Maria, ihm schmeckt's nicht!

Deutschland Italien 2008/2009 Spielfilm

Inhalt

Komödie nach Motiven des gleichnamigen, autobiografisch gefärbten Bestsellers von Jan Weiler. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Jan, der sich in die Deutsch-Italienerin Sara verliebt hat. Nun wollen die beiden heiraten, am liebsten ohne Firlefanz und ohne Kirche, ganz im kleinen Kreis. Dummerweise ist Saras italienischer Papa Antonio, seit 1965 "Gastarbeiter" in Osnabrück und selbst mit einer Deutschen verheiratet, da anderer Meinung: Er verlangt eine große Hochzeitsfeier in der süditalienischen Heimat – und damit Basta! In dem Örtchen Campobello angekommen, starten umgehend die Vorbereitungen für die Familienfeier. Für den schüchternen Jan ist das alles nicht ganz einfach. Denn in Saras quirliger Sippschaft wird er mit einer Welt konfrontiert, die ihn fast in den Wahnsinn zu treiben droht.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Ein junger Mann im schicken Karmann Ghia Cabrio, aber noch im Schlafanzug, sucht das Weite. Nur weg aus Süditalien, von dieser schrecklichen Familie, in die er eben noch einheiraten wollte, vor allem fort von diesem monströsen Schwiegervater! Doch in diesem Kreisverkehr führen alle Wege leider nicht nach Rom, in die richtige Richtung also, sondern zurück nach Campobasso. Dann streikt auch noch der Motor und bald hat sich eine Schafherde Fahrzeug und Fahrer bemächtigt...

Neele Leana Vollmars deutsch-italienische Familienkomödie scheint vom Ende heraus erzählt zu werden, dabei so anekdotisch und sprunghaft wie die gleichnamige, 2003 erschienene „Sammlung heiterer Geschichten mit ernstem Hintergrund“ des 1967 in Düsseldorf geborenen SZ-Magazin-Chefredakteurs und Bestseller-Autors Jan Weiler, die bis heute 1,7 Millionen Mal über den Ladentisch gegangen ist und nun anlässlich der Verfilmung auch in italienischer Sprache erscheint.

Denn die nächste Einstellung führt in den Ruhrpott, vor eine imposante Krefelder Hochofen-Kulisse. Doch es kommt anders, und das ist vor allem dem Ko-Autor Daniel Speck zu verdanken, der selbst mehrere Jahre in Italien gelebt und die eher feuilletonistisch angelegten Anekdoten der Buchvorlage zu einem dramaturgischen Ganzen verbunden hat. So begeistert diese etwas andere Literaturadaption Kinobesucher mit und ohne Kenntnis der Weiler-Vorlage gleichermaßen.

Jan Armbruster (Christian Ulmen schlüpft im Film auch in die Rolle des auktorialen Erzählers) ist als Sachbuchlektor, noch mehr jedoch als wohlbehüteter Sprössling einer Düsseldorfer Professorenfamilie mit jährlicher Ayurveda-Kur in der Toskana, eher der ruhige Typ. Der das Chaos meidet wie der Teufel das Weihwasser – und dann doch der schönen Deutsch-Italienerin Sara Marcipane erliegt, der – zumindest daheim im Ruhrgebiet – so sanften „Schnucke“ ihres süditalienischen Papas Antonio (füllt die Leinwand nicht nur körperlich: Italiens komödiantisches Urgestein Lino Banfi).

Der ist in den 1960er Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen und hat mit Ursula eine Deutsche geheiratet, die mit großer Kraftanstrengung den Ruhepol der Familie bildet. Und noch so gerade einen Eklat beim „Antrittsbesuch“ von Jans intellektuell-italophilen Eltern Eberhard (in Maßen blasiert: Peter Prager) und Gisela (herzlich: der Münchener Theaterstar Gundi Ellert) verhindern kann: Die Kinder können heiraten, doch nicht wie vorgesehen standesamtlich im ganz kleinen Rahmen, sondern selbstverständlich kirchlich und mit Großfamilie in Antonios Heimatstadt Campobello. Und Jan soll gefälligst „bella figura“ machen daheim in Apulien.

Dort warten nicht nur die Marcipanes auf „die Deutschen“, sondern der ganze Ort ist auf den Beinen, als die kleine Karawane den Stiefelabsatz Italiens erreicht. Nonna Anna tischt gewaltige Portionen Muscheln auf, während Antonios älterer Bruder Raffaele den mürrischen Eifersüchtigen gibt, der – wie auch Antonios Lieblingsneffe Marco – nicht begreifen kann, warum schon wieder ein Familienmitglied einen Deutschen heiraten will, bevor es sich daheim umgesehen hat – wie es sich gehört. Von solchen kleinkarierten Ansichten ist Antonios jüngere Schwester Maria weit entfernt. Das zierliche, vor Lebenslust sprühende Wesen ist mit einem Bären von Mann verheiratet, der dazu noch um einiges älter ist – aber glücklich: Egidio (Sergio Rubini ist neben Lino Banfi der zweite große Leinwand-Star Italiens).

Jan macht zwei Wochen lang ein Martyrium durch: Der hellhäutige Deutsche, der kein Wort Italienisch sprechen kann, ist nicht nur allergisch gegen Meeresfrüchte aller Art, sondern muss sich auch vor der südlichen Sonne schützen. Und schwimmen kann er auch nicht! Sara ist ihm da kein Trost. Nicht nur, dass beide, da noch nicht miteinander verheiratet, nicht in einem Zimmer, geschweige denn: in einem Bett, schlafen dürfen. Auch sonst wird die Braut ganz von der Familie in Beschlag genommen – und lässt bald in Jans den weichen Matratzen geschuldeten schlaflosen Augen sämtliche deutsche Tugenden vermissen. Als Ursula und Tochter Sara auch noch nach München reisen, um für die Hochzeit notwendige Papiere zu besorgen, die Papa Antonio, der auch noch mit der Familie des Standesbeamten verfeindet ist, verschlampt hat, ist Jan völlig verzweifelt – und nimmt reißaus.

„Maria, mir schmeckts nicht“ endet zum Glück nicht mit dieser skurrilen Schäfer-Idylle im staubigen Kreisverkehr, sondern ganz entspannt im glasklaren Mittelmeer-Wasser. Und geheiratet wird auch in der anmutigen Kirche San Antonio della Croce, nur die Brautleute sind, soviel zumindest darf verraten werden, ganz andere als erwartet. Wer sich vom Filmplakat leiten lässt und eine dieser schrecklichen Comedy-Klamotten erwartet oder befürchtet hat, wird enttäuscht, in letzterem Fall ausgesprochen positiv. Die leichte, lockere und herzerfrischend komische Multikulti-Familiengeschichte wirft mit den deutsch-italienischen Klischees nur so um sich. Dabei aber, und das macht die Buchvorlage wie den Film so interessant, weit in die Vergangenheit zurückgeht, in die erste Gastarbeiter-Welle der Nachkriegszeit, wo den „Spaghetti-Fressern“ hierzulande wahrlich kein roter Teppich ausgebreitet worden ist.

Apropos Teppich. Unter diesen wird hier nichts gekehrt bei Jan Weiler und Neele Leana Vollmar, was autobiographische Gründe hat. Der Autor hat durchaus eigene Erfahrungen mit der süditalienischen Familie seiner Frau eingebracht, auch die Kölner Schauspielerin Mina Tander verfügt über eigene Culture-Clash-Erfahrungen als Tochter eines afghanischen Vaters und einer deutschen Mutter. Und für das authentische Lokalkolorit sorgen mit Lino Banfi und Sergio Rubini zwei große italienische Star-Komödianten, welche ausgerechnet eine deutsche Regisseurin erstmals gemeinsam vor die Kamera zu locken vermochte: Beide stammen aus Puglia, was bei den Dreharbeiten für größere Ansammlungen begeisterter Landsleute gesorgt hat. Free-TV-Premiere war am 24. Mai 2012 im ZDF.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

2. Kamera

Standfotos

Beleuchter

Kamera-Bühne

Außenrequisite

Innenrequisite

Bühne

Schnitt

Casting

Darsteller

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Produktions-Koordination

Dreharbeiten

    • 20.10.2008 - Dezember 2008: Apulien, München, Krefeld
Länge:
2527 m, 92 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SRD
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 14.07.2009, 118788, ohne Alterbeschränkung / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 06.08.2009

Titel

  • Originaltitel (DE) Maria, ihm schmeckt's nicht!
  • Weiterer Titel Maria, He Doesn′t Like It!

Fassungen

Original

Länge:
2527 m, 92 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SRD
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 14.07.2009, 118788, ohne Alterbeschränkung / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 06.08.2009

Auszeichnungen

Shanghai International Film Festival 2010
  • Bester Darsteller
FBW 2009
  • Prädikat: wertvoll