Weitere Namen
Werner Paul Adolf Hochbaum (Geburtsname)
Regie, Drehbuch, Produzent
Kiel Potsdam

Biografie

Werner Paul Adolph Hochbaum wurde am 7. März 1899 in Kiel geboren. 1927 begann er als Filmkritiker zu arbeiten, im Jahr darauf gab er für die Vera-Filmwerke mit dem Kurz-Dokumentarfilm "Vorwärts" sein Regiedebüt. Wenig später gründete er eine eigene Produktionsfirma und inszenierte (nach eigenem Drehbuch) seinen ersten abendfüllenden Kinofilm: "Brüder" (1929), ein von der Gewerkschaft Deutscher Verkehrsverbund angestoßenes, mit echten Hafenarbeitern gedrehtes Drama über den Hamburger Hafenarbeiterstreik 1896/97. Nach seiner Premiere geriet der Film bald in Vergessenheit; erst Jahrzehnte später wurde er von Filmhistorikern neu entdeckt und gilt nicht zuletzt wegen seiner von sowjetischen Vorbildern (z.B. Eisenstein) geprägten Montage als filmhistorisch bedeutsam. Daneben zählt "Brüder" zu den wichtigen Dokumenten der Arbeiterkultur der späten 1920er Jahre.  

Nach "Brüder" drehte Hochbaum zwei Wahlwerbefilmen für die SPD (1929). Bis zu seinem zweiten Spielfilm dauerte es allerdings fast drei Jahre: das Sozialdrama "Razzia in St. Pauli" feierte im Mai 1932 Premiere und erhielt wohlwollende Kritiken. So urteilte die Lichtbild-Bühne: "Ein Milieu-Film, der mit starkem Temperament und offenkundiger Begabung geschaffen wurde und für die kommende Produktion des neuen Regisseurs zu den besten Hoffnungen berechtigt".  

Nach der Machtübernahme der Nazis 1933 drehte Hochbaum in Deutschland noch das Liebes- und Sozialdrama "Morgen beginnt das Leben" (1933), wirkte an Heinrich Georges "Schleppzug M 117" (1933) mit und inszenierte mit "Menschen im Sturm" (1933) die deutsche Fassung des ungarischen Films "Itel a Balaton". Aber nachdem "Razzia in St. Pauli" Ende 1933 von der Nazi-Zensur verboten wurde, fand er zunächst keine Arbeit mehr.

Hochbaum wich auf Österreich aus, wo er 1934 mit "Vorstadtvarieté. Die Amsel von Lichtental" einen der zeitkritischsten und formal interessantesten Filme dieser Jahre realisierte. Auch bei dem Medizinerdrama "Die ewige Maske" (CH/AT 1935) nutzte Hochbaum die technischen Möglichkeiten (Montage, Bauten, Kameratricks), um Halluzinationen und Schizophrenie zu visualisieren. Die Österreichischen Film-Zeitung schrieb: "Der Autor Leo Lapaire hat zusammen mit dem Regisseur Werner Hochbaum den Versuch gemacht, die Zwangsvorstellungen und Traumphantasien eines an Bewußtseinsspaltung Leidenden im Film sichtbar zu machen. Sie haben es verstanden, diesen Phantasien etwas Unheimliches, Traumhaftes und zugleich doch Plastisches zu geben (...)". Bei den Filmfestspielen von Venedig erhielt "Die ewige Maske" eine Auszeichnung für die "Beste psychologische Studie", das US-amerikanische National Board of Review wählte ihn zum Besten ausländischen Film des Jahres.

Ab Mitte 1935 konnte Hochbaum auch wieder in Deutschland arbeiten. Er inszenierte den Gesangs- und Zirkusfilm "Leichte Kavallerie" (1935) mit Marika Rökk in ihrer ersten deutschsprachigen Rolle, das aufwändige Historienepos "Der Favorit der Kaiserin" (1936) und die Dreiecksgeschichte "Man spricht über Jacqueline" (1937). Mit "Ein Mädchen geht an Land" (1938) drehte er nach "Brüder" und "Razzia in St. Pauli" erneut ein in Hamburg spielendes Sozialdrama. In Österreich realisierte Hochbaum das Melodram "Schatten der Vergangenheit" (1936) und das Liebesdrama "Hannerl und ihre Liebhaber" (1936)

1939 erhielt er in Deutschland den Auftrag, mit "Drei Unteroffiziere" einen propagandistischen Lobgesang auf soldatische Tugenden zu inszenieren. Zwar wurde "Drei Unteroffiziere" mit den Prädikaten "staatspolitisch wertvoll" und "volksbildend" bedacht, und gilt bis heute als Vorbehaltsfilm, doch bei einer Hochbaum-Retrospektive im Deutschen Historischen Museum 2015 zeichnete der Programmtext ein komplexeres Bild: "[Hochbaums] Film leistet beflissen die verordnete Wehrmachtspropaganda, findet gleichwohl sanfte, lyrische Stimmungen für die wehrkraftzersetzende Romanze. Subversiv wäre übertrieben, aber der Grundton ist grüblerisch (...)".

Womöglich wegen dieser Tendenzen wurde Hochbaum 1939 aus der Reichsfilmkammer ausgeschlossen und zum Kriegsdienst eingezogen. Allerdings wurde er wegen eines Lungenleidens noch vor Kriegsende wieder entlassen. Nach der Befreiung Deutschlands 1945 engagierte er sich beim Aufbau der Filmindustrie. Sein erklärtes Ziel war ein "psychologischer Impressionismus", der die Menschen, "glasklar und durchsichtig" darstellen sollte. Er konnte jedoch nur noch zwei Kurzfilme als Produzent auf den Weg bringen: Am 15. April 1946 starb Werner Hochbaum im Alter von nur 47 Jahren an den Folgen seines langjährigen Lungenleidens. Eine Würdigung seines Gesamtwerks erfolgte erst viele Jahre später. So bezeichnete der Filmhistoriker Ulrich Kurowski ihn als den "nach Murnau, Lang, Lubitsch und Ophüls wichtigsten deutschen Filmregisseur".

FILMOGRAFIE

1945
  • Produzent
1939/1940
  • Drehbuch
1938/1939
  • Regie
1938
  • Regie
  • Drehbuch
1936/1937
  • Regie
  • Drehbuch
1935/1936
  • Regie
  • Drehbuch
1935
  • Regie
  • Drehbuch
1932/1933
  • Regie
1932
  • Regie
  • Drehbuch
1930
  • Regie
  • Produzent
1929
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1928
  • Regie