Filmreihe Ludwig Manfred Lommel im Zeughauskino

Unter dem Titel "Ich mach' mein' Dreck alleene!" zeigt die Deutsche Kinemathek in Kooperation mit dem Zeughauskino am 14., 21. und 28. April 2024 im Zeughauskino im Pei-Bau eine Reihe mit Filmen des Komikers Ludwig Manfred Lommel.

 

Der schlesische Bühnen- und Rundfunkkomiker Ludwig Manfred Lommel (1891–1962) war ein Wortverdreher mit einer ganz eigenen, unverwechselbaren Sprache. Als das Satiremagazin Titanic 2007 Lommels Lebenswerk würdigte, lautete die Überschrift "Die schlesische Stunkfunze". Das war typisch Lommel. Denn von der "Schlesischen Funkstunde" in Breslau, bei der Lommel ab 1925 arbeitete, war es in seiner Welt der oft genug abwegigen Sprachkomik nicht weit zur "Stunkfunze".

In den 1920er und 1930er Jahren war Lommel eine wichtige Persönlichkeit im deutschen Radio. Sein Sohn, der Regisseur, Schauspieler und Fassbinder-Vertraute Ulli Lommel (1944–2017), nannte ihn den "Mann der tausend Stimmen", da er in seinen Radio-Sketchen die Figuren Paul und Pauline Neugebauer aus dem imaginären Runxendorf in Schlesien, aber auch alle anderen Personen selbst sprach. "Die andern Sender in der Welt / brauchen für jede Szene / a Dutzend teure Schauspieler – Ich mach' mein' Dreck alleene!", heißt es in einem Couplet von 1928.

Seit der späten Weimarer Republik war Lommel auch auf der Kinoleinwand zu sehen. Dabei sind einige seiner Filme verschollen, darunter auch der Kurzfilm "Ludwig Manfred Lommel" (1932), den vor seiner Emigration 1933 der Mitbegründer des populären Kinos in Deutschland, Max Mack, inszenierte. Zu sehen sind darin einige der Bühnensketche Lommels. Dieser profitierte nicht zuletzt von der großen Lücke, die entstanden war durch die von den Nazis erzwungene Flucht jüdischer Filmkomiker*innen und Chargenspieler*innen: 1936/37 übernahm er die Hauptrollen in drei Spielfilmen und zwischen 1937 und 1939 in mehreren kurzen 'Beiprogrammfilmen'. Während des Zweiten Weltkriegs stand er auf der 'Gottbegnadetenliste' jener Schauspieler*innen, die für die Filmproduktion benötigt wurden. Seine nächste Mitwirkung an einem Spielfilm war in Karl Antons Heimat-Lustspiel "Die Christel von der Post" (1956), darin spielte er eine kleine Rolle.

Ein Denkmal setzte Ulli Lommel seinem Vater im Film "Adolf und Marlene" (1977). Die darin inszenierte Begegnung zwischen Hitler und Lommel ist an Absurdität kaum zu überbieten. Einen so eigensinnigen Komiker gab es selten in Deutschland: Das belegen nicht nur seine überlieferten Hörproben, sondern auch seine Filme, in denen er sich – wie sein entfernter Geistesverwandter Otto Waalkes – nie um realistisches Spiel bemühte. Bei diesem politisch nicht ganz korrekten Komiker ist stets eine Schraube locker. Nun sind Lommel-Filme der 1930er Jahre erstmals im Zusammenhang in einer Filmreihe zu entdecken. Das Programm wird von Rolf Aurich, Filmhistoriker an der Deutschen Kinemathek, eingeführt. (Rolf Aurich)

Programm

So, 14.4.24, 16:00
"Paul und Pauline", D 1936, R: Heinz Paul, D: Ludwig Manfred Lommel, Trude Hesterberg, Kurt Vespermann, Hubert von Meyerinck u.a.
Einführung: Rolf Aurich, Filmhistoriker, Deutsche Kinemathek
In Runxendorf wird die schöne Tochter der Hotelwirtin von drei Herren umworben, obwohl ihr Herz längst dem korpulenten Friseur gehört. Furchtloser Retter des Liebespaars in Not ist Ludwig Manfred Lommel: In der Rolle des Paul Neugebauer spielt er einen kauzigen Außenseiter und Rundfunk-Visionär, der die Konkurrenten des Friseurs reihenweise in peinliche Situationen bringt. Am Ende ist Runxendorf auf Sendung und Lommel in seinem ersten Spielfilm ganz in seinem Element. Mit trockenem Humor und schlesischem Akzent imitiert er Stimmen, Tiere, Instrumente, führt Zwiegespräche mit sich selbst – und erobert das deutsche Radiovolk.

So, 21.4.24, 16:00
"Hahn im Korb", D 1936, R: Heinz Paul, D: Ludwig Manfred Lommel, Susi Lanner, Georg Alexander, Olga Limburg u.a.
Der Hahn im Korb ist Lommel selbst. Hier spielt er den erfolglosen Versicherungsagenten Hobbel, der von seinem Chef an die Ostsee geschickt wird und am Strand von Usedom auf Kund*innenjagd geht. Da man ihn im Hotel mit einem inkognito reisenden Großunternehmer verwechselt, wird er auf einmal hofiert, von heiratswilligen Frauen umschwärmt und in ein Liebeskomplott verwickelt.

"Gute Reise, Herr Meyer", D 1938, R: Alfred Stöger, D: Ludwig Manfred Lommel, Maria Krahn, Ingeborg von Kusserow, Wolfgang Kieling u.a.
In diesem Kurzfilm spielt der Komiker eine Nervensäge, die ihre Familie beinahe in den Wahnsinn treibt.

So, 28.4.24, 16:00
Nichts als Blech. Ludwig Manfred Lommel im Kino-Beiprogramm

"Dienst am Kunden", D 1939, R: Alfred Stöger, D: Ludwig Manfred Lommel, Dorit Kreysler, Herbert Weissbach, Valeska Stock u.a.
Herr Muckermann (L. M. Lommel) erbt ein Bekleidungsgeschäft und hat auch schon einen genialen Plan, um den Umsatz anzukurbeln. Zuerst aber verkleidet er sich als Frau und inspiziert die Angestellten. "Dienst am Kunden" ist einer von sieben Kurzfilmen fürs Beiprogramm, in denen der Komiker ab 1937 unter der Regie von Alfred Stöger auftritt.

"Blechmusik", D 1938, R: Alfred Stöger, D: Ludwig Manfred Lommel, Ingeborg von Kusserow, Kurt Seifert, Eugen Rex u.a.
Lommel als unmusikalischer Frisör, der sich von einem Vertreter kosmetischer Neuerungen in einer Privatangelegenheit in die Enge getrieben fühlt und ihm entgegnet, das sei "aber eine ziemlich zwangsmäßige Drangsalierung".

"Gast im eignen Heim", D 1937, R: Alfred Stöger, D: Ludwig Manfred Lommel, Gretl Theimer, Olga Limburg u.a.
Um Eheprobleme zu lösen, wird der Angestellte Kroll (L. M. Lommel) abends von seiner Frau als Gast empfangen – wie früher. Doch aus dem von Kroll widerwillig akzeptierten Spielchen entwickelt sich rasch eine Peinlichkeit beim Eintreffen seiner Schwiegermutter.

Ort: Zeughauskino im Pei-Bau
Unter den Linden 2, 10117 Berlin

Quelle: www.deutsche-kinemathek.de