Direkt zum Inhalt
Startseite
Veröffentlicht auf filmportal.de (https://www.filmportal.de)

Asta Nielsen

Weitere Namen
Asta Sofie Amalie Nielsen (Geburtsname)
Date of Birth
09/11/1881 - 12:00
Geburtsort
Kopenhagen, Dänemark
Sterbedatum
05/25/1972 - 12:00
Sterbeort
Kopenhagen, Dänemark
Biografie

Asta Sofie Amalie Nielsen wird am 11. September 1881 in Kopenhagen als zweites Kind einer armen Familie geboren. Der Vater Jens Christian Nielsen ist Arbeiter, oft krank und zeitweise arbeitslos. Die Mutter Ida Frederikke Nielsen geb. Petersen sichert durch Waschen und Putzen die Existenz der Familie. Asta wächst in Schweden und Dänemark auf. Die erste Verbindung zum Theater entsteht in ihrer Schulzeit. Durch ihre schöne Stimme fällt sie im Gesangsunterricht auf und darf im Chor des Königlichen Theaters von Kopenhagen mitsingen. 1895, mit vierzehn Jahren, geht Asta von der Schule ab, ohne viel mehr als Rechnen und Schreiben gelernt zu haben. Im gleichen Jahr stirbt der Vater. Sie muss nun zum Lebensunterhalt der Familie beitragen, die Mutter will sie als Verkäuferin ausbilden lassen. Asta aber will Schauspielerin werden.

Es gelingt ihr, einen Vorsprechtermin am Theater zu erhalten und durch Begabung aufzufallen. Sie erhält kostenlosen, privaten Schauspielunterricht, der sie auf die Schule am Königlichen Theater vorbereitet. In dieser Zeit wird ihre uneheliche Tochter Jesta geboren, Asta Nielsen weigert sich, den Vater des Kindes zu heiraten.

1902 erhält sie schließlich ein Engagement am Kopenhagener Dagmar-Theater, an dem sie drei Jahre arbeitet. Da ihr die ersehnten Hauptrollen versagt bleiben, zieht sie mit einem Tournee-Theater durch Skandinavien. Doch der große Durchbruch zur gefeierten Schauspielerin gelingt wieder nicht, ihr Repertoire ist auf Nebenrollen beschränkt. Sie kehrt nach Kopenhagen zurück und ist ab 1908 am Neuen Theater engagiert. Wieder werden für sie geeignete Rollen mit anderen Schauspielerinnen besetzt, schließlich wird sie gar nicht mehr beschäftigt.

1910 kommt sie zusammen mit Urban Gad, einem jungen künstlerischen Berater und Bühnenbildner, auf die Idee, einen Film zu drehen. Gad schreibt das Buch und führt Regie, und Nielsen spielt die ersehnte Hauptrolle in "Afgrunden". Der Film hat in Dänemark wie in der ganzen Welt einen unerwartet großen Erfolg. Dennoch bleiben in Nielsens Heimat die großen, lukrativen Filmangebote für den frischgebackenen Weltstar aus.

Um so schneller aber reagiert die noch schwach entwickelte deutsche Filmindustrie. Die Deutsche Bioscop engagiert Nielsen 1911 für zwei Filme ("Heißes Blut" und "Nachtfalter"). Nachdem auch diese Filme Erfolg haben, setzt ein "Pokerspiel" verschiedener Filmproduzenten um Nielsen und Gad ein. Dem Gewinner winken "garantiert" profitversprechende Filme. Paul Davidson, einer der Beteiligten, formuliert es so: "Ein Geschäft für die Welt".

1911 schließen Nielsen und Gad einen Vertrag über 24 Filme mit der Projektions-AG "Union" (PAGU) ab, je acht Nielsen-Filme sollen pro Jahr hergestellt werden. Dabei läßt man Nielsen und Gad bei den Inhalten der Filme, die auf ihre Person zugeschnitten sind, weitgehend freie Hand. Nielsen und Gad heiraten 1912; sie trennen sich bereits drei Jahre später, damit ist auch ihre Zusammenarbeit beendet.

Nielsens Rollenspektrum erstreckt sich vor allem auf Frauen, die in dramatische oder gar tragische Konflikte geraten, die ihr bisher geordnetes Leben durch nicht standesgemäße Liebschaften "gefährden" und die entweder in die Gesellschaft zurückfinden oder aus ihr verstoßen werden und sterben. Es entstehen Filme wie "Nachtfalter" (1911), "Der fremde Vogel" (1911), "Die arme Jenny" (1912). Nielsen ist aber auch in einigen komischen Rollen zu sehen, z.B. in "Jugend und Tollheit" (1913) und "Engelein" (1914).

Ihre Filme haben in der ganzen Welt einen immensen Erfolg. Und Kritiker überschlagen sich in Lobeshymnen, um ihr Spiel zu rühmen, sie erhält den Beinamen: "Die Duse des Films".

Nach Auslaufen des Vertrages mit der PAGU und dem Ende ihrer Arbeit mit Gad beteiligt sich Nielsen 1916 mit eigenen finanziellen Mitteln an der Produktion von acht Filmen für die Neutral-Film, es entstehen u.a. "Das Liebes-ABC", "Dora Brandes", "Das Eskimobaby". Durch einen Unglücksfall verbrennt ein Teil der Negative dieser Filme. Nielsen verlebt den Rest des Krieges in ihrer Heimat Dänemark.

Nach Kriegsende kehrt sie zum deutschen Film zurück. Ihr Rollenfach umfasst auch weiterhin überwiegend tragische und dramatische Rollen, bisweilen einige wenige Komödien. Die Theater- und Literaturverfilmungen überwiegen. Sie spielt u.a. unter der Regie von Ernst Lubitsch in "Rausch" (1919), eine Verfilmung des Theaterstücks von August Strindberg, in Carl Froelichs "Irrende Seelen" (1921) nach Dostojewskis Roman "Der Idiot", in Leopold Jessners "Erdgeist" (1923) nach dem Schauspiel von Frank Wedekind und in "Hedda Gabler" (1925) nach dem Bühnenstück von Henrik Ibsen.

Nielsen, oft unzufrieden mit den ihr angebotenen Rollen und Drehbüchern, gründet eine eigene Firma, die Art-Film, um ihre Vorstellungen vom künstlerischen Film zu verwirklichen. Ihre erste Produktion ist "Hamlet" (1920), sie selbst übernimmt die Titelrolle. Weiter produziert sie "Fräulein Julie" (1921), eine Strindberg-Verfilmung, danach folgt "Der Absturz" (1922), in dem die Liebe einer alternden Frau zu einem jüngeren Mann thematisiert wird. Diese drei Filme bleiben die einzigen, die sie als Produzentin realisieren kann.

Auch in der Weimarer Zeit verkörpert sie immer wieder Frauen, die "unschuldig" oder "selbst verschuldet" in tragische Krisensituationen geraten. Frauen, die "unstandesgemäße" Liebesbeziehungen eingehen, Frauen, die auf der untersten Stufe der Gesellschaft stehen, arme Frauen und Prostituierte, wie in "Die freudlose Gasse" (1925) und in "Dirnentragödie" (1927).

Viele Filme der Nielsen sind von der Handlung her trivial, doch sie nimmt die Rollen dann an, wenn sie ihr gute Ausdrucksmöglichkeiten bieten. Noch immer von der Kritik und vom Publikum geachtet, wird sie dennoch oft von weniger begabten, dafür aber jüngeren Kolleginnen in den Schatten gestellt, so in "Die freudlose Gasse" wo Nielsen eine der beiden Hauptrollen spielt und Garbo "aussieht".

Nielsens auch öffentlich geäußerte Kritik an der Filmindustrie macht sie bei Produzenten unbeliebt. 1925 setzt ein regelrechter Boykott gegen sie ein, der erst 1927 durchbrochen wird. Ihre kritische Haltung wird u.a. auch an ihrem Einsatz für den linksgerichteten Volksverband für Filmkunst deutlich, dessen Ehrenausschuss sie 1928 bei seiner Gründung angehört.

Der schlechten Drehbücher müde, erinnert sich Nielsen ihrer Anfänge am Theater. Ihr gelingt das Comeback, und nun spielt sie auf der Bühne die Hauptrollen, auf die sie als junge Schauspielerin vergeblich gehofft hatte. Sie geht u.a. mit "Rita Cavallini" von Edward Sheldon und "Die Kameliendame" von Alexandre Dumas auf Tournee. Ihre Theatererfolge versetzen sie in die Lage, Filmrollen ablehnen zu können. Erst 1932 nimmt sie wieder eine Filmrolle an, es bleibt ihr erster Tonfilm und gleichzeitig ihr letzter Film: "Unmögliche Liebe".

Der Abschied vom Film fällt Nielsen aufgrund der politischen Entwicklung im Deutschen Reich nicht schwer. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und der damit verbundenen Emigration namhafter Filmkünstler bietet ihr Goebbels eine eigene Filmproduktion an. Nielsen lehnt ab, bleibt aber zunächst in Deutschland und spielt Theater. 1937 kehrt sie endgültig nach Dänemark zurück. Dort steht sie 1939 erstmals wieder auf einer Bühne in dem Stück "Tony zeichnet ein Pferd" von Lesley Storm. Als 1940 deutsche Truppen Dänemark besetzen, bietet man ihr die Rückkehr zum deutschen Film an. Nielsen lehnt wiederum ab. Ihre Theaterarbeit wird dadurch erneut unterbrochen. Sie beginnt ihre Memoiren zu schreiben, die 1945/46 unter dem Titel "Den tiende Muse" erscheinen.

Nach dem Krieg kehrt sie weder zum Film noch zum Theater zurück. Einige geplante Filmprojekte zerschlagen sich, darunter ein Kriminalfilm mit dem Titel "Der Koffer" von Claude Chabrol, in dem sie die Hauptrolle übernehmen und vier Männer ermorden sollte. Asta Nielsen beginnt stattdessen zu malen und stellt Stoffcollagen her, gestaltet u.a. Selbstporträts, die sie zum Teil aus ihren alten Filmkostümen arbeitet. Darüber hinaus macht sie Rundfunksendungen, in denen sie alten Menschen Lebenshilfen gibt, und schreibt etliche Kurzgeschichten für Zeitungen. Obwohl sie Journalisten gegenüber zurückhaltend ist, erklärt sie sich bereit, an einem Film über ihre Arbeit mitzuwirken. Unzufrieden mit dem Ergebnis lässt sie den Film sperren und beginnt einen eigenen Film über ihr Leben herzustellen: "Asta Nielsen" (1968). Darin berichtet sie über ihre Arbeit und zeigt Ausschnitte aus ihren Filmen.

1969 begegnet sie dem dänischen Kunsthändler Christian Theede, den sie 1970 mit 88 Jahren heiratet. Männer haben ihr laut eigener Aussage trotz zweier Ehen, einer langjährigen Freundschaft und zahlreicher Verehrer nie allzuviel bedeutet. Mittelpunkt ihres Lebens war ihre Familie, ihre Schwester und ihre Tochter, die sich 1964 nach dem Tode ihres Mannes das Leben nahm. Erst in ihrer dritten Ehe mit Christian Theede entdeckt sie für sich eine erfüllte und glückliche Liebe.

Am 25. Mai 1972 stirbt Asta Nielsen in Kopenhagen an den Folgen eines Unfalls. In über 70 Filmen hat Asta Nielsen mitgespielt und rund 30 sind davon heute zugänglich, die größte Sammlung befindet sich im Dänischen Filmmuseum in Kopenhagen.

CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film
© 1984ff edition text+kritik im Richard Boorberg Verlag, München.

 

 

 

Filmography
1968
Asta Nielsen
  • Mitwirkung
  • Regie
1957/1958
Das gab's nur einmal
  • Mitwirkung
1932
Unmögliche Liebe (Vera Holgk und ihre Töchter)
  • Darsteller
1928/1929
Rund um die Liebe
  • Mitwirkung
1927
Das gefährliche Alter
  • Darsteller
1927
Kleinstadtsünder
  • Darsteller
1927
Gehetzte Frauen
  • Darsteller
1927
Dirnentragödie
  • Darsteller
1926/1927
Laster der Menschheit
  • Darsteller
1925
Die Gesunkenen
  • Darsteller
1925
Die freudlose Gasse
  • Darsteller
1924/1925
Athleten
  • Darsteller
1923-1925
Lebende Buddhas
  • Darsteller
1924
Hedda Gabler
  • Darsteller
1924
Die Frau im Feuer
  • Darsteller
1924
Die Schmetterlingsschlacht
  • Darsteller
1923/1924
Der Film im Film
  • Mitwirkung
1923/1924
Das Haus am Meer
  • Darsteller
1923
I.N.R.I.
  • Darsteller
1922/1923
Erdgeist
  • Darsteller
1922
Die Tänzerin Navarro
  • Darsteller
1922
Der Absturz
  • Darsteller
  • Produzent
1922
Vanina
  • Darsteller
1921/1922
Brigantenrache
  • Darsteller
1921
Fräulein Julie
  • Darsteller
  • Produzent
1921
Die Geliebte Roswolskys
  • Darsteller
1920/1921
Irrende Seelen
  • Darsteller
1920
Steuermann Holk
  • Darsteller
1920
Kurfürstendamm
  • Darsteller
1919/1920
Graf Sylvains Rache
  • Darsteller
1919/1920
Der Reigen
  • Darsteller
1920/1921
Hamlet
  • Darsteller
  • Produzent
1919
Nach dem Gesetz
  • Darsteller
1919
Mod lyset
  • Darsteller
1919
Das Ende vom Liede
  • Darsteller
1919
Rausch
  • Darsteller
1916/1917
Das Eskimobaby
  • Darsteller
1916/1917
Im Lebenswirbel
  • Darsteller
1916/1917
Die Rose der Wildnis
  • Darsteller
1916/1917
Der erste Patient
  • Darsteller
1916
Dora Brandes
  • Darsteller
1916
Das Liebes-ABC
  • Darsteller
1916
Die Börsenkönigin
  • Darsteller
1916
Das Waisenhauskind
  • Darsteller
1914/1915
Weisse Rosen
  • Darsteller
1914/1915
Die Tochter der Landstraße
  • Darsteller
1914/1915
Die ewige Nacht
  • Darsteller
1914-1916
Aschenbrödel
  • Darsteller
1914/1915
Die falsche Asta Nielsen
  • Darsteller
1914/1915
Engeleins Hochzeit
  • Darsteller
1914/1915
Vordertreppe und Hintertreppe
  • Darsteller
1915
Modenschau 1915
  • Darsteller
1914
Das Feuer
  • Darsteller
1913/1914
Zapatas Bande
  • Darsteller
1913/1914
Das Kind ruft
  • Darsteller
1913
Die Filmprimadonna
  • Darsteller
1913
S 1
  • Darsteller
1913
Die Suffragette
  • Darsteller
1912/1913
Der Tod in Sevilla
  • Darsteller
1912/1913
Die Sünden der Väter
  • Darsteller
1912/1913
Komödianten
  • Darsteller
1913
Engelein
  • Darsteller
1912
Das Mädchen ohne Vaterland
  • Darsteller
1912
Wenn die Maske fällt
  • Darsteller
1912
Der Totentanz
  • Darsteller
1912
Die Kinder des Generals
  • Darsteller
1911/1912
Die arme Jenny
  • Darsteller
1912
Zu Tode gehetzt
  • Darsteller
1911/1912
Die Macht des Goldes
  • Darsteller
1912/1913
Jugend und Tollheit
  • Darsteller
1911
Die Verräterin
  • Darsteller
1911
Der fremde Vogel
  • Darsteller
1911
Balletdanserinden
  • Darsteller
1911
Zigeunerblut
  • Darsteller
1911
In dem großen Augenblick
  • Darsteller
1911
Den sorte drøm
  • Darsteller
1911
Großstadtversuchungen
  • Darsteller
1911
Nachtfalter
  • Darsteller
1910
Afgrunden
  • Darsteller
URL: https://www.filmportal.de/person/asta-nielsen_485e2acc873649f68c623508ddecf5bb