Quellen des Lebens

Deutschland 2011/2012 Spielfilm

Inhalt

Deutschland, 1949. Der Kriegsheimkehrer Erich Freytag muss die schmerzhafte Erfahrung machen, dass man sich für die Veteranen und ihre Schicksale kaum interessiert. Dennoch lässt er sich nicht unterkriegen, gründet eine erfolgreiche Gartenzwergfabrik und wird bald zu einem Musterbeispiel für das deutsche Wirtschaftswunder. Doch die Idylle trügt: Erichs Frau hat eine Affäre mit der Nachbarin und sein schöngeistiger Sohn Klaus interessiert sich nicht für die Geschäfte des Vaters.

Jahre später: Klaus ist zu einem erwachsenen Mann herangereift und hat eine Karriere als Dichter eingeschlagen. Als seine große Liebe Gisela schwanger wird, scheint sein familiäres Glück perfekt. Aber auch dieses Idyll ist nicht von Dauer, denn je mehr Erfolge Gisela als Autorin feiert, desto weniger Zeit findet sie für Klaus und den gemeinsamen Sohn Robert. Weitere Jahre vergehen und Robert, inzwischen ein junger Mann, verliebt sich in das Nachbarsmädchen Laura. Die Frage ist, ob er in der Ära der "freien Liebe" dauerhaftes Beziehungsglück finden wird. "Quellen des Lebens" stellt mit der Geschichte der drei Generationen der Familie Freytag auch die Geschichte der Bundesrepublik dar.

 

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Heinz17herne
Heinz17herne
1949. Ein abgemagerter Mann in abgerissenem Habitus, der offenbar seit geraumer Zeit keine Gelegenheit mehr hatte, sich zu waschen, taucht in einer der anonymen Wohnsiedlungen, wie sie überall im gerade untergegangenen „Reich“ entstanden sind, auf. Er traut sich nicht, an irgendeine Türe zu klopfen, sondern setzt sich draußen auf eine kleine Bank.

Nicht, dass Elisabeth das „Monster“ draußen auf dem Rasenstück zwischen den Siedlungshäusern, wo normalerweise frisch gewaschene Kleidung im Wind trocknet, nicht sogleich erkannt hätte: es ist Erich Freytag, ihr Gatte, der aus langjähriger russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt ist. Ein Schatten seiner selbst, auch noch ein stinkender. Den frau am liebsten noch nicht einmal mit der Kneifzange angefasst hätte vor dem ausführlichen Wannenbad.

Hier aber liegen die Dinge anders, weshalb sich nur der kleine Sohn Klaus dem ihm noch völlig fremden Vater unbefangen nähert: Erichs so zynische wie mondäne Schwester Marie hat sich nicht nur bei Elisabeth und dem Jungen eingenistet, sondern gleich auch im Ehebett einquartiert. „Soll ich dir nicht ein Bad einlassen?“: Bis diese so einfache wie selbstverständliche Frage der stocksteifen Elisabeth über die stummen Lippen kommt, vergehen zwei Tage, in denen Erich vorübergehend das Weite sucht. Und dann bricht der unerschrockene Klaus das Eis, in dem er „Papi“ einen Becher Kaffee zum Aufwärmen bringt.

In der fränkischen Provinz herrscht zu Beginn der 1950er Jahre Aufbruchstimmung. Mit seinem inzwischen heranwachsenden Sohn Klaus baut Alt-Nazi Erich seine Porzellanwaren-Fabrik wieder auf – zunächst mit dem einzigen noch intakten Brennofen und einem guten Dutzend leistungsbereiter Frauen, die teilweise aus dem Osten vertrieben wurden und häufig ihre Männer im Krieg verloren haben. Es gibt viel zu tun, aber noch wenig zahlungskräftige Abnehmer. Erst mit der Währungsreform und der Einführung der D-Mark wendet sich das Blatt – und mit einem genialen Schachzug: Erich, der auch daheim reinen Tisch gemacht und seine Schwester Marie vor die Tür gesetzt hat, verlegt sich auf die Produktion von Gartenzwergen.

Mit denen er rasch ein Teil des westdeutschen Wirtschaftswunders wird, obwohl die Produktionsbedingungen hier im unterfränkischen Steinach, in der Grenzregion zur Sowjetischen Besatzungszone, die als Absatzmarkt nun nicht mehr in Frage kommt, schwierig bleiben. Erich, dem der einstige sozialistische Gegner Erwin in der Anfangszeit noch ein fürchterliches Gebiss aufdrücken konnte in Ermangelung zeitgemäßer zahntechnischer Mittel, glänzt nun mit neuen Beißerchen und einem gut gefüllten Bankkonto. Sein Sohn Klaus ist längst der Vorarbeiter-Rolle entwachsen und soll als sozusagen geborener Nachfolger in die Rolle des Junior-Chefs wachsen.

Wir schreiben die 1960er Jahre, die Zeit des großen gesellschaftlichen Umbruchs in der allmählich erwachsen gewordenen „Bundesrepublik“ ist angebrochen. Klaus beginnt nicht wirklich ein Studium in Köln. Er träumt von einer großen Schriftstellerkarriere und in der Tat steht sein Name bald in der Zeitung – als junger, hoffnungsvoller Autor. In der Boheme-Szene der Domstadt macht er die Bekanntschaft einer Landsmännin aus Nürnberg, der aufreizend attraktiven, aber auch sehr egomanischen Gisela Ellers. Als der „skeptische Realist“, wie sich Klaus selbst einschätzt, ihre Sartre-Fangfragen mit Bravour beantwortet, steht einer Liaison mit der verwöhnten, aber was das Literarische betrifft auch hochtalentierten Unternehmerstochter nichts mehr im Weg.

Höchstens ihre fürchterlichen Eltern, aber jetzt weiß Klaus wenigstens, woher Gisela ihren Hang zur Überheblichkeit, zur penetranten Selbstdarstellung und zur öffentlichen Provokation hat. Ihr Gegenbesuch in der Gartenzwerg-Produktionsstätte endet zwar in einem Scherbenhaufen, zeitigt aber wenige Wochen später erfreuliche Folgen: Gisela ist schwanger. Wäre jetzt eine gute Gelegenheit, erwachsen zu werden – für beide Elternteile. Aber das wird ihnen aus den Händen genommen: Die Ellers' kaufen ihrer Tochter nicht nur eine neue, schicke Wohnung für das neue Familienglück, sondern richten sie ganz selbstverständlich auch nach eigenem Geschmack ein.

Und zwar in West-Berlin, der Frontstadt des Kalten Krieges, aus der inzwischen das Mekka der 1968er Boheme geworden ist. Und nun kommt erstmals der Erzähler, der bisher aus dem Off so wunderbar ironisch die Geschichte seiner Familie kommentierte, ins Bild – als Baby: Robert, der Enkel Erich Freytags. Er liegt in besagter Nobel-Neubauwohnung auf dem Bauch und krabbelt unter dem Schreibtisch, an dem sein Vater Klaus an der Schreibmaschine tippt und pausenlos Zigarettenrauchwolken ablässt. Ein ungesundes Klima, das für den Vierjährigen oder den 15-Jährigen nicht besser werden wird, auch wenn er die Berliner Luft dann längst verlassen hat, weil seine Eltern zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind. Seine lange Odyssee durch die eigene Familie und in die unterschiedlichsten Orte der Republik, zu der bald auch Italien, das erste Sehnsuchtsland der zu neuem Wohlstand gekommenen Deutschen gehört, ist erst zu Ende, als Robert als junger Erwachsener seine große Jugendliebe wiederfindet...

Das melancholisch-ironische Familien- und Gesellschaftsepos „Quellen des Lebens“ ist parallel zu Oskar Roehlers autobiographischem, 600 Seiten umfassenden Roman „Herkunft“ entstanden und am 19. Juli 2014 in der ARD erstausgestrahlt worden.

Pitt Herrmann

Credits

Drehbuch

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Script

Drehbuch

Licht

Kamera-Bühne

Art Director

Außenrequisite

Innenrequisite

Spezial-Maske

Kostüme

Schnitt

Ton-Assistenz

Mischung

Spezialeffekte

Stunts

Darsteller

Co-Produzent

Ausführender Produzent

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Produktions-Assistenz

Erstverleih

Dreharbeiten

    • 01.08.2011 - 11.11.2011: NRW, Mitteldeutschland, Berlin, Italien
Länge:
173 min
Format:
35mm, 16:9
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SRD
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 22.11.2012, 136022, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 14.02.2013

Titel

  • Originaltitel (DE) Quellen des Lebens
  • Weiterer Titel (ENG) Sources of Life

Fassungen

Original

Länge:
173 min
Format:
35mm, 16:9
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SRD
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 22.11.2012, 136022, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 14.02.2013

Auszeichnungen

FBW 2014
  • Prädikat: besonders wertvoll
Verband der deutschen Filmkritik 2014
  • Beste Musik