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Veröffentlicht auf filmportal.de (https://www.filmportal.de)

Johann Feindt

Date of Birth
03/16/1951 - 12:00
Geburtsort
Hamburg
Biografie

Johann Feindt wurde am 16. März 1951 in Hamburg geboren. Nach dem Abitur (1970) studierte er für einige Jahre Medizin in Berlin und absolvierte seine Zeit als Medizinalassistent in der chirurgischen und internen Abteilung des Kreuzberger Urban-Krankenhauses. 1976 wechselte Feindt schließlich das Fach und bewarb sich mit Erfolg an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb). Bereits während dieses Studiums drehte er mehrere abendfüllende Dokumentarfilme, so etwa "Unversöhnliche Erinnerungen" (1979, zusammen mit Karl Siebig und Klaus Volkenborn), über zwei Deutsche, die im Spanischen Bürgerkrieg (1936-38) auf gegnerischen Seiten kämpften; bei der Leipziger Dokumentarfilmwoche gewann der Film die Goldene Taube und den Preis der FIPRESCI-Jury; beim Preis der deutschen Filmkritik wurde er als Bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.

Für seine Abschlussarbeit "Der Versuch zu leben" (1983) brachte Feindt seine beiden Ausbildungen in Einklang: der abendfüllende Dokumentarfilm zeigt den Alltag in der Notaufnahme des Urban-Krankenhauses. Dabei galt Feindts Interesse neben den Ärzt*innen auch den Sozialgeschichten der Patient*innen und wie es zur Einlieferung kam; dadurch thematisierte er auch die gesellschaftlichen Ursachen für Einsamkeit und Perspektivlosigkeit und die daraus folgenden Krankheiten wie Alkoholismus oder Depression. "Der Versuch zu leben" wurde beim Internationalen Film Festival Mannheim uraufgeführt und mit dem 'Filmdukat' ausgezeichnet. Beim Deutschen Filmpreis gewann Feindt ein Filmband in Silber.

Nach seinem Abschluss begann Johann Feindt als Regisseur und Kameramann zu arbeiten. So zeichnete er unter anderem bei Dokumentarfilmen wie Jeanine Meerapfels "Die Kümmeltürkin geht" (1985) und Rolf Schübels "Landunter?" (1988) für die Bildgestaltung verantwortlich. Für seinen eigenen Dokumentarfilm "Nachtjäger" (1988) begleitete er Kölner Fotografen und Reporter bei ihrer Jagd nach der nächsten Story. Zusammen mit Jeanine Meerapfel, Helga Reidemeister, Tamara Trampe und Dieter Schumann realisierte er "Im Glanze dieses Glückes" (1990). Der Film zeigt in Interviews und Eindrücken aus Orten der DDR die Betroffenheit der Bürger über die politischen Ereignisse – in positiver wie negativer Hinsicht. "Im Glanze dieses Glücks" wurde im September 1990 beim Internationalen Film Festival von San Sebastián (Spanien) uraufgeführt.

In Co-Regie mit Tamara Trampe drehte er "Der schwarze Kasten": Bereits 1990 begonnen und 1992 fertig gestellt, sprechen sie darin mit dem ehemaligen Professor und Stasi-Offizier Dr. Jochen Girke über seine Täterrolle in der DDR, ohne jedoch in simples Schwarz-Weiß-Denken zu verfallen. Für "Blockade" (1992, Regie zusammen mit Thomas Kufus) begab Feindt sich in Sankt Petersburg auf die Spuren der deutschen Blockade während des Zweiten Weltkriegs. "Wundbrand Sarajevo, 17 Tage im August" (DE/FR 1994), den Feindt zusammen mit Didi Danquart realisierte, porträtiert den Alltag im belagerten Sarajevo 1993.  

Feindts experimenteller Dokumentarfilm "Mein Freund, der Minister" (1998), über das politische Engagement des haitianischen Filmemachers Raoul Peck, feierte beim Dokumentarfilmfestival Nyon (Schweiz) Premiere. Für seinen TV-Dokumentarfilm "Reporter vermisst" (2003), über die Arbeit von Kriegsberichterstattern und über das Schicksal des 1970 in Kambodscha verschollenen Fotografen Gilles Caron, wurde er mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

Große Erfolge waren nicht zuletzt auch die drei weiteren Regie-Zusammenarbeiten mit Tamara Trampe: Für ihren Dokumentarfilm "Weiße Raben – Alptraum Tschetschenien" (2001-2005), über russische Heimkehrer aus dem Tschetschenienkrieg, die Täter und Opfer zugleich sind, gewannen die beiden den Grimme-Preis. Beim Pariser Filmfestival Cinéma du Réel erhielt "Weiße Raben" den 'Preis der Bibliotheken'. Der poetische Dokumentarfilm "Wiegenlieder" (2010) spürte der Bedeutung von Wiegenliedern im Leben verschiedener Berliner nach. "Meine Mutter, ein Krieg und ich", der 2014 im Panorama der Berlinale Premiere feierte, schildert Trampes Suche nach ihrem unbekannten Vater und erzählt die Geschichte ihrer Mutter, die Tamara im Kriegswinter 1942 auf einem Feld an der Wolga zur Welt brachte, allein und bei eisigen Temperaturen. Der Film erhielt sehr gute Kritiken und gewann den Heiner-Carow-Preis der DEFA-Stiftung.

Während es sich bei Feindts Regiearbeiten (bei denen er stets auch die Kamera führte) um Dokumentarfilme handelte, war er als reiner Kameramann auch im Spielfilmbereich tätig. Seine Bandbreite reichte von Winfried Bonengels umstrittenem Dokumentarfilm "Beruf Neonazi" (1993) über Didi Danquarts historisches Drama "Viehjud Levi" (1999) bis zu Andres Veiels ausgezeichnetem Dokumentarfilm "Die Spielwütigen" (2004), bei dem Feindt einer von sieben Kameraleuten war. Mit Didi Danquart drehte er einige weitere Spielfilme, darunter die Tragkomödie "Offset" (2006), die komplexe Selbstfindungsgeschichte "Bittere Kirschen" (2011) und den TV-Thriller "Goster" (2016), der Real- und Animationsfilm kombinierte.  

Eine umfangreiche Zusammenarbeit verbindet Feindt auch mit Andreas Kleinert: Für seine Bildgestaltung bei dessen Fernsehspielen "Kelly Bastian - Geschichte einer Hoffnung" (2001) und "Mein Vater" (2002) war er für den Deutschen Kamerapreis nominiert. Weitere Filme unter Kleinerts Regie waren zum Beispiel die "Schimanski"-Folge "Das Geheimnis des Golem" (2004), das Psychodrama "Freischwimmer" (2007), das düstere Journalismus-Drama "Hurenkinder" (2008, TV), die in Thailand spielende Tragikomödie "Herr Lenz reist in den Frühling" (2015, TV), sowie eine Reihe von "Tatort"-Folgen, etwa "Fette Hunde" (2012), "Borowski und das Glück der Anderen" (2019) und "Die ewige Welle" (2019).

Parallel dazu stand Feindt bei mehreren Kino-Dokumentarfilmen hinter der Kamera: Jonathan Littells "Wrong Elements" (FR/BE/DE 2016), über das Schicksal dreier ehemaliger Kindersoldaten aus Uganda; Heidi Specognas vielfach preisgekrönte Langzeitdokumentation "Cahier Africain" (CH/DE 2008-2016), über die zentralafrikanischen Opfer von Vergewaltigung als gezielter Kriegsstrategie und über den Prozess gegen Jean-Pierre Bemba am Internationalen Gerichtshof in Den Haag; und Annekatrin Hendels "Schönheit & Vergänglichkeit" (2019) über den Berghain-Türsteher und Fotografen Sven Marquardt. Mit Jeanine Meerapfel drehte Feindt "Eine Frau" (2021), ein dokumentarischer Essayfilm, der die Geschichte ihres Erstlingswerks "Malou" von 1981 aufgreift.

Auch bei "In den Uffizien" (2021), der einen Einblick in die Arbeitsprozesse der weltberühmten Kunstsammlung der Medici in Florenz gibt, führte Feindt die Kamera, ebenso bei Regina Schillings Dokumentarfilm über den Ausnahme-Pianisten Igor Levit. "Igor Levit – No Fear" startete 2022 in den Kinos. 

Bereits im November 2021 kam Andreas Kleinerts biografischer Spielfilm "Lieber Thomas" in die Kinos, der das Leben des Schriftstellers, Regisseurs und Provokateurs Thomas Brasch beleuchtet. 2022 wurde der Film beim Deutschen Filmpreis mit neun Lolas ausgezeichnet, auch Johann Feindt erhielt den begehrten Preis für seine Bildgestaltung. 

Etwa zeitgleich, im Mai 2022, feierte eine weitere Zusammenarbeit von Feindt mit der Dokumentarfilmerin Heidi Specogna Premiere: die schweizerisch-deutsche Koproduktion "Stand Up My Beauty" widmet sich den Azmaris, einer Gruppe von Wanderdichter*innen und Musiker*innen aus Äthiopien. Im Monat darauf wurde in der ARD der Münchener "Tatort" "Flash" ausgestrahlt, der unter der Regie von Andreas Kleinert entstand. 

Filmography
2018-2024
Die Vision der Claudia Andujar
  • Kamera
2022/2023
Borowski und der Wiedergänger
  • Kamera
2019-2022
Igor Levit - No Fear
  • Kamera
2021/2022
Flash
  • Kamera
2020/2021
Eine Frau
  • Kamera
2019-2021
Stand Up My Beauty
  • Kamera
2019-2021
Lieber Thomas
  • Kamera
2019-2021
In den Uffizien
  • Kamera
2018/2019
Die ewige Welle
  • Kamera
2018/2019
Borowski und das Glück der Anderen
  • Kamera
2017-2019
Schönheit & Vergänglichkeit
  • Kamera
2019
Die Bank
  • Kamera
2017/2018
Freies Land
  • Kamera
2016-2018
Spätwerk
  • Kamera
2016/2017
24 h Bayern - Ein Tag Heimat
  • Kamera
2016
Cahier Africain
  • Kamera
2015/2016
Goster
  • Kamera
2014-2016
Krieg und Spiele
  • Kamera
2016
Wrong Elements
  • Kamera
2016
Hedda
  • Kamera
2014/2015
Freddy tanzt
  • Kamera
2015
Herr Lenz reist in den Frühling
  • Kamera
2014
Titos Brille
  • Kamera
2013/2014
Meine Mutter, ein Krieg und ich
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Ausführender Produzent
2013
Ein Schnitzel für alle
  • Kamera
2012/2013
Miles & War
  • Kamera
2012/2013
Das letzte Wort
  • Kamera
2011/2012
Fette Hunde
  • Kamera
2012
Die Frau von früher
  • Kamera
2009-2011
Weißes Blut
  • Kamera
2011
Nacht ohne Morgen
  • Kamera
2011
Carte Blanche
  • Kamera
2010/2011
Vaterlandsverräter
  • Kamera
2010/2011
Bittere Kirschen
  • Kamera
2011
Geschlossene Gesellschaft
  • Kamera
2009-2011
Gerhard Richter - Painting
  • Kamera
2009/2010
Wiegenlieder
  • Regie
  • Kamera
2009/2010
Spur der Bären - 60 Jahre Berlinale
  • Kamera
2010
Glaube Sitte Heimat
  • Kamera
2008/2009
Endspiel
  • Kamera
2008/2009
Haus und Kind
  • Kamera
2008/2009
24 h Berlin - Ein Tag im Leben
  • Kamera
2009
Deutschland nervt
  • Kamera
2009
Keiner geht verloren
  • Kamera
2008/2009
Painful Peace
  • Drehbuch
  • Kamera
2007/2008
Rosis Baby
  • Kamera
2007/2008
Hurenkinder
  • Kamera
2007/2008
Sharon
  • Kamera
2005-2007
Bierbichler
  • Kamera
2006/2007
Freischwimmer
  • Kamera
2003-2007
Yellow Cake - Die Lüge von der sauberen Energie
  • Kamera
2005/2006
Offset
  • Kamera
2005/2006
Als der Fremde kam
  • Kamera
2002-2005
Invisible - Illegal in Europa
  • Kamera
2001-2005
Weisse Raben - Alptraum Tschetschenien
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
1997-2004
Die Spielwütigen
  • Kamera
2003/2004
Das Geheimnis des Golem
  • Kamera
2002/2003
Reporter vermisst
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
2002
Mein Vater
  • Kamera
2000
Tödliche Liebe
  • Kamera
1999/2000
Der schwarze Ritter
  • Kamera
1999
Geburtsstation
  • Kamera
1998/1999
Viehjud Levi
  • Kamera
1997-1999
Julias Wahn
  • Kamera
1997/1998
Fabrik / Leben
  • Kamera
1998
Mein Freund, der Minister
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
1995-1997
Niemandsland
  • Kamera
1994/1995
Die Vergebung
  • Kamera
1994/1995
Der Himmel küßt die Berge
  • Kamera
1993/1994
Wundbrand Sarajevo, 17 Tage im August
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
1993
Erinnerungsbetrieb Stalingrad
  • Kamera
1992/1993
Beruf Neonazi
  • Kamera
1991/1992
Abstecher
  • Kamera
1991/1992
Miraculi
  • Kamera
1991/1992
Blockade
  • Regie
  • Kamera
1991
Auf der Suche nach Iberiá
  • Kamera
1992
Rodina heißt Heimat
  • Sonstiges
1990-1992
Der schwarze Kasten
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Produktionsleitung
1991
Tausend Kraniche mußt du falten
  • Kamera
1989/1990
Mein Krieg
  • Kamera
1990
Im Glanze dieses Glückes
  • Regie
  • Kamera
  • Ton
1988
Landunter?
  • Kamera
1986-1988
Nachtjäger
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
1985/1986
Joe Polowsky. Ein amerikanischer Träumer
  • Kamera
1984/1985
Die Kümmeltürkin geht
  • Kamera
1983/1984
Thron & Taxis
  • 2. Kamera
1982/1983
Aufstehen und Widersetzen
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
1981-1983
Der Versuch zu leben
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
1982
Die Hoffnung stirbt zuletzt - Lidice, Sommer 1982
  • Regie
1981/1982
Henry Ford oder Was ist ein Mensch wert?
  • Regie
1980
Aus der Traum
  • Kamera
1978/1979
Unversöhnliche Erinnerungen
  • Regie
  • Kamera
  • Ton
1978
Vergeßt es nie, wie es begann! Ernst Busch 1927 - 1948
  • Regie
1976/1977
Ich bin kein Herr. Ernst Busch in Kiel 1900 - 1924
  • Kamera
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