Der Hauptmann von Köpenick

Deutschland 1997 TV-Spielfilm

Inhalt

Neuverfilmung des berühmten Theaterstücks von Carl Zuckmayer: Der gerade aus der Haft entlassene Schuster Voigt findet im Berlin der Jahrhundertwende keine Arbeit, da er keinen Pass besitzt. Kurz entschlossen kauft er sich eine gebrauchte Hauptmannsuniform und stellt als hochrangiger Militär einige Soldaten in seinen Dienst, mit denen er nach Köpenick marschiert. Dort lässt er im Rathaus den Bürgermeister verhaften, bevor er sich die Stadtkasse bringen lässt und unbehelligt verschwindet...

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Berlin, am 16. Oktober 1906. Der sechzigjährige Schuster Wilhelm Voigt, ein Spezialist für Militärstiefel, sucht nach Arbeit und gerät, als entlassener Sträfling, in die Mühlen der preußischen Staatsbürokratie. Denn ohne Aufenthaltsgenehmigung keine Arbeit, und ohne Arbeit keine Aufenthaltsgenehmigung, und überhaupt: Ein Sträfling erhält generell keine Aufenthaltsgenehmigung. Es ist eine kafkaesk-ausweglose Situation, in der Voigt, der wegen Einbruchs und Diebstahls ein Vierteljahrhundert hinter Gittern zugebracht hat, zur Selbsthilfe greift: Er zieht sich eine beim Trödler erstandene Hauptmannsuniform an, rekrutiert eine Handvoll auf blinden Gehorsamen getrimmter Soldaten des IV. Garderegiments und besetzt mit ihnen handstreichartig das Rathaus von Köpenick. Doch ist er dort noch lange nicht am Ziel...

Mit Harald Juhnke in der Titelrolle hatte Katharina Thalbach zu Jahresbeginn 1996 das Schauspiel Carl Zuckmayers aus dem Jahr 1931 im Berliner Maxim Gorki-Theater zu einem umjubelten Ereignis inszeniert, nun standen beide als Geschwisterpaar vor der Kamera in einer Produktion, die einmal mehr das große handwerkliche Können der Defa-Leute offenbarte, hier des Erfolgsgespanns Wolfgang Kohlhaase (Drehbuch) und Frank Beyer (Regie). An Ausstattungskosten war bei dieser im Übrigen vor Ort in Köpenick gedrehten ersten Co-Produktion zwischen dem privaten Bertelsmann-Pay-TV-Kanal „Premiere“, fünf öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten der ARD und den staatlichen Fernsehanstalten aus Österreich (ORF) und der Schweiz (SRG), nicht gespart worden. Doch auch ein gewaltiges Staraufgebot und eine opulente Bebilderung konnte die enorme Dichte, die durchaus auch politische Brisanz des Zuckmayer-Stückes heute nicht annähernd so erreichen wie die Inszenierung auf den Bühnenbrettern am Berliner Festungsgraben: Theater ist immer live.

Besonders das fernsehgerechte happy end, ein Abgesandter des preußischen Hofes kommt wie der „Reitende Bote“ Brechts daher (im wahren Wortsinn, aber mit Goldhelm), wirkt aufgepfropft, und das keineswegs im intendierten satirischen Sinne Zuckmayers. Immerhin: Der alles überragende Harald Juhnke in Ganz-Nah-Einstellungen ist eine Klasse für sich. „Arbeitslosigkeit, Aufenthaltsgenehmigung, Ausweisung und Abschiebung sind Reizworte des Stückes, die ihre Aktualität bis heute behalten haben“: Frank Beyer lässt im beinahe kargen Realismus seiner knapp hundertminütigen bitteren Parabel, erstausgestrahlt am 31. August 1997 in der ARD und am 26. September 1997 beim Hamburger Filmfest auch auf der Kino-Leinwand zu sehen, frühere, eher volkstümlich-schwankhafte denn gesellschaftskritische Verfilmungen dieses Zuckmayer-Klassikers von Richard Oswald (1931, mit Max Adalbert), Helmut Käutner (1956, mit Heinz Rühmann) und Rainer Wolffhardt (1960, mit Rudolf Platte) hinter sich.

Pitt Herrmann


Credits

Regie

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Regie

Regie-Assistenz

Kamera-Assistenz

Ausstattung

Kostüme

Schnitt

Mischung

Darsteller

Executive Producer

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Länge:
99 min
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Aufführung:

Erstsendung (DE): 31.08.1997, Premiere;
Uraufführung (DE): 26.09.1997, Hamburg, Filmfest

Titel

  • Originaltitel (DE) Der Hauptmann von Köpenick

Fassungen

Original

Länge:
99 min
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Aufführung:

Erstsendung (DE): 31.08.1997, Premiere;
Uraufführung (DE): 26.09.1997, Hamburg, Filmfest