Verdammt zur Sünde

BR Deutschland 1964 Spielfilm

Inhalt

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges lebt der aus dem Osten vertriebene Gespannführer Starosta mit Frau, Kindern und Großmutter in einer alten Burg, die als improvisiertes Flüchtlingslager dient. Die unwürdigen Lebensbedingungen dort führen zu Aggression und Gewaltakten, der eifersüchtige Victor etwa ermordet seine Frau. Starostas Kinder arrangieren sich durch Kleinkriminalität und Prostitution mit den Umständen. Nach und nach verlassen die Insassen das Lager und bauen sich ein neues Leben auf, nur Starosta nicht: Der dickköpfige alte Mann will bleiben, wo er ist. Nach einer handfesten Auseinandersetzung mit den Behörden darf er auch nach der offiziellen Räumung weiterhin die Burg bewohnen.

 

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Falk Schwarz
Ein Milieu zum Wegsehen
Er spielt sie alle an die Wand: Martin Held als der Gespannführer Hugo Starosta ist herrschsüchtig, kleinkariert, faul, aufbrausend, verrückt und - liebenswert. Ein Kerl von einem Mann, mit dem man jedoch nicht näher bekannt sein möchte. Nur eines ist der Schauspieler Martin Held nicht: proletarisch. Ihm fehlt die Härte, die Dumpfheit, er ist „kultiviert“, wenn eigentlich das Gegenteil in diesem Milieu dran wäre. Gleichzeitig verkörpert dieser überragende Schauspieler aber auch die Unentschiedenheit des ganzen Films: was wollte Regisseur Alfred Weidenmann? Eine soziale Studie über jene Menschen, die durch den Krieg aus dem Gleis geworfen wurden? Oder einen „Asozialen-Schwank“ - wie der „Spiegel“ schrieb - in dem sich schenkelschlagend diejenigen wiederfinden, die sich darüber freuen, wenn der „kleine“ Starosta es der „großen“ Behörde zeigt und nicht nachgibt? Weidenmann ist kein Staudte - ihm fehlen Schärfe der Analyse und Konsequenz. Anklage war seine Sache nicht. Wenn er Schicksale schildert, wie etwa Alwine (Hildegard Knef), die von ihrem aufbrausenden Mann (Hubert Suschka) ermordet wird, dann weicht er aus, schildert die Beiden wie von ferne und verfehlt damit eine nachhaltige Wirkung. An persönlichen Schicksalen ist diese Festung überreich - Starostas Kinder sind allesamt gefährdet. Ein Junge im Erziehungsheim, eine Tochter Prostituierte, zwei Jungs treiben sich auf dem Rummelplatz herum, der jüngste streunt durch die Festung. Trotzdem findet Starosta: wir haben doch gut aufgestellte Kinder! Aber das ist Weidenmann - Ironie als Ausflucht. Er inszeniert ganz aus dem harmoniesüchtigen (Un-) Geist der fünfziger Jahre heraus. Schließlich - was hat der Regisseur für ein Frauenbild? Starostas Frau Eliese (Else Knott) schält die ganze Zeit Kartoffeln oder strickt - aber sie sagt kaum ein Wort. Ist auch sie „verdammt zur Sünde“? Starosta jedoch gräbt sich in unser Herz, bekommt Sympathiepunkte für ein schweres Leben - da ist man auch bereit, dieses deprimierende Milieu zu ertragen. Ein Martin-Held-Film!

Credits

Kamera

Musik

Darsteller

Produzent

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 15.06.1964: Wels (Oberösterreich)
Länge:
2803 m, 102 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

Prüfung: 27.06.1967, 32774, ab 18 Jahre / nicht feiertagsfrei

Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 10.09.1970, ARD

Titel

  • Originaltitel (DE) Verdammt zur Sünde
  • Verleihtitel Die Festung

Fassungen

Original

Länge:
2803 m, 102 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

Prüfung: 27.06.1967, 32774, ab 18 Jahre / nicht feiertagsfrei

Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 10.09.1970, ARD

Prüffassung

Länge:
2824 m, 103 min
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 23.09.1964, 32774, ab 18 Jahre / nicht feiertagsfrei

Auszeichnungen

Deutscher Filmpreis 1965
  • Filmband in Gold, Beste weibliche Nebenrolle