Inhalt
Eigentlich hat der Bankangestellte Rolf Köster alles, was man sich in einem kleinbürgerlichen Leben nur wünschen kann: einen sicheren Job, zwei sympathische Kinder, ein hübsches Eigenheim und eine nette Ehefrau. Aber gerade diese absolut durchschnittliche Normalität scheint Rolf allmählich in den Wahnsinn zu treiben. Als sein Chef ihm eine Woche Urlaub verordnet, bricht Rolf aus der Routine seines Lebens aus: Ohne seiner Familie von seinem "Zwangsurlaub" zu erzählen, geht er wie gewohnt jeden Tag aus dem Haus – und versucht, die Tage in "Freiheit" zu genießen. Zunächst gelingt ihm das nicht so recht. Bis er die exzentrische Taxifahrerin Sophie kennen lernt. Durch sie lernt er, sich frei zu machen von den Zwängen des Alltags. Doch die Woche hält für Klaus nicht nur fröhliche Überraschungen bereit...
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Seine Frau Helga nimmt ihm die Betreuung der beiden eigenwilligen, ja schwierigen Kinder weitgehend ab, schon um alles und alle stets unter Kontrolle zu haben. Sie ist Lehrerin an der Schule, auf die ihre zwölfjährige Tochter Berit geht, ein etwas versponnenes, ernstes Mädchen, das Probleme hat, unter ihren Klassenkameradinnen Freundschaften zu schließen. Viel lieber beschäftigt sie sich mit Problemen, die für Gleichaltrige keine Rolle spielen: Berit interessiert sich für demenzkranke Menschen, besucht mehrfach ein Pflegeheim, informiert sich über Menschen, für die die Welt auf dem Kopf steht.
Ihr jüngerer, kurz vor der Einschulung stehender Bruder Paul benimmt sich merkwürdig und scheint nur bei Berit auf Verständnis zu stoßen: Der Siebenjährige will buchstäblich stets mit dem Kopf durch die Wand, weshalb er, um Kopfverletzungen zu vermeiden, stets mit einem Helm durchs Leben geht – daheim wie im Kindergarten.
Rolf, der vor dem Frühstück, das er freudlos nach der Eieruhr zu sich nimmt, einige Runden im nahen Stadion joggt, fühlt sich körperlich unwohl. Als ein befreundeter Arzt keine physischen Ursachen findet, alle (Blut-) Werte liegen im normalen Bereich, gibt er ihm eine schier unlösbare Aufgabe: Rolf soll drei Dinge zu Papier bringen, die ihn glücklich machen. Er findet nicht ein einziges und als ihm auch in seinem Sparkassen-Glaskäfig plötzlich übel wird, schickt ihn sein Chef kurzerhand für eine Woche in den Erholungsurlaub.
Rolf gelingt es nicht, seiner Familie davon zu erzählen. Zu sehr ist seine Gattin damit beschäftigt, mit ihrer Klasse ein Theaterstück einzuüben. Zum Kulissenbau muss sogar die eigene Garage herhalten und die Wohnung mutiert zum einzigartigen Malersaal. So beschließt er, in der ihm unvermutet geschenkten Woche ein Doppelleben zu führen. Rolf geht wie üblich jeden Morgen aus dem Haus – und scheinbar zur Arbeit. In Wirklichkeit jedoch unternimmt er, begleitet von der jungen, chaotischen Taxifahrerin Sophie (ein Engel mit viel menschlicher Wärme: Meret Becker), Entdeckungsreisen durch seine nächste Umgebung, auf denen er den Menschen seiner Stadt neu begegnet – angefangen vom verschrobenen, hundeliebenden Nachbarn Laruzo über Zufallsbegegnungen im Taxi bis hin zu seinen Kindern, deren Verhalten er allmählich zu verstehen scheint und mit denen er regelrecht Freundschaft schließt.
Als Rolf seine Frau zufällig in einem Supermarkt sieht, beginnt er sie heimlich zu beobachten. Er wird neugierig, wer sich eigentlich hinter dem Menschen verbirgt, mit dem er schon so viele Jahre zusammenlebt und den er in letzter Zeit kaum wahrgenommen hat. So kommt er dahinter, dass Helga ein Verhältnis mit dem Schulleiter hat. Nach und nach beginnt Rolf, sein Leben mit anderen Augen zu sehen. Am Ende seiner Urlaubswoche wird er zwar die Gattin verloren, aber die Neugierde auf sich und das Leben zurückgewonnen haben...
Bereits mit ihrem Kurzfilm „Meine Eltern“ gewann die 28-jährige Neele Leana Vollmar 2003 bei den Hofer Filmtagen den Kodak-Förderpreis. Zahlreiche Einladungen zu internationalen Festivals folgten – und nun „Urlaub vom Leben“, ihr Diplom-Abschlussfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg. Die melancholische Komödie reüssierte bei der Uraufführung in Hof sowie in der Folge bei knapp einem halben Dutzend weiterer Festivals.
„Urlaub vom Leben“ ist ein stiller, realistischer Film, der erzählt, wie ein Familienvater sich und seiner Familie etwas von der Leichtigkeit zurückerobert, die in der lähmenden Routine des Alltags zu oft verloren geht. Die kurze Freundschaft mit Sophie („Die Straßen und ich stehen ein bisschen auf Kriegsfuß“) gibt Rolfs Leben eine entscheidende Wendung, wobei Nele Leana Vollmar am Ende offen lässt, ob diese das Glücksversprechen des Filmtitels einhält. Die Erstausstrahlung erfolgte am 4. Juli 2007 im ZDF.
Meret Becker im Presseheft: „Das Schöne bei der Rolle ist, dass sie zwei Ebenen hat, dass man sie real lesen kann, dass man sie aber auch wie ein Märchen lesen kann. ’Urlaub vom Leben’ ist ein Film über das, was einem so passiert, dass das Leben stagniert, und da so eine Märchenfigur reinzubringen, finde ich schön. Aber man kann sie natürlich auch ganz real begründen, sie ist nicht wirklich eine Märchenfigur. Es gibt diese Märchenfiguren ja auch im richtigen Leben, die auftauchen, alles aufwirbeln und wieder verschwinden.“
Pitt Herrmann