Verleihung des Heiner-Carow-Preises 2019 an Annekatrin Hendel

Die DEFA-Stiftung hat den Film "Schönheit & Vergänglichkeit" von Annekatrin Hendel mit dem diesjährigen Heiner-Carow-Preis ausgezeichnet.

 

In der Begründung der Jury heißt es:
"Schönheit & Vergänglichkeit" ist ein Film, der berührt. Annekatrin Hendel kommt ihren Protagonisten mit einer besonderen Leichtigkeit nahe, gibt ihren Raum, betrachtet sie zärtlich und lässt sich dennoch nicht blenden. Der Titel ist Programm und trotzdem überrascht der Film: Es geht ums Altern, um die Vergänglichkeit – Themen, die gerade in der hedonistischen, im Aufbruch befindlichen Welt, in der sich ihre Protagonisten in den 1980er Jahren in Ostberlin begegneten, kein Thema war. Sie lebten radikal im Jetzt - und tun das noch immer. Sie sind sich über die Zeit in ihrem Anderssein treu geblieben - und auch der Film bleibt sich treu und ist auch eine Liebeserklärung voller Hoffnung und Schönheit, an eine faszinierende Stadt im Wandel, an Berlin. "Schönheit & Vergänglichkeit" zelebriert das Leben und die Freundschaft, danke für diesen Film!"

Nach der Preisverleihung wurde Heiner Carows zweiter DEFA-Spielfilm "Sie nannten ihn Amigo" (1958) in Anwesenheit des Hauptdarstellers Ernst-Georg Schwill gezeigt. Die Vorführung erfolgte mit Audiodeskription und Untertiteln für Hörgeschädigte. Die Veranstaltung war barrierefrei und fand in Kooperation mit dem Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, statt.

Jürgen Dusel beglückwünschte die Preisträgerin und hob besonders die Bedeutung der Barrierefreiheit in verschiedenen Filmgenres hervor: "Menschen mit Behinderungen wollen wie alle anderen auch ins Kino gehen oder Kultur genießen - und sie haben ein Recht darauf. Dabei geht es neben der baulichen Barrierefreiheit auch um die Zugänglichkeit zu Filmen beispielsweise durch Audiodeskriptionen für Menschen mit Sehbehinderungen oder Untertitel für gehörlose Menschen. Wichtig ist auch, dass nicht nur aktuelle Filme im Kino barrierefrei verfügbar sind, sondern zum Beispiel auch Essay- und Dokumentarfilme und unser Filmerbe, wie die Carow-Preisverleihung verdeutlicht. Barrierefreiheit ist etwas, das alle angeht und von dem alle profitieren können. Die Heiner-Carow-Preisverleihung ist ein gutes Beispiel, genauso wie die anderen barrierefreien Angebote der Berlinale. Ich wünsche mir in den nächsten Jahren aber natürlich noch eine deutliche Steigerung dieser Angebote."

Der mit 5.000 Euro dotierte Heiner-Carow-Preis wurde 2019 zum siebten Mal verliehen. Über die Vergabe entschied eine dreiköpfige Jury, bestehend aus Henrika Kull (Regisseurin und Produzentin), Maren Liese (DEFA-Stiftung) und Pierre Sanoussi-Bliss (Schauspieler und Regisseur). In der Auswahl waren deutsche Spiel-, Dokumentar- oder Essayfilme aus der Sektion Panorama.

In den vergangenen Jahren erhielten die Auszeichnung u. a. Wolfgang Fischer für "Styx" (2018), Doris Dörrie für "Grüße aus Fukushima" (2016) sowie Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck und Heiko Lange für "B–Movie: Lust & Sound in West-Berlin" (2015). Annekatrin Hendel gewinnt den Heiner-Carow-Preis bereits zum zweiten Mal: 2017 erhielt sie die Auszeichnung für "Fünf Sterne".

Mit dem Preis erinnert die DEFA-Stiftung an den Regisseur Heiner Carow (1929-1997), der in den Babelsberger DEFA-Studios unter anderem Filme wie "Sheriff Teddy" (1957), "Die Russen kommen" (1968/87), "Die Legende von Paul und Paula" (1973), "Ikarus" (1975), "Bis daß der Tod Euch scheidet" (1978) und "Coming out" (1988/89) inszenierte. Für "Coming out" erhielt er im Februar 1990 den Silbernen Bären im Berlinale-Wettbewerb.

Quelle: www.defa-stiftung.de