Berlinale 2022: Weltpremiere der digital restaurierten Fassung vom Stummfilmklassiker "Brüder"

In der Reihe Berlinale Classics feiert der Stummfilmklassiker "Brüder" (Regie: Werner Hochbaum, 1929) am 13. Februar 2022 seine Weltpremiere im Berliner Friedrichstadt-Palast.

 

Die digitale Restaurierung der Deutschen Kinemathek in Kooperation mit dem Filmarchiv Austria wird bei den 72. Internationalen Filmfestspielen Berlin erstmals präsentiert. Die neue Musik stammt vom Berliner Komponisten Martin Grütter und wird von Mitgliedern der Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Raphael Haeger dargeboten.

Rainer Rother, Leiter der Retrospektive und Künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek, kommentiert: "Werner Hochbaum setzt in seinem Spielfilmdebüt über den Hamburger Hafenstreik von 1896/97 auf Laiendarsteller*innen und dokumentarisch anmutende Szenen an Originalschauplätzen. Der vom damaligen Deutschen Verkehrsbund und der SPD angeregte Film erzählt eindrucksvoll in sozialen Details von den Lebenswelten der Arbeiterschaft am Beispiel des titelgebenden Brüderpaars."

Die neue Filmmusik von Martin Grütter präsentiert sich als hybride, elektronisch-akustische Komposition und verwebt Industrie- und Instrumentalklänge zu einem dichten, vielschichtigen Amalgam: dumpfe Dampfpfeifen, die sich in schreiende Flöten verwandeln; metallisches Maschinenrattern, das von torkelnden Drum-Grooves weitergetrieben wird. Mit drastischen Mitteln beschwört die musikalische Auftragsarbeit von ZDF/ARTE die Ausweglosigkeit, Tristesse, Erschöpfung und Gewalttätigkeit einer Klassengesellschaft, deren schonungslose Lebensrealität für uns heute kaum mehr vorstellbar ist und in deren Umfeld sich ein Funke Harmonie – die Versöhnung der beiden Brüder – umso leuchtender abhebt.

Das Originalbildnegativ von "Brüder" ist nicht überliefert. Alle noch überlieferten Kopien des Films entsprechen der ersten, von der Zensur zugelassenen Fassung vom 19. April 1929. Der Film wurde von der Deutschen Kinemathek in 2K-Auflösung aufwendig digitalisiert und restauriert. Als Ausgangsmaterialien diente eine viragierte 35mm-Nitratkopie aus dem Bundesarchiv, fehlende bzw. stark beschädigte Szenen wurden mit Klammerteilen aus zwei weiteren Nitratkopien aus der Sammlung des Bundesarchivs ergänzt. Die digitale Restaurierung wurde gefördert durch das Förderprogramm Filmerbe (FFE).

Martin Koerber, Leitung Audiovisuelles Erbe – Film der Deutschen Kinemathek: ""Brüder" ist einer der seltenen Filme mit revolutionärem Impetus, die in der Weimarer Republik produziert wurden und überlebt haben. Zwar bezieht sich der Film auf den Hafenarbeiterstreik von 1896, doch war er 1929 ganz gegenwärtig gestaltet und machte darauf aufmerksam, dass die beschriebenen Probleme noch längst nicht gelöst waren. Einen Agitprop-Film von so hohem künstlerischen Gewicht wollten wir unbedingt wieder zeigen."

Die Weltpremiere der digital restaurierten Fassung in Berlin ist eine Kooperation der Internationalen Filmfestspiele Berlin mit der Deutschen Kinemathek in Zusammenarbeit mit dem Filmarchiv Austria und ZDF/ARTE. Die TV-Premiere auf ARTE findet im Juni 2022 statt. Zeitgleich erscheint die Blu-ray Disc/DVD bei AbsolutMedien.

Quelle: www.berlinale.de