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Arnold Fanck

Weitere Namen
Dr. Arnold Fanck (Weiterer Name)
Date of Birth
03/06/1889 - 12:00
Geburtsort
Frankenthal (Pfalz)
Sterbedatum
09/28/1974 - 12:00
Sterbeort
Freiburg im Breisgau
Biografie

Arnold Fanck, geboren am 6. März 1889 in Frankenthal (Rheinpfalz), Sohn des Zuckerfabrikanten Friedrich Fanck und seiner aus einer französischen Hugenottenfamilie stammenden Frau Ida Paraquin. Der als Kind an Asthma leidende Fanck erhält zunächst Privatunterricht, besucht, an Tuberkulose erkrankt, 1899-1903 das Internat Fridericianum in Davos. 1906 erlangt er die Mittlere Reife in Frankenthal. Im gleichen Jahr stirbt der Vater, die Familie zieht nach Freiburg (Breisgau). Fanck lernt Skilaufen, beginnt zu fotografieren, unternimmt Klettertouren im Schwarzwald und in den Alpen, reist 1909 nach dem Abitur am Berthold-Gymnasium durch Norwegen. Er immatrikuliert sich für jeweils ein Semester an den Universitäten München und Berlin, besucht Vorlesungen in Philosophie, ist beeindruckt vor allem von Schopenhauer und Nietzsche.

Ab 1910 studiert er in Zürich zwei Semester Chemie, dann Geologie, und unternimmt alpine Ski-Hochtouren. 1913 beteiligt er sich an Filmaufnahmen einer Ersteigung des Monte Rosa, an der auch der Kameramann Sepp Allgeier teilnimmt, mit dem er später kontinuierlich zusammenarbeiten wird. 1914 meldet sich Fanck als Kriegsfreiwilliger, wird im Winter 1914/15 seines Asthmas wegen ausgemustert. Nach erneutem Aufenthalt in Davos promoviert er 1915 in Zürich, dient ein Jahr in Freiburg als Sanitäter, dann in einer Fälschungsabteilung des deutschen Nachrichtendienstes im Großen Generalstab in Berlin. Dort mit fotografischen Arbeiten beschäftigt, entwickelt er verschiedene Aufnahmeapparaturen und -techniken. Eine von ihm erfundene Fälschungsmethode für Stempel dokumentiert er in einem Film aneinandergereihter Einzelbilder.

Nach Kriegsende arbeitet Fanck als Teppichhändler, finanziert so seine erste Filmkamera, deren Bedienung er von Allgeier erlernt. Im Frühjahr 1920 gründet er mit dem freiburger Physiker und Skifahrer Dr. Deodatus Tauern die Berg- und Sportfilm GmbH Freiburg, an der sich der Arzt Dr. Bernhard Villinger später beteiligt. Neben Fancks eigenen Filmen produziert die Gesellschaft bis zu ihrem Verkauf an die Ufa Dokumentar-, Märchen- und Animationsfilme.

 

Fanck dreht, bei Aufnahme und Schnitt auf ein Höchstmaß an Improvisation bedacht, Filme über Skilauf ("Das Wunder des Schneeschuhs"), Eiswanderungen ("Im Kampf mit dem Berge") und Klettertouren ("Der Berg des Schicksals"). "Während fast alle Filmmanuskripte zunächst auf der Erfindung einer literarischen story beruhten, die dann nachträglich durch Filmbild illustriert wurde, ging ich stets den umgekehrten Weg. Das heißt zuerst bildliche Vorstellungen, die sich dann allmählich zu einer geschlossenen Handlung zusammenschlossen." (Fanck, 1973).

Seit 1923/24 verwendet er auch Atelieraufnahmen. Er setzt in "Der Berg des Schicksals" erstmals professionelle Schauspieler ein; in ihm debütiert Luis Trenker, in "Der heilige Berg" (1925/26) spielt Leni Riefenstahl ihre erste Filmrolle. In Fancks "Schule" lernen die Kameramänner Richard Angst, Hans Schneeberger, Walter Riml, Albert Benitz, Kurt Neubert. Den Schnitt seiner Filme übernimmt er stets selbst. "Wie er drehte, das verlangte eine andere als die übliche Methode des Schneidens: die von ihm so genannte "freie Montage", die Komposition aus im Hinblick auf den Schnitt relativ zufällig entstandenen Einstellungen." (Weigel, 1976).

Nach 1926 realisiert er, jetzt stärker dramaturgischen Zwängen unterworfen, zunächst für die Ufa, dann in Verbindung mit dem Produzenten Henry R. Sokal, die Skilaufhumoresken "Der große Sprung" (1927) und "Der weiße Rausch" (1930/31), mit G. W. Pabst, der die Spielszenen inszeniert, das Bergabenteuer "Die weiße Hölle vom Piz Palü" (1929). Dass ein versierter Studio-Regisseur seine Arbeit sinnvoll ergänzt, wird nach seinem ersten Tonfilm, "Stürme über dem Montblanc" (1930), in inszenatorischen Mängeln offenbar, während die Außenaufnahmen weiterhin die visuellen Qualitäten wahren: "Fancks Rolle als erster Pleinair-Maler, als erster Luminist des deutschen Films war unbestritten. Fanck war ein Pionier (und auch ein Fetischist) des Freiluftfilmens. Er hat dem in der Enge tappenden (Stumm-)Film Weiten geöffnet, die jahrelang außer ihm keiner zu erfüllen vermochte." (Knapp, 1976).

1932 reist er auf Einladung Carl Laemmles nach Hollywood. Unter Fancks Leitung steht die sich anschließende "Universal-Dr. Fanck Grönlandexpedition" für die Dreharbeiten zu "SOS Eisberg"; als die Universal versucht, den Schluß des Films ohne sein Einverständnis zu ändern, kündigt er seine Option auf drei weitere amerikanische Produktionen.

Nach dem historischen Montblanc-Film "Der ewige Traum" (1934) lassen sich Fancks weitere Projekte, Filme über ein Lawinenunglück und eine Schiffskatastrophe, weder in Deutschland noch England realisieren. Den Eintritt in die NSDAP lehnt er ab. 1936 dreht er, begleitet von den Kameramännern Angst und Riml, auf Einladung des japanischen Kultusministeriums in Japan. Es entstehen Dokumentarfilme und Fancks "Kultur-Spielfilm" "Die Tochter des Samurai", in dem er den Konflikt eines jungen Japaners zwischen Tradition und Moderne gestaltet. Der Plan, in Mandschukuo, dem japanisch besetzten Süd-Mandschurien, einen "Dschingis Khan"-Film zu realisieren, scheitert. 1938/39 dreht er in Chile, auf Feuerland, "Ein Robinson", der die Mär von der Rückkehr eines 1918 ausgewanderten Matrosen ins remilitarisierte Nazi-Reich entwirft.

Während des Krieges arbeitet Fanck bei der Berliner Generalbauinspektion, damit beauftragt, Neubaumodelle zu filmen; er dreht z.T. unvollendete Dokumentationen "über die Werke des Bildhauers Breker und Thorak, einen Film über Sperrholz, über Marmorverarbeitung etc., (...) über die Reichskanzlei innen und außen und schließlich den ganzen Atlantik-Wall". (Fanck, 1973).

1945 flieht er, zum Volkssturm verpflichtet, aus Berlin; er lebt, zeitweise als Waldarbeiter, in Freiburg. Seine 1946 mit französischer Lizenz neugegründete Berg- und Sportfilm GmbH nimmt die Produktion nicht wieder auf, seine Filmpläne finden keine Interessenten.

Fanck ist in erster Ehe, geschlossen nach dem Ersten Weltkrieg, verheiratet mit einer aus Polen stammenden ehemaligen Kommilitonin, in zweiter Ehe mit der Aafa-Film-Sekretärin Lisa Kind. 1972 heiratet er die Freiburger Logopädin Ute Dietrich. Sein Sohn Arnold Ernst (geb. 1919) arbeitet als Kamera-Assistent bei "Ein Robinson" mit, sein Sohn Hans (geb. 1935), tritt in "Hänschen klein" und "Ein Robinson" auf.

Arnold Fanck stirbt am 28. September 1974 in Freiburg.

CineGraph Lexikon zum deutschsprachigen Film
© 1984ff edition text+kritik im Richard Boorberg Verlag, München

Filmography
1965
Der weisse Rausch - einst und jetzt. Die Geschichte des Skilaufs von Anfang an
  • Regie
1956
Tetje und Fiedje (wie sie einst Skifahren lernten)
  • Regie
1956
Kleines Zelt und große Liebe
  • Idee
1956
Tetje und Fiedje (wie sie einst beinahe ihre smucke Deern erwischt hätten)
  • Regie
1956
Tetje und Fiedje (wie sie einst zu einem Paar Skier kamen)
  • Regie
1956
Tetje und Fiedje (wie sie einst eine Füchsin fangen wollten)
  • Regie
1950
Föhn
  • Drehbuch
  • Vorlage
1944
Arno Breker - Harte Zeit, starke Kunst
  • Regie
1944
Atlantik-Wall
  • Regie
1936/1944
Bilder von Japans Küsten
  • Regie
1943
Josef Thorak - Werkstatt und Werk
  • Regie
  • Kamera
1941
Kampf um den Berg. Eine Hochtour vor 20 Jahren
  • Regie
1936/1941
Frühling in Japan
  • Regie
1936/1941
Japans heiliger Vulkan
  • Regie
1939/1940
Ein Robinson. Das Tagebuch eines Matrosen
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
1936/1940
Reis und Holz im Lande des Mikado
  • Regie
1936/1938
Winterreise durch Südmandschurien
  • Regie
  • Produzent
1938
Kaiserbauten in Fernost
  • Regie
  • Produzent
1937/1938
Hänschen klein
  • Regie
  • Kamera
  • Produzent
1936
Die Wildnis stirbt!
  • Regie
  • Ton-Schnitt
1936
Die Tochter des Samurai
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
  • Produzent
1935
Training zum Skifilmen
  • Regie
  • Schnitt
1935
Die weiße Hölle vom Piz Palü
  • Regie
1933/1934
Rêve éternel
  • Regie
  • Drehbuch
1931/1935
Höchstleistungen im Skilauf
  • Regie
  • Schnitt
1934
Badinga, der König der Gorillas
  • Drehbuch
1933/1934
Der König des Mont Blanc
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
1932/1933
Der Walfisch II. Verarbeitung
  • Regie
1932/1933
Die Seehunde
  • Regie
1933
Nordpol - Ahoi!
  • Idee
1932/1933
SOS Eisberg
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
  • Sonstiges Sonstiges
1933
S.O.S. Iceberg
  • Regie
  • Drehbuch
1930-1932
Fliehende Schatten
  • Regie-Assistenz
  • Schnitt
1930/1931
Der weiße Rausch. Neue Wunder des Schneeschuhs
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
  • Produktionsleitung
1930
Stürme über dem Montblanc
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
1929
Die weiße Hölle vom Piz Palü
  • Regie
  • Drehbuch
  • Idee
  • Schnitt
1928
Om mani padme hum
  • Schnitt
1927/1928
Das weiße Stadion
  • Regie
  • Schnitt
1928
Der Kampf ums Matterhorn
  • Drehbuch
1927
Wintersport im Schwarzwald
  • Produzent
1927
Der große Sprung
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
1925/1926
Der heilige Berg
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
1925/1926
Südtirol. Ein Vorposten deutscher Kultur
  • Kamera
  • Produzent
1925
Das Rudern
  • Produzent
1924/1925
Die weiße Kunst
  • Schnitt
  • Produzent
1924
„Die begehrte Lotte“ oder „Welch entzückende Füßchen“
  • Produzent
1924
Das Wolkenphänomen von Maloja
  • Regie
  • Kamera
  • Schnitt
  • Produzent
1923/1924
Der Berg des Schicksals
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
  • Produzent
1923
Das Herz des Menschen
  • Produzent
1923
Franzen's Lebensrettung. Ein Erlebnis unter den Wilden
  • Produzent
1923
1000 Dollar Belohnung
  • Produzent
1922
Chufu
  • Produzent
1922
Fußballwettspiel Erde - Mars
  • Produzent
1922
Ali-Baba und die 40 Räuber
  • Produzent
1922
Auf rauschender Fahrt. Ein Segelsportfilm und was Operateur Huckebein bei seiner Aufnahme erlebte
  • Produzent
1921/1922
Das Wunder des Schneeschuhs. 2. Teil
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
  • Produzent
1922
Die deutschen Kampfspiele 1922
  • Produzent
1922
Pömperlis Kampf mit dem Schneeschuh
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1921/1922
Die sterbende Stadt
  • Produzent
1921
Moritz, der Träumer. Wie sich Moritz die Erschaffung der Welt vorstellt
  • Produzent
1921
Der große Boxkampf Dempsey - Carpentier
  • Produzent
1921
Jiu-Jitsu. Die unsichtbare Waffe
  • Produzent
1921
Mit der Jungfraubahn in die Regionen des ewigen Eises
  • Produzent
1921
Im Kampf mit dem Berge
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
  • Produzent
1920
Die Meister des Wassers
  • Produzent
1919/1920
Das Wunder des Schneeschuhs. 1. Teil
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
  • Produzent
1913
4628 Meter hoch auf Skiern. Besteigung des Monte Rosa
  • Mitwirkung
URL: https://www.filmportal.de/person/arnold-fanck_7b6bac083afb40e1b6309f99a6384638