sönke Wortmanns aufwändiger Verfilmung des Historienromans "Die Päpstin" übernahm Johanna Wokalek nach einer Umbesetzung - zunächst war Franka Potente dafür vorgesehen - die Titelrolle. Der Film lief im Oktober 2009 in den Kinos an.
Im November 2010 sah man sie in "Die kommenden Tage", Lars Kraumes düsterer Vision einer nahen Zukunft. Darin spielt Wokalek Cecilia, die sich durch ihre unglückliche Liebe zu Konstantin (August Diehl) politisch radikalisiert und in den Terrorismus abdriftet. Viel Kritikerlob bekam sie für ihre Hauptrolle der Tiffany Blechschmid in Sherry Hormanns Bestsellerverfilmung "Anleitung zum Unglücklichsein" (2012).
2013 spielte Wokalek die Hauptrolle im Musikvideo zu dem Song "Halo" der britischen Popgruppe Depeche Mode, das insbesondere auch bei der Tournee 2013/14 zum Einsatz kam. In der Live-DVD zur Tour ("Depeche Mode Live in Berlin"), einer Akustik-Session im Berliner Bordell "Bel Ami", hatte Wokalek zudem einen Cameo-Auftritt als Prostituierte.
Neben ihren Auftritten vor der Kamera blieb Wokalek nicht zuletzt als Bühnenschauspielerin am Wiener Burgtheater aktiv, wo sie unter anderem in "Das Begräbnis" (2010, Regie: Thomas Vinterberg), "Platonov" (2011) und "Tartuffe" (2013) mitwirkte. Im Jahr 2015 verließ sie das Burgtheater und nahm auch sonst eine Schauspiel-Auszeit.
2017 meldete Johanna Wokalek sich mit einer Hauptrolle in Matthias Glasners TV-Zweiteiler "Landgericht – Geschichte einer Familie" zurück: Sie spielte darin eine Jüdin, die mit ihrem Mann nach dem Ende der Nazizeit ihre zerrissene Familie wieder vereinen will. Für diese Rolle wurde Wokalek für den Bayerischen Fernsehpreis nominiert und erhielt zusammen mit Regisseur Glasner und den anderen Hauptdarstellern einen Grimme-Preis in Gold. Ebenfalls 2017 sah man sie in Jan Speckenbachs Drama "Freiheit" (DE/SK) als Ehefrau und Mutter, die praktisch über Nacht ihre Familie verlässt und ihre Vergangenheit abzustreifen versucht. Leichterer Stoff war Detlev Bucks Ensemble-Komödie "Wuff - Folge dem Hund" (2018), mit Wokalek als unglücklich verheirateter Frau.
Daneben blieb Wokalek auch der Bühne treu. So sah man sie 2019 am Wiener Burgtheater in "Die Ratten". Am Tanztheater Wuppertal wirkte sie in "Er nimmt sie an die Hand und führt sie in das Schloß, die anderen folgen" (2019) und "Die sieben Todsünden, Teil II: Fürchtet euch nicht" (2020) mit. Am Berliner Ensemble stand sie 2023 in "Ich hab die Nacht geträumet. Ein Schauspiel mit Musik" auf der Bühne.
Ihr Hauptbetätigungsfeld blieben gleichwohl Kino und Fernsehen. Sie gehörte zum Ensemble der Siegfried-Lenz-Verfilmung "Deutschstunde" (2019) und gab in der Komödie "Beckenrand Sheriff" (2021) eine kauzige Schwimmtrainerin – für diese Rolle erhielt sie einen Bayerischen Filmpreis. Frauke Finsterwalder besetzte sie in "Sisi & Ich" (DE/AT/CH 2023) als Gräfin Festetics, die historische Hofdame der Kaiserin Sisi.
Daneben übernahm Wokalek Episodenrollen in verschiedenen Krimireihen, zum Beispiel die Titelrolle der Freiburger "Tatort"-Folge "Saras Geständnis" (2022). Ab 2023 hatte sie in der ARD-Krimireihe "Polizeiruf 110" eine feste Hauptrolle als Münchner Kriminalhauptkommissarin Cris Blohm.
Im preisgekrönten Kinofilm "Milch ins Feuer" (2024), der in hohenlohischem Dialekt gedreht wurde, sah man Wokalek an der Seite von Laiendarsteller*innen als Bäuerin, die gemeinsam mit ihren Töchtern und Enkelinnen einen Hof führt.