Der Biberpelz

Deutschland (Ost) 1949 Spielfilm

Inhalt

Gaunerkomödie. Ende des 19. Jahrhunderts in einer Kleinstadt am Rande Berlins:
Die Waschfrau Auguste Wolff, genannt Mutter Wolffen, versucht durch Fallenstellen und kleine Diebereien das kärgliche Famlieneinkommen aufzubessern.

 

Eines Nachts verschindet der Biberpelz von Rentier Krüger von dessen Balkon. Er meldet den Diebstahl beim Amtsvorsteher Wehrhahn. Dieser, in eifriger Ausführung Bismarckscher Sozialistengesetze, hat sein wachsames Auge mehr auf den ihm verdächtig erscheinenden Schriftsteller Dr. Fleischer, der in Krügers Haus wohnt, gerichtet. Obwohl alle Indizien für Mutter Wolffen als Täterin sprechen, lässt Wehrhahn erst einmal Dr. Fleischer hinter Gitter bringen.

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Falk Schwarz
"Wenn das man bloss nicht rauskommt!"
Es gibt in diesem intrigenreichen Lustspiel von Gerhart Hauptmann zwei große Rollen: den Wehrhahn, den selbstverliebten Amtsvorsteher, und die Mutter Wolffen, Waschfrau und Diebin. Beides Traumrollen! Werner Hinz ist vom Typ her eher der Konsul Buddenbrook als der biedere Paragraphenreiter Wehrhahn. Er scheint zu sagen: Wenn ich nur wollte, ich würde Euch alle durchschauen! So zieht er durch die Wirkung seiner Person ein wenig der Komödie den Boden unter den Füßen weg. Dann das Lineal. Wenn in der Verfilmung von 1937 Heinrich George das Lineal in die Hand nimmt, ein Instrument seiner Macht, und mit ihm gnadenlos auf die vor ihm Stehenden herniederfährt, dann ist dieses Lineal Utensil seines Ich-habe-hier-das-Sagen. Werner Hinz nutzt auch so ein Lineal - aber er nimmt es eher beiläufig zur Hand, fuchtelt damit herum und jeder weiß: so übt er keine Macht aus. Seine Waffe könnte der Intellekt sein, ist es aber nicht, weil seine Verblendung alles überlagert. - Fita Benkhoff als Mutter Wolffen. Fleißig, leicht gekränkt, verschlagen. Aber hinterhältig? Fita Benkhoff, die Leichte, die Dienerin der Alkmene in "Amphytrion", Zentrum unzähliger Komödien. Auch wenn sie hier auf älter geschminkt ist, gelingt es ihr nicht ganz, das Doppelbödige dieser Frau mit zu spielen. Die Wolffen weiß, dass sie mit ihrer Hände Arbeit immer nur bei den "Reichen" Waschfrau sein wird. Umverteilung ist angesagt. Also nimmt sie sich, was sie kriegen kann. - Erich Engel, der Regisseur, folgt dem Text von Hauptmann ernst und genau, aber er geht mit Kühle und Distanz vor und nimmt hin, dass er damit das Stück auch teilweise entzaubert. Er legt seinen Schauspielern Zügel an. Es wird viel in (schlecht gebauten) Kulissen gespielt, "draußen" ist oft "drinnen" - das Geld in der jungen DDR fehlte halt an allen Ecken und Enden. Friedrich Gnaß, der den Ehemann der Wolffen glänzend spielt, sagt immer wieder: "Wenn das man bloss nicht rauskommt!" Doch er ist zu schwach, die Diebereien seiner Ehefrau nicht mehr mitzumachen. Dass zum Schluß alle profitieren, nur der Bestohlene nicht, dass die umtriebige Wolffen ungeschoren davon kommt und der Wehrhahn ihr noch attestiert, wie tüchtig sie sei - das ist ein bitteres Resümee. Gerechtigkeit? Hier nicht. Damit kein falscher Eindruck entsteht: diese Verfilmung hat sehr wohl ihre Meriten und gehört zu den besten Hauptmann-Adaptionen. Eines nimmt allerdings Wunder: Erich Engel, der sich von allen Naziumtrieben fernhielt, arbeitet hier mit dem Jud-Süß-Kameramann Bruno Mondi zusammen. War es der Zwang der Produktion oder bereits die Vergebung?

Credits

Regie

Kamera

Schnitt

Musik

Darsteller

Alle Credits

Länge:
2638 m, 97 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 21.10.1949, Berlin, Babylon

Titel

  • Originaltitel (DD) Der Biberpelz

Fassungen

Original

Länge:
2638 m, 97 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 21.10.1949, Berlin, Babylon