Inhalt
Doris und Georg sind das, was man gemeinhin als Vorzeigeehepaar bezeichnet, und seit über zwanzig Jahren verheiratet. Nachdem nun aber die beiden Kinder aus dem Haus sind, haben sie sich immer weniger zu sagen. Als Georg eine Affäre mit der jungen Doktorandin Laura beginnt, gibt dies der in die Jahre gekommenen Beziehung den Rest. Aber anstatt des großen Zerwürfnisses und einer Scheidungsschlacht, beginnen die beiden mit einer Trennungstherapie, in der sie vergangene Verhaltensweisen gemeinsam analysieren. Anders als von ihr selbst und Georg antizipiert, beginnt Doris zudem die neue Freiheit - losgelöst von familiären Zwängen und Erwartungshaltungen - zu genießen. Endlich kann sie berufliche und private Träume realisieren. Während Doris aufblüht, kriselt es zunehmend zwischen Georg und Laura, und überhaupt passt es ihm wenig, wie gut Doris in ihrem neuen Leben ohne ihn zurecht kommt...
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Aber anstatt des nun zu erwartenden großen Zerwürfnisses und einer Scheidungsschlacht, beginnen die beiden bei der geduldigen Paartherapeutin Dr. Gisela Bruhns mit einer Trennungstherapie. „Man kann doch nicht einfach so sagen: Jetzt ist Schluss, wer kriegt den Fernseher? Oder: Wer nimmt den Hund?“ meint Doris. Der Vierbeiner heißt übrigens Töpperwien – wie der bekannte Fußballreporter bzw. seine im gleichen Metier nicht weniger erfolgreiche Tochter. Unausgesprochene Ängste und Sehnsüchte der letzten Jahre werden zutage gefördert bei der gemeinsamen Analyse vergangener Verhaltensweisen, aber auch eine Menge Aggression.
Also doch Rosenkrieg light? Weit gefehlt! Denn schon bald übernimmt in diesem Minenfeld von Verletzlichkeiten das Herz die Regie. Und anders als von ihr selbst und Georg angenommen, beginnt Doris die neue Freiheit – losgelöst von familiären Zwängen und Erwartungshaltungen – zu genießen. Endlich kann sie berufliche und private Träume realisieren. Mit dem charmanten, aber nicht wirklich kunstinteressierten Journalisten Axel etwa. Während die düpierte Gattin aufblüht, sie widmet sich wieder der Malerei, führt Touristen durch die Hamburger Kunsthalle und gründet ein Online-Kunstmagazin, kriselt es zunehmend zwischen Georg und der um satte dreißig Jahre jüngeren Zoologin Laura, die natürlich Kinder von dem bereits zweifachen Vater will.
Der gerade an einem Bandscheibenvorfall laboriert, was den Sex nicht gerade befördert, sich aber auch mit Blick auf den eigenen Nachwuchs nicht nach einer erneuten Vaterschaft sehnt: Sohn Tom ist ein Workaholic in der Privatwirtschaft, während Tochter Lisa von einem Desaster ins andere stürzt. Gerade designt sie Lebensentwürfe, ist für die Probleme ihrer Eltern aber ebenso wenig eine Hilfe wie das befreundete Paar Peter und Claudia, das sich in Geschlechtersolidarität übt und immer stärker das eigene Zusammenleben in Frage stellt. Überhaupt passt es Georg überhaupt nicht, wie gut Doris in ihrem neuen Leben ohne ihn zurechtkommt. Als Töpperwien eingeschläfert werden muss, vereint sich die vierköpfige Familie in kollektiver Trauer.
Er ist in der Midlife-Crisis, sie auf der Suche nach einer Vaterfigur – und die „Ex“ kann sich endlich wieder auf ihre eigenen Interessen besinnen: Dieser Klassiker einer Scheidungskomödie lebt naturgemäß von der Besetzung der Protagonisten-Rollen. Und hier glänzen Martina Gedeck und Ulrich Tukur wie schon zuvor in Sven Taddickens preisgekröntem Drama „Gleißendes Glück“ von 2016 vor der Kamera Klaus Eichhammers. Das recht konventionell verfilmte, aber mit reichlich Wortwitz und Situationskomik gesegnete Kammerspiel ist am 29. Juni 2020 in der ARD erstausgestrahlt worden.
Pitt Herrmann