Margit Carstensen gestorben

Die Theater- und Filmschauspielerin Margit Carstensen ist am gestrigen Donnerstag, den 1. Juni 2023 gestorben. Sie feierte zunächst Erfolge auf der Theaterbühne, bevor sie sich durch die Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder auch als Filmschauspielerin einen Namen machte.

 

Ihren ersten Auftritt vor der Kamera hatte Carstensen 1970 in Fassbinders Studioinszenierung von Carlo Goldonis Stück "Das Kaffeehaus" (TV). Bis zu Fassbinders Tod 1982 drehte Carstensen mit ihm neunzehn Filme und Fernsehspiele, von denen viele zu den wichtigsten des Neuen Deutschen Films gezählt werden. Oft übernahm sie dabei eine der Hauptrollen. So spielte sie jeweils die Titelrollen in "Die bitteren Tränen der Petra von Kant" (1972) als exzentrische Modeschöpferin und in "Martha" (1974) als Bibliothekarin, die in eine kontrollierende Beziehung gerät. In "Chinesisches Roulette" (1976) gab sie die egozentrische Mutter der sich vernachlässigt fühlenden und auf Rache sinnenden Angela (Andrea Schober).

Nach Fassbinders Tod übernahm Margit Carstensen immer wieder größere und kleinere Rollen für Film und Fernsehen, konzentrierte sich aber vor allem wieder auf das Theater. Mehrere Rollen übernahm sie für Christoph Schlingensief und spielte in den Grotesken "100 Jahre Adolf Hitler. Die letzte Stunde im Führerbunker" (1989), "Terror 2000 - Intensivstation Deutschland" (1992) und "Die 120 Tage von Bottrop" (1997). Für ihre Darstellung einer geistig verwirrten, in einem Obdachlosenheim vor sich hin vegetierenden Mutter eines Leukämiekranken in Chris Kraus' Drama "Scherbentanz" wurde Carstensen mit dem Bayrischen Filmpreis ausgezeichnet. 2013 erschien mit Frauke Finsterwalders "Finsterworld" der letzte Spielfilm in den Kinos, in dem sie mitgewirkt hatte.

Ihren letzten Auftritt vor der Kamera hatte Margit Carstensen 2015 in dem Tatort "Wofür es sich zu leben lohnt" an der Seite von Irm Hermann, Hanna Schygulla und Eva Mattes – ein Ensemble-Revival von "Die bitteren Tränen der Petra von Kant". 2019 wurde sie mit dem Götz George Preis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Margit Carstensen starb im Alter von 83 Jahren in Heide.