Jörg Schmidt-Reitwein gestorben

Wie erst heute bekannt wurde, ist der Kameramann Jörg Schmidt-Reitwein bereits am 21. August gestorben. Schmidt-Reitwein gehörte zu den renommiertesten Vertretern seiner Zunft und hat im Lauf seiner Karriere mit Regiegrößen wie Werner Herzog, Alexander Kluge und Herbert Achternbusch zusammengearbeitet.

 

Durch seinen Vater, einen Künstler, kam der 1939 geborene Schmidt-Reitwein bereits in jungen Jahren mit der Kunstwelt in Kontakt. Trotzdem studierte er in der DDR zunächst Physik, bevor er im Medium Film die Möglichkeit erkannte, sein Interesse an Technik und künstlerischer Ausdrucksform zu verbinden.

1961 vom DDR-Regime wegen versuchter Fluchthilfe zu einer hohen Haftstrafe verurteilt, wurde er schließlich von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft und konnte in den Westen übersiedeln. Dort begann er seine Karriere als Kameraassistent, bis ihm mit Werner Herzogs "Fata Morgana" (1971) der Durchbruch gelang – der Beginn einer zehnjährigen Zusammenarbeit, in deren Verlauf Herzog und Schmidt-Reitwein sechs Spielfilme und zwölf Dokumentarfilme drehten, darunter die Klassiker "Jeder für sich und Gott gegen alle" (1974), "Nosferatu - Phantom der Nacht" (1978) und "Woyzeck" (1979).

Zweimal wurde er für seine Bildgestaltung bei Herzog-Filmen mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet: 1976 für "Herz aus Glas", 1984 für "Wo die grünen Ameisen träumen".

Daneben arbeitete Schmidt-Reitwein mit weiteren bedeutenden Regisseur*innen des Neuen Deutschen Films, zum Beispiel mit Alexander Kluge ("Die Patriotin"), Werner Schroeter ("Liebeskonzil") und vor allem Herbert Achternbusch, mit dem er zwölf Filme drehte, darunter den Skandalfilm "Das Gespenst" (1983).

Als er in den 1990er-Jahren verstärkt fürs Fernsehen zu arbeiten begann – unter anderem drehte er einige "Tatort"-Episoden mit dem Regisseur Markus Fischer – zählte Schmidt-Reitwein längst zu den bedeutendsten Kameramännern Deutschlands und speziell des Neuen Deutschen Films. 2011 zog er sich vom aktiven Filmgeschäft zurück. Seine Filmografie umfasst über 80 Titel.

Jörg Schmidt-Reitwein, der auch als Dozent an verschiedenen Hochschulen lehrte, ist am 21. August in seiner bayerischen Wahlheimat gestorben. Er wurde 84 Jahre alt.