Themenwochenende zur Zukunft des Kinos im Deutschen Filmmuseum

Zum Abschluss des Begleitprogramms zu seiner Sonderausstellung "Filmtheater" veranstaltet das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt am 8. und 9. Mai 2015 ein Themenwochenende unter dem Motto "KINO - Ein Ort mit Zukunft?".

Das umfangreiche Begleitprogramm zur Sonderausstellung "Filmtheater" stellt seit November 2014 das Kino als Ort des Filmerlebens in den Mittelpunkt. In zahlreichen Filmvorstellungen, Vorträgen, Diskussionen, Präsentationen, Filmgesprächen und Führungen wurde das Kino als einzigartiger sozialer Raum thematisiert. Zu Beginn des Programms wurde den Zuschauern "vor der Leinwand" und den Akteuren "hinter der Leinwand" – Kinobetreibern, Filmvorführern und Kassenkräften – Tribut gezollt.

Im April und Mai widmen sich die Begleitveranstaltungen nun der Frage, was wohl "nach der Leinwand" kommen mag, wie also eine mögliche Zukunft des Kinos aussehen könnte. Dabei spielen die tiefgreifenden Veränderungen, die die Digitalisierung aktuell mit sich bringt, eine entscheidende Rolle. Neben der altbewährten und traditionellen Art der Filmvorführung erproben immer mehr Kinos innovative und patrizipative Konzepte, um heimkinogewöhnte Menschen im 21. Jahrhundert ins Kino zu locken.

In einem abschließenden Themenwochenende zur Zukunft des Kinos am Freitag, 8. Mai, und Samstag, 9. Mai werden im Kino des Deutschen Filmmuseums alte, neue und partizipative Ideen und Konzepte vorgestellt, ausprobiert und diskutiert: Wo werden wir in Zukunft Filme sehen? Wie findet – und hält – das Kino weiterhin sein Publikum? Was passiert mit Filmen jenseits des Mainstream und mit dem gesamten Filmerbe, wenn kaum noch 35mm-Kopien verliehen werden und immer weniger Kinos in der Lage sind, diese zu spielen? Welche Strategien machen das Kino zukunftsfähig?

Die Sonderausstellung "Filmtheater. Kinofotografien von Yves Marchand und Romain Meffre" ist nur noch bis Sonntag, 31. Mai, im Deutschen Filmmuseum zu sehen: filmtheater.deutsches-filmmuseum.de

Themenwochenende: KINO – Ein Ort mit Zukunft?
deutsches-filminstitut.de/blog/kino-ein-ort-mit-zukunft/

Freitag, 8. Mai, 18 Uhr
"Cinema: A Public Affair"
Deutschland 2015. R: Tatiana Brandrup
Dokumentarfilm. 99 Min. DCP. OmU
Der weltbekannte russische Filmhistoriker Naum Kleiman war Direktor des Moskauer Filmmuseums, das 2005 geschlossen wurde. Seitdem halten er und seine Mitstreiter die Cinemathek im Exil lebendig. Sie kämpfen für das Kino als Forum für den freien Gedankenaustausch, das den Weg zu persönlichem Wachstum und zu einer offeneren Gesellschaft ebnen kann – eine brisante Vision angesichts der aktuellen politischen Situation Russlands, der Naum Kleiman mit Mut und Gelassenheit begegnet.
Vorfilm: "The Projectionist" (AU 2002. R: Michael Bates)

Freitag, 8. Mai, 20 Uhr
"Upload Cinema: "HOW TO - The Best Tutorial Videos"
Bereits seit 2008 bringt Upload Cinema aus Amsterdam die besten Videos aus dem Internet auf verschiedene Kinoleinwände in den Niederlanden – und das mit großem Erfolg. Die Beteiligung des Publikums spielt dabei eine große Rolle: Eine Jury stellt das Videoprogramm im Vorfeld der einzelnen Veranstaltungen aus den Vorschlägen des Publikums zusammen. Am Freitag, 8. Mai, ist Upload Cinema im Kino des Deutschen Filmmuseums zu Gast und hat eigens dafür eine neue Variante des beliebten Programms "HOW TO – The Best Tutorial Videos" erstellt, eine Kompilation der lustigsten, seltsamsten und erhellendsten Video-Anleitungen aus dem Internet. Teil des Programms sind fünf Videos, die aus Vorschlägen des Frankfurter Publikums ausgewählt wurden. Während der Show können die Zuschauer im Kino mit einer eigens eingerichteten App über das beste Video des Abends abstimmen.

Vor der Show gibt Dagan Cohen, Initiator von Upload Cinema, eine kurze Einführung in das Konzept von Upload Cinema und stellt andere innovative und partizipative Kinoformen vor.
Mehr zu Upload Cinema und zum Programm im Deutschen Filmmuseum:
deutsches-filminstitut.de/blog/upload-cinema/

Freitag, 8. Mai, 22:30 Uhr
Der Junge Filmclub Treppe 41 präsentiert: "Spring Breakers"
Das Deutsche Filmmuseum hat die Gründung des jungen Filmclubs Treppe 41 initiiert und gibt künftig monatlich zwei Programmplätze in die Hände der jungen Leute. Treppe41 ist ein partizipatives Experimentierfeld für Studierende und junge Cineastinnen und Cineasten. Am Freitag, 8. Mai, um 22:30 Uhr präsentiert die Gruppe ihren ersten Film.

Mehr zu Treppe 41 und zum Programm des jungen Filmclubs:
deutsches-filminstitut.de/blog/junger-filmclub-treppe-41/

"Spring Breakers"
USA 2013. R: Harmony Korine.
D: Vanessa Hudgens, Selena Gomez, Ashley Benson. 94 Min. DCP. OmU
"Spring Break… Spring Break forever", beschwören sich die Studentinnen Brit, Candy, Cotty und Faith gegenseitig. Dieser Trip soll für immer sein, wie eine Jugendliebe: für immer pink durchtränkte Sonnenuntergänge, für immer Neonlicht auf Badestegen, für immer Drogen und "SCARFACE on repeat". Harmony Korine taucht den Zuschauer unter in seinem Versuch eines, wie er selber sagt, "flüssigen" Films, und es bleibt nur das Echo "Spring Break… Spring Break forever".
Vorgestellt von Johannes Lehnen.
Nach dem Film: Treppengespräch mit Wein und Bier.

Samstag, 9. Mai, 16 Uhr
Offener Vorführraum
Die Vorführer des Deutschen Filmmuseums laden die Besucher zu einem Blick hinter die Kulissen ein. Bei einem Rundgang erklären sie Filmformate, Projektoren und Vorführtechniken. Beim offenen Vorführraum für Kinder erleben die jüngeren Besucher unter dem Titel "Kinomagie" den Zauber des besonderen Ortes Kino und der analogen Projektion.

Kosten: 4 Euro / 2 Euro ermäßigt
Verkauf der Eintrittskarten an der Museumskasse
Weitere Termine:
Samstag, 30. Mai, 16 Uhr

"Kinomagie" – Für Kinder:
Sonntag, 10. Mai, 16:30 Uhr – im Anschluss an die Kinderkino-Vorführung.
Der Eintritt ist im Kinderkino-Ticket enthalten.

Samstag, 9. Mai, 18:30 Uhr
Präsentation und Diskussion:
Orte des Kinos: Filmkunst und Filmerbe im Kino, im Netz oder im Museum?
Unter diesem Titel sprechen Vertreter von Filmmuseen und Kinematheken, Filmverleiher, Betreiber von Video-on-Demand-Plattformen sowie Filmemacher über die möglichen Örtlichkeiten und sozialen Situationen, in denen Kino in Zukunft stattfinden könnte und stellen Filme vor. Zur Debatte stehen mögliche zukünftige Kino-Orte, die Rolle des Kinos als Raum des gemeinsamen Filmerlebens, die zunehmende Verfügbarkeit von Filmen im Netz sowie die Auswirkungen der Digitalisierung auf das Fortleben von Filmerbe und Filmkunst. Es diskutieren Stefanie Schulte Strathaus, Ko-Direktorin des Arsenal – Institut für Film- und Videokunst in Berlin, Natalie Gravenor, Mitgesellschafterin von EYZ Media und der Arthouse-on-Demand-Plattform realeyz, sowie der Filmemacher und Kinobetreiber Gunter Deller und die Kuratorin Stefanie Plappert. Die Gesprächsleitung übernimmt die Medienwissenschaftlerin Daniela Kloock.

Samstag, 9. Mai, 20:30 Uhr
Nach der Diskussion feiert das Kino des Deutschen Filmmuseums mit einer brillanten 35mm-Technicolor-Kopie des Fred-Astaire-Musicals "Three Little Words" (USA 1950) noch einmal die Schönheit des Zelluloids und der analogen Projektion:

"Three Little Words" ("Drei kleine Worte")
USA 1950. R: Richard Thorpe
D: Fred Astaire, Red Skelton, Vera-Ellen. 102 Min. 35mm. OF
Das MGM-Musical "Three Little Words" ist eine Filmbiographie über das erfolgreiche Songschreiberduo Bert Kalmar und Harry Ruby – gespielt von Fred Astaire und Red Skelton. Nach einer Verletzung kann der Entertainer Bert Kalmar nicht mehr auftreten. Er versucht daher zusammen mit dem Komponisten Harry Ruby sein Glück als Texter. Ihr erstes gemeinsames Stück wird gleich ein Erfolg, was sowohl beruflich als auch privat zu einem Höhenflug führt. Neben den brillanten Farben in Technicolor begeistern die Oscar® nominierte Filmmusik und die zahlreichen Tanzeinlagen von Fred Astaire.

Samstag, 9. Mai, 22:30 Uhr
Donnerstag, 21. Mai, 18 Uhr
"Side By Side"
USA 2012. R: Christopher Kenneally
Dokumentarfilm. 98 Min. Blu-ray. OF
Zu einem Zeitpunkt, als digitales und analoges Filmemachen noch relativ gleichberechtigt nebeneinander standen, befragte Keanu Reeves berühmte Filmschaffende zur digitalen Revolution – unter ihnen James Cameron, David Lynch, Christopher Nolan, Martin Scorsese und Lars von Trier. "Side By Side" zeigt dabei die Unterschiede zwischen beiden Techniken und wie sich die Arbeitsabläufe in allen Phasen, die ein Film durchläuft, durch die Digitalisierung verändert haben. Darüber hinaus fragt der Film auch nach den ästhetischen Auswirkungen dieser Entwicklung.
Vorfilm: "Regenzeiten" (DE 1996. R: Franz Winzentsen)

Weitere Filme der Filmreihe "Filmtheater":

Sonntag, 10. Mai, 17 Uhr
"Im Lauf der Zeit"
BRD 1976. R: Wim Wenders
D: Rüdiger Vogler, Hanns Zischler, Lisa Kreuzer. 176 Min. DCP
In Wim Wenders' Roadmovie reist Bruno Winter in einem alten Möbelwagen entlang der innerdeutschen Grenze, um in den Provinzkinos die Projektoren zu reparieren. Unterwegs trifft er Robert Lander, der ihn fortan begleitet. Das filmische Zeitdokument des Alltäglichen erzählt von der wortkargen Freundschaft zwischen dem Kinotechniker Bruno und dem Kinderpsychologen Robert.

Donnerstag, 14. Mai, 18 Uhr
Freitag, 15. Mai, 20:15 Uhr
"No te mueras sin decirme adonde vas"
("Stirb nicht ohne mir zu sagen wohin du gehst")
Argentinien 1995. R: Eliseo Subiela
D: Darío Grandinetti, Mariana Arias, Oscar Martinez. 130 Min. 35mm. OmU
Im Buenos Aires der 1990er Jahre bastelt Leopoldo an einem Gerät, das menschliche Träume auf Video aufzeichnen soll. Hundert Jahre zuvor – in einem früheren Leben oder in einem Traum – half er als Assistent des Erfinders Thomas Edison bei der Entwicklung des Kinematographen: der Maschine, die viele Menschen zur selben Zeit denselben Traum träumen lässt. Eliseo Subielas surrealer Film spielt zwischen Traum, Film und Wirklichkeit und ist eine bewegende Reflexion über das Wesen des Kinos.

Mittwoch, 20. Mai, 18 Uhr
"Schön war die Zeit"
BRD 1988. R: Klaus Gietinger, Leo Hiemer
D: Gottfried John, Edgar Selge, Eva Blaszczyk. 115 Min. 35mm
Die Satire erzählt die Geschichte eines Filmvorführers auf dem Land und eines Filmregisseurs in der Stadt von 1945 bis 1962: Während der ehemalige Star-Regisseur der Nazi-Zeit auch in der BRD wieder Karriere mit Heimatfilmen machen kann, ist das Alpen-Kino, in dem der Filmvorführer arbeitet, dem Untergang geweiht. Das Fernsehen versetzt letztendlich beiden den Todesstoß. Der Film von Klaus Gietinger und Leo Hiemer rechnet auf unterhaltsame Weise mit dem Mitläufertum und den Mythen des Wiederaufbaus nach dem zweiten Weltkrieg ab.

Sonntag, 24. Mai, 18 Uhr
Dienstag, 26. Mai, 20:30 Uhr
"Splendor"
Italien 1989. R: Ettore Scola
D: Marcello Mastroianni, Massimo Troisi. 105 Min. 35mm. Omdt/frzU
Das Kleinstadt-Kino Splendor häuft Schulden an und ist im Begriff, zu verfallen. Schweren Herzens entscheidet sich sein Besitzer Jordan, es zu verkaufen. Nach Ende der letzten Vorstellung erinnert er sich an die Glanzzeiten des Kinos. Die Tragikomödie ist ein melancholisch-schöner Abschied vom Kino, die zu Unrecht im Schatten des weitaus bekannteren Films "Nuovo cinema paradiso" (IT/FR 1988) steht.
Vorfilm: "Última sesión" (ES 2014. R: Natxo Fuentes)

Donnerstag, 28. Mai, 18 Uhr
"The Last Projectionist"
GB 2011. R: Tom Lawes
Dokumentarfilm. 82 Min. DCP. OmeU
Regisseur Tom Lawes kaufte 2004 das älteste unabhängige Kino Großbritanniens, das Electric in Birmingham, und ließ es restaurieren. Sein Film erzählt in Archivaufnahmen und amüsanten Zeichentrick-Animationen die Geschichte des Kinos: von der Gründung zur Stummfilmzeit 1909 über die Umnutzung als Wochenschaukino während des Zweiten Weltkriegs und als Pornokino in den 1970er Jahren bis in die Gegenwart.
Vorfilm: "The Projectionist" (AU 2002. R: Michael Bates)

Quelle: www.deutsches-filmmuseum.de