25. VGF-Nachwuchsproduzentenpreis und Hofer Goldpreis verliehen

Am Freitag beziehungsweise Samstag wurden bei den Hofer Filmtagen der deutsche VGF-Nachwuchsproduzentenpreis an Trini Götze und David Armati Lechner für "Alles ist gut" sowie der Hofer Goldpreis in memoriam Heinz Badewitz an Luzie Loose für "Schwimmen" verliehen.

 

Die Münchner Produzenten Trini Götze und David Armati Lechner von Trimafilm haben am Freitag bei den Hofer Filmtagen den mit 60.000 Euro höchstdotierten deutschen Nachwuchsproduzentenpreis für die Produktion des Kinofilmdebüts "Alles ist gut" (Regie Eva Trobisch) erhalten.

Die Verwertungsgesellschaft für Nutzungsrechte an Filmwerken mbH (VGF) stiftet den Nachwuchsproduzentenpreis zum 25. Mal und hat ihn erstmals am 26. Oktober auf den 52. Internationalen Hofer Filmtagen verliehen. Damit unterstreicht die VGF ihr Engagement und das der Hofer Filmtage für die Nachwuchsarbeit.

Das Preisgeld ist nicht zweckgebunden und soll der Stärkung des Eigenkapitals der jungen Produktionsfirmen dienen, die häufig hohe finanzielle Risiken mit der Produktion nicht immer kalkulierbarer Projekte eingehen. Kriterien für die Auswahl des Gewinners durch eine Jury aus Mitgliedern des VGF-Aufsichtsrates sind die künstlerische Qualität und Publikumsrelevanz.

Unter den bisherigen Preisträgern sind Kinoerfolge wie "Das Leben der Anderen" und "Die wilden Kerle", zuletzt "Einmal bitte alles". Die VGF vergibt auch Bürostipendien im Bayerischen Filmzentrum Geiselgasteig, unterstützt die Arbeit von Filmhochschulen und engagiert sich für die Erhaltung des deutschen Filmerbes.

Der Titel "Alles ist gut" täuscht und zeigt die Folgen einer Nacht, die eine falsche Richtung nimmt. Denn für die Protagonistin Janne ist nichts gut. In ihrem neuen Job trifft sie auf den Mann, der gegen ihren Willen in dieser Nacht mit ihr geschlafen hat. Janne verhält sich als sei nichts passiert, bis ihr Schweigen einer stillen Ohnmacht weicht und ihr das Leben und die Liebe zu ihrem Freund entgleiten.

Lange vor der #Me-Too-Debatte begannen die Autorin und die Produzenten den Stoff aus dem realen Alltag zu entwickeln. Für epd Film "weist 'Alles ist gut' weit über das Filmische hinaus" und Der Freitag erkennt das "Porträt einer Welt, in der sexuelle und ökonomische Gewalt Hand in Hand gehen". Auf dem Filmfest München wurden Regisseurin Eva Trobisch und ihre Hauptdarstellerin Aenne Schwarz mit dem Förderpreises Neues Deutsches Kino und der Film mit dem FIPRESCI-Preis ausgezeichnet. Beim Locarno Festival gewann der Film den First Feature Award und beim Hamptons International Film Festival den Best Narrative Film Award.

Das Produzententeam Trini Götze und David Armati Lechner überzeugte die Jury mir der "Klarheit eines Drehbuches, in dem jeder Satz zu stimmen scheint. Sie gaben dem Film einen Tonfall, der dem Ernst des Themas angemessen ist und trotzdem eine Leichtigkeit behält. 'Alles ist gut' stellt die richtigen Fragen und überlässt es dem Zuschauer über das Gesehene nachzudenken und sein eigenes Urteil zu fällen. Wir verstehen diesen Preis als eine Aufforderung zum: weiter so!" VGF-Aufsichtsratsvorsitzender Antonio Exacoustos: "Die VGF will mit ihrem Nachwuchsproduzentenpreis junge Produzenten motivieren und unterstützen, spannende und mutige Filme für das Kino zu schaffen."

Die Preisträger Trini Götze und David Armati Lechner "Mit diesem Preis schenkt uns die VGF vor allem Zeit: Zeit um Projekte voranzutreiben. Zeit zum Entwickeln von Ideen. Zeit um Projekte mit den Menschen zu machen, für die wir brennen."

Trini Götze und David Armati Lechner studierten nach mehrjähriger Tätigkeit im Film und Fernsehbereich an der HFF München Produktion und Medienwirtschaft. Götze gründete 2012 während ihres Studiums Trimafilm zu der Armati Lechner 2017 stieß. Beide sind geschäftsführende Gesellschafter. Nach preisgekrönten Kurzfilmen entstand 2018 ihr erster langer Kinofilm "Alles ist gut“. Derzeit arbeiten sie an dem Kinofilmdebüt "Relativity" der Regisseurin Mariko Minoguchi (in Koproduktion mit Thomas Wöbke) der 2019 in die Kinos kommen wird. Im Herbst 2018 realisierten sie die Mini-Serie "Fett und Fett" (Regie Chiara Grabmayr) für das ZDF.

Der Hofer Goldpreis der Friedrich-Baur-Stiftung, verliehen durch die Bayerische Akademie der Schönen Künste in memoriam Heinz Badewitz, in diesem Jahr erstmalig vergeben, ging an Luzie Loose für die beste Regieleistung bei ihrem Debütfilm "Schwimmen".

Die Akademie wählt aus ihrer Film- und Medienkunst-Abteilung einen jährlich wechselnden Mentor, der den Preisträger bestimmt. Für 2018 hat der Regisseur Edgar Reitz (u.a. "Heimat", "Die andere Heimat") die Aufgabe des Mentors übernommen.

Im Wettbewerb um den Hofer Goldpreis sind automatisch alle Regisseur*innen, deren Spielfilm bei den Hofer Filmtagen Premiere hat, sofern es sich um ihren ersten Langspielfilm deutscher Produktion handelt. Der Preis besteht derzeit aus einem zertifizierten Goldbarren von 1 kg Feingold (momentaner Handelswert rund 35.000 Euro). Darüber hinaus beinhaltet der Preis die künstlerische Beratung des/der Regisseur*in bei der Entwicklung eines neuen Films über ein Jahr lang.

Aus der Begründung des Mentors Edgar Reitz für die Preisvergabe an Luzie Loose:
"Die junge Autorenfilmerin beschreibt in ihrem Debutfilm Jugendliche der 'Generation Smartphone', deren Auseinandersetzung mit ihren überforderten Eltern und Lehrern, ihre verzweifelte Suche nach sich selbst. Bösartige Konkurrenzkämpfe und Mobbing bestimmen das Leben der Jugendlichen in Internet-Foren und sozialen Medien. Hier entsteht ein virtuelles Schlachtfeld auf dem das Handy sich in eine gefährliche Waffe verwandelt. Der Blick der Autorin erkennt den psychischen Stress der Handy-Jugend und erzählt von neuen Formen individueller Schuld. Mit ihrer Hauptdarstellerin Stephanie Amarell hat Luzie Loose ein unvergessliches Gesicht gefunden, das als seltener Glücksfall an Ausdruckskraft und Authentizität gelten kann. Der Blick der Autorin erkennt den psychischen Stress der Handy-Jugend und erzählt von neuen Formen individueller Schuld.

'Schwimmen' ist ein klassischer Autorenfilm, der sich in dieser Geschichte auch selbst reflektiert und erzählt, dass das Objektiv einer Kamera alles andere als ein harmloses Spielzeug ist. Die Kamerafrau Anne Bollick und die Kostüme von Melanie Seifert unterstützen das Erzähltalent von Luzie Loose mit vielen schönen Details und zeigen, dass es sich lohnt, nah an den Gesichtern und den Charakteren zu bleiben. Selbst wenn sich Scheinschlüsse und dramaturgische Patentlösungen anbieten, fällt die Regisseurin nie darauf herein und erzählt immer weiter und weiter. So bleibt ihr Debutfilm 'Schwimmen' überraschend und erhellend. 'Schwimmen' ist ein Film, der neugierig auf den weiteren Werdegang einer begabten Regisseurin macht.

Quelle: www.hofer-filmtage.com