Hessischer Filmpreis 2020 verliehen

Die Preisträger*innen des 31. Hessischen Film- und Kinopreises wurden am Donnerstagabend in einer Sondersendung des hr-Fernsehens bekannt gegeben.

 

"Ich gratuliere allen Gewinnerinnen und Gewinnern ganz herzlich", erklärt Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. "Unter den besonderen Bedingungen in diesem Jahr bringt der Filmpreis unseren Dank zum Ausdruck für alle Künstlerinnen und Künstler und die vielen anderen Menschen in der Film- und Kinobranche, im Betrieb, in Technik, Organisation und Vermittlung, unseren Dank für ihr Engagement, ihre Kreativität und die Kraft, mit der sie die Herausforderungen der Corona-Pandemie angehen."

"Die aktuellen Einschränkungen für das gemeinsame Erlebnis Film werfen ein ganz besonderes Schlaglicht auf seine Bedeutung für unsere Kultur und Gesellschaft", so Staatssekretärin Asar weiter. "Wenn wir uns die vielen hervorragenden Leistungen dieses Filmjahrgangs anschauen, die ästhetisch wie thematisch mutigen Beiträge und das Potenzial auch und gerade der jungen Kreativen, die wir heute ausgezeichnet haben, können wir optimistisch in die Zukunft blicken. Mit dem Geld, mit dem wir sonst eine große Gala ausrichten, werden wir in diesem Jahr herausragende Gestalterinnen und Gestalter hinter der Kamera mit Kreativprämien ehren."

Den Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten erhielt in diesem Jahr Uwe Kockisch. Seine Entscheidung begründet Ministerpräsident Volker Bouffier wie folgt: "Uwe Kockisch ist einem breiten Publikum nicht zuletzt in seiner Rolle als Commissario Brunetti bestens bekannt. Er hat sich aber auch als Charakterdarsteller etabliert, wie er eindrucksvoll in der Hauptrolle in der Fernsehserie 'Weissensee' bewiesen hat. Wenn man auf seine Vita schaut, ist seine Verkörperung des Stasi-Offiziers Hans Kupfer besonders wertzuschätzen, denn Uwe Kockisch hat im wahren Leben als junger Mensch Anfang der 1960er Jahre nach einem gescheiterten Fluchtversuch die Brutalität und Schonungslosigkeit der Stasi und des DDR-Systems am eigenen Leib erfahren. Somit schlägt er gerade im 30. Jubiläumsjahr der Deutschen Einheit mit seinem Lebenslauf und seiner jahrzehntelangen Schauspielkarriere in Ost und West eine wertvolle Brücke: Als 'gesamtdeutscher' Star mit einer Karriere, die aller Ehren wert ist und somit auch des Ehrenpreises des Ministerpräsidenten."

Der mit 7.500 Euro dotierte Newcomerpreis, über dessen Vergabe Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn entscheidet, ging an Brenda Lien. "Sie ist in ihrem jungen Alter – sie ist Jahrgang 1995 – schon ein profilierter Teil der Kurzfilm-Szene in ganz Deutschland", teilte Ministerin Dorn zur Begründung mit. "Sie hat schon viele wichtige Auszeichnungen bekommen – und das noch während ihres Studiums in ihrer Geburtsstadt Offenbach. Aktuell entsteht ihr Abschlussfilmprojekt an der Hochschule für Gestaltung. Wir dürfen darauf sehr gespannt sein. Brenda Lien setzt sich in ihren Filmen, aber auch in Debatten und Initiativen für die Sichtbarkeit von non-binären Protagonist*innen und ihren Geschichten ein. Sie steht für ein feministisches, innovatives und diverses Kino, vor und hinter der Kamera."

Weitere Gewinnerinnen und Gewinner

Spielfilm: "Coup" von Sven O. Hill. Die Komödie, ein Mix aus Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilm, ist ein "ungemein unterhaltsamer, experimenteller und einzigartiger Hybrid, der scheinbare Gegensätze vereint. Hills Film ist gleichzeitig skurril, spannend, unterhaltsam, lustig und traurig – und durchweg berührend", so die Jury. Nominiert waren außerdem "Die Wolf Gäng" von Tim Trageser und "Toubab" von Florian Dietrich. Der Gewinner erhält 23.000 € Euro Preisgeld, alle drei Nominierten je 4.000 Euro Nominierungsgeld.

Dokumentarfilm: "Wer wir waren" von Marc Bauder. Der Film zeige, so die Jury, "Menschen, die sich der Aufgabe verschrieben haben, die vielfältigen und sich ständig verändernden Herausforderungen unserer Existenz zu erfassen und im Angesicht vieler Zweifel das scheinbar Unmögliche anzugehen: die Welt zu retten. Eine dramaturgisch und visuell überzeugende Reise: für die großen Fragen unserer Existenz findet Marc Bauder in seinem Dokumentarfilm eindrucksvolle Bilder." Nominiert waren außerdem "At the Margin" von Sita Scherer und Sara Hüther sowie "Oeconomia" von Carmen Losmann. Der Gewinner erhält 20.000 Euro Preisgeld, alle drei Nominierten je 4.000 Euro Nominierungsgeld.

Kurzfilm: "Your Future" von Maren Wiese & Petra Stipetić. In dem 15-Minüter erzählen die Sternzeichen in personifizierter Form "Geschichten vom Chaos und Unsinn des Menschseins, dem Alltag und der Überraschung, von der Liebe, der Langeweile, von Sex und Gewalt und allem, was das Leben wunderbar und schrecklich macht". Der Animationsfilm, so die Jury, falle "in seiner Eigenartigkeit und Innovationskraft" auf. Nominiert waren außerdem "Sonntagmorgen" von Franziska Wank und "We Will Survive" von Nele Dehnenkamp. Der Gewinner erhält 4.000 Euro Preisgeld, alle drei Nominierten je 1.000 Euro Nominierungsgeld.

Drehbuch: Nicolas von Passavant für sein Drehbuch "Vor dem Dunkel" über den Skandal um E.T.A. Hoffmanns letzte Erzählung "Meister Floh". Die Jury erklärt: "'Vor dem Dunkel' ist stilistisch und dramaturgisch ein großer Wurf, dem eine fundierte und intensive Recherche zugrunde liegt. Die Komposition aus realen Bezügen und fiktiven Elementen gelingt Nicolas von Passavant ganz hervorragend. Aufgrund der Verschachtelung unterschiedlicher Erzählebenen entsteht eine atmosphärische Dichte, die den historischen Kontext und die Dilemmata der Figuren schon beim Lesen vermittelt." Der Preis ist mit 7.500 Euro dotiert.

Hochschulfilm: Jennifer Kolbe für "MILK", ihre Bachelorarbeit im Studiengang Kommunikationsdesign der Hochschule RheinMain. Die Jury urteilt, der vierminütige Film bringe radikal auf den Punkt, "wie gnadenlos Menschen aus Profitinteresse mit Tieren umgehen". Es sei, so die Begründung weiter, "ein Animationsfilm, der emotional unter die Haut geht. Und das, obwohl er mit einer sehr reduzierten Figürlichkeit und Farbigkeit arbeitet." Der Preis ist mit 7.500 Euro dotiert.

Hessischer Fernsehpreis – Beste Schauspielerin: Steffi Kühnert in "Meine Nachbarn mit dem dicken Hund", von der die Jury sagt: "Sie leuchtet. In jeder Szene. Sogar unter Wasser, mit Schwimmbrille und Nasenklammer. Sie leuchtet als graue Maus, die es allen recht machen möchte, in ihrer Trauer und Enttäuschung als verlassene Ehefrau, und in den Augenblicken, in denen sie sich zaghaft und fast verschmitzt auf Neues einlassen kann. Steffi Kühnerts Spiel ist so federleicht wie tief empfunden." Außerdem nominiert waren Vanessa Loibl in "Unsere wunderbaren Jahre" und Lilith Häßle in "Ein Schritt zuviel". Der Preis ist undotiert.

Hessischer Fernsehpreis – Bester Schauspieler: Godehard Giese in "Unschuldig", laut Jury "ein Schauspieler, der jeder auch noch so kleinen Rolle Kontur und Authentizität – und damit auch: Größe – verleihen kann. In dem Krimi 'Unschuldig' spielt er den Schwager des zu Unrecht Verurteilten. Godehard Giese gelingt das große Kunststück, diesen Uwe mit nur wenigen Andeutungen und sparsamen Ausbrüchen zum Verdächtigen werden zu lassen". Nominiert waren auch David Schütter in "Unsere wunderbaren Jahre" und Niki von Tempelhoff in "Ein Schritt zuviel". Der Preis ist undotiert.

Bei den Hessischen Kinopreisen wurden insgesamt 150.000 Euro Preisgeld vergeben an: Murnau Filmtheater und Caligari FilmBühne Wiesbaden, Filmforum Höchst, Pupille – Kino in der Uni Frankfurt, Filmkreis Unikino Darmstadt, Naxos-Kino und Kino des DFF Frankfurt, Kommunales Kino Weiterstadt, Kommunales Kino Eschborn, Bahnhofslichtspiele im Kasseler Hauptbahnhof, Harmonie und Cinema Frankfurt, Marburger Filmkunsttheater, Programmkino Rex Darmstadt, Filmladen Kassel, Lichtspielhaus Lauterbach, Kino Traumstern in Lich, Capitol Kino Witzenhausen, Mal Seh'n und Orfeos Erben Frankfurt.

Quelle: www.hessischer-filmpreis.de