Werkschau Jeanine Meerapfel im Kino des DFF

Anknüpfend an die Filmreihe zur aktuellen Ausstellung "Ausgeblendet / Eingeblendet - Eine jüdische Filmgeschichte der Bundesrepublik" im Jüdischen Museum Frankfurt zeigt das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum im September und Oktober eine Werkschau von Jeanine Meerapfel, die im Juni 80 Jahre alt geworden ist. Die Regisseurin und Drehbuchautorin ist am 28. September zu Gast im Kino des DFF.

 

Jeanine Meerapfel wuchs als Tochter deutsch-jüdischer Emigrierter in Argentinien auf. 1964 kam sie nach Deutschland und studierte am Institut für Filmgestaltung der Hochschule für Gestaltung in Ulm, etwa bei Alexander Kluge und Edgar Reitz. Nach dem Studium gründete sie mit anderen Studierenden aus Ulm das Frankfurter Filmkollektiv Eppelwoi Motion Pictures, es entstanden "Am Ama am Amazonas" und "Zwickel auf Bizyckel" (beide 1969). Später zog sie nach Berlin, wo sie 1981 ihren ersten Spielfilm "Malou" drehte. Kurz darauf folgte der autobiografische Dokumentarfilm "Im Land meiner Eltern". In ihren Filmen ergründet Jeanine Meerapfel ihre eigene Geschichte, beschäftigt sich mit jüdischen Themen ("Der deutsche Freund", "Annas Sommer"), Migrationsgeschichte ("Die Kümmeltürkin geht") und bringt ihre Erfahrungen auf zwei Kontinenten ein. In drei Filmen widmet sie sich den Opfern der argentinischen Diktatur. 1990 erhielt sie eine Professur im Bereich Film und Fernsehen an der Kunsthochschule für Medien in Köln, seit 2015 ist Jeanine Meerapfel Präsidentin der Akademie der Künste Berlin.

Die Filme der Werkschau im September:

"Die Kümmeltürkin geht" (BRD 1985)
Dienstag, 12. September, 18 Uhr
In einer Mischung aus dokumentarischer Beobachtung, Interviews und nachgedrehten Szenen zeichnet Jeanine Meerapfel in ihrem Film "Die Kümmeltürkin geht" das Portrait von Melek Tez, einer jungen Frau, die 1970 aus der Türkei nach Berlin kam, um dort zu arbeiten. Vorurteilen und rassistischen Anfeindungen begegnete sie zunächst mit Humor, aber nach vierzehn Jahren hat sie resigniert und kehrt in die Türkei zurück. Der Film führt diesen Lebensweg und die damit verbundene Problematik ohne große Parolen, aber umso eindringlicher vor.

"Der deutsche Freund" (DE/ARG 2012)
Freitag, 15. September, 18 Uhr | Dienstag, 19. September, 18 Uhr
"Der deutsche Freund" beginnt in den 1950er Jahren in Buenos Aires und verfolgt dann das Schicksal von Sulamit, Tochter jüdischer Eltern, und Friedrich, der aus einer Nazifamilie kommt, die nach dem Krieg in Argentinien untertauchte. Die beiden lernen sich kennen und verlieben sich ineinander, aber Friedrich reist nach Deutschland, um der Vergangenheit seines Vaters nachzuforschen. Jeanine Meerapfel gelang hier nicht nur eine Aufarbeitung ihrer eigenen Biographie, sondern auch ein großes zeitgeschichtliches Panorama, das Student*innenbewegung und Militärdiktatur einschließt.

Jeanine Meerapfel zu Gast im Kino des DFF:
"Die Verliebten" (BRD 1987) Donnerstag, 28. September, 18 Uhr
Am Donnerstag, 28. September, ist Jeanine Meerapfel persönlich zu Gast im Kino des DFF und spricht über ihren Film "Die Verliebten". Im Film reist eine Fernsehjournalistin, die selbst Tochter sogenannter Gastarbeiter*innen ist, nach Jugoslawien, um eine Reportage zu drehen. Dabei trifft sie einen Deutschen, der die Orte besucht, an denen sein Vater als Soldat eingesetzt war. Auf sensible Weise erörtert der Film Probleme verschiedener Identitäten.

Weitere Filme von Jeanine Meerapfel im Oktober
Di, 3.10., 18 Uhr: "Malou" (1981)
Mi, 5.10., 20:30 Uhr: "La Amiga" (1988)
Sa, 14.10., 18 Uhr: "Desembarcos" (1989)
Di, 17.10., 20:30 Uhr: "Amigomio" (1994)
Do, 19.10., 18 Uhr | So, 22.10., 20:30 Uhr: "Annas Sommer" (2001)

Quelle: www.dff.film