Die blauen Schwerter

DDR 1949 Spielfilm

Inhalt

Der DEFA-Film des ehemaligen Harlan-Assistenten Wolfgang Schleif erzählt die Geschichte des Porzellanerfinders Johann Friedrich Böttger. Der Apothekerlehrling lebt zur Zeit des Absolutismus als Gehilfe eines "Goldmachers" und flieht vor dem preußischen König nach Sachsen. August der Starke lässt ihn dort internieren und auf einer Festung weiter an der vermeintlichen Formel experimentieren. Böttger hat längst begriffen, dass die Herstellung von Gold nicht möglich ist, doch er versucht sich an der Herstellung von chinesischem Porzellan – dem "weißen Gold". Vergebens hofft er, durch diese Entdeckung seine Freiheit wieder zu erlangen. Auch als er endlich Erfolg hat, entlässt ihn der Herrscher nicht aus der Leibeigenschaft.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Berlin, 25. September 1701. Die Glocken der Nicolaikirche rufen die Gläubigen zum Gottesdienst. Johann Friedrich Böttger, Lehrling beim Apotheker Zorn, ist einmal mehr nicht erschienen. Er hat stattdessen experimentiert – und wird vom anderen Lehrling bewusstlos auf dem Boden liegend vorgefunden. Böttger hat sich dem mehr als zwielichtigen griechischen Mönch Laskari angeschlossen, der behauptet zu wissen, wie man Blei zu Gold machen kann. Wofür Johanns heimliche Geliebte, die Wirtstochter Katharina, beim Treffen an der Stadtmauer kein Verständnis zeigt.

Der preußische König Friedrich I. ist höchst interessiert am scheinbaren Goldmacher und seinem Gehilfen. Was auch für den kursächsischen Hofrat von Tschirnhausen gilt, der sich auf der Durchreise nach Dresden beim Vater von Katharina im „König von Portugal“ einquartiert – weil es aufgrund des Spanischen Erbfolgekrieges zwischen Habsburg und Frankreich an Postpferden mangelt. Der Sachse ist freilich eher am „Weißen Gold“ interessiert, an besonders dünnem Porzellan, wie es zu dieser Zeit nur im fernen China hergestellt werden kann. Bei einer Flasche Niersteiner weckt er das Interesse Böttgers.

Als sich der angebliche Mönch nach Paris absetzt, will sich der Preußenkönig an dessen Assistenten schadlos halten. Mit Hilfe Katharinas, die Leutnant von Kittwitz ablenkt, kann sich Böttger einer drohenden Internierung in der Zitadelle Spandau durch Flucht nach Sachsen entziehen. Doch Graf Wartenberg setzt nicht nur 1.000 Taler Belohnung aus, sondern auch den Spion Dünnbrot und dessen Gehilfen auf den Flüchtenden an. Böttger, durch einen fingierten Brief an Katharina scheinbar nach London geflohen, nimmt in Wittenberg ein Studium auf. Wo ihn der Kreisamtmann beinahe an die Preußen ausgeliefert hätte.

Böttger gelangt nach Dresden an den Hof von August dem Starken – und kommt vom Regen in die Traufe. Denn der besonders verschwenderische sächsische Herrscher lässt ihn in der Jungfern-Bastei hoch über der Elbe in einer extra hergerichteten Werkstatt einsperren. Böttger rächt sich, indem er in der Erkenntnis der Unmöglichkeit nur scheinbar an der Goldgewinnung arbeitet, während er sich mit heimlicher Unterstützung des kränkelnden Tschirnhausens und seiner Gattin ganz der Porzellanherstellung widmet.

Nach einem misslungenen Ausbruchsversuch gelingt ihm diese nach unzähligen Versuchen tatsächlich im Jahr 1709, aber der unersättliche Sachsenkönig zieht seine beiden Aufpasser Nehmitz und Dr. Bartholomäi nicht von der Bastei ab: Johann Friedrich Böttger gründet sozusagen hinter dicken Gefängnismauern in der Albrechtsburg Meißen die weltberühmte Porzellanmanufaktur, deren Warenzeichen zwei blaue gekreuzte Schwerter sind. Die hatte er in einem Wappen in der Bastei entdeckt, als ihm der Herrscher seine Folterinstrumente zeigen ließ. Bis zu seinem Tod 1719 durfte Böttger die Albrechtsburg nicht verlassen.

Ernst W. Fiedler, Kameramann des ersten historisch-biographischen Defa-Films, am 19. Februar 1954 vom Adlershofer DFF-Vorläufer Versuchsprogramm des Fernsehzentrums Berlin erstausgestrahlt, erhielt 1951 den Nationalpreis III. Klasse der DDR. Der Hundertminüter war für die zeitgenössische DDR-Kritik zwar ausreichend antifeudal, aber zu wenig klassenbewusst. In der Tat werden die blaublütigen Potentaten als nutzlose Prasser dargestellt, die Arbeiter, hier in Gestalt der drei Töpfer Wildenstein, Köhler und Schubert, zwar als musikalisch begabt, aber auch als rechte Trunkenbolde charakterisiert.

So kritisierte Wolfgang Kohlhaase im FDJ-Organ „Junge Welt“ (vom 6. Januar 1950), dass sich die gesellschaftliche Situation nicht deutlich genug zeige und stellte damit den Film als zu unideologisch im sozialistischen Sinne dar: „Die feudale Welt wird mit wenig Schärfe angedeutet, die gesellschaftliche Gegenseite, das Volk, ist auf einige primitiv gezeichnete Gestalten beschränkt. Dadurch ist auch die Stellung Böttgers unklar, den man hier irgendwo in der Mitte zwischen beiden Seiten findet.“

Pitt Herrmann

Credits

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Dramaturgie

Standfotos

Schnitt

Darsteller

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Produktions-Assistenz

Länge:
2699 m, 99 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 14.12.1949 [Alliierte Militärzensur]

Aufführung:

Uraufführung (DD): 30.12.1949, Berlin, Babylon

Titel

  • Originaltitel (DD) Die blauen Schwerter

Fassungen

Original

Länge:
2699 m, 99 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 14.12.1949 [Alliierte Militärzensur]

Aufführung:

Uraufführung (DD): 30.12.1949, Berlin, Babylon