One, Two, Three

USA 1961 Spielfilm

Inhalt

Berlin vor dem Mauerbau: Der Direktor der Coca-Cola-Filiale in West-Berlin C.R. MacNamara will die Limonade hinter dem Eisernen Vorhang verkaufen, doch sein Chef sträubt sich gegen diese Idee: Er will keine Geschäfte mit den Kommunisten machen. Stattdessen soll MacNamara auf seine Tochter Scarlett Hazeltine aufpassen.

Zunächst scheint alles friedlich zu verlaufen, doch Scarlett verschwindet plötzlich und taucht frisch verheiratet mit dem attraktiven Jungkommunisten Otto Ludwig Piffl aus Ost-Berlin wieder auf. Um seinen Job nicht zu verlieren, versucht MacNamara alles, um Piffl in einen standesgemäßen, kapitalistischen Schwiegersohn zu verwandeln…

Turbulente Screwball-Komödie von Billy Wilder, die vor dem Hintergrund des Ost-West Konflikts spielt.

 

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Heinz17herne
Heinz17herne
West-Berlin im Jahr des Mauerbaus 1961. C. R. MacNamara leitet die deutsche Filiale des Coca Cola-Konzerns und träumt davon, das amerikanische Getränkeimperium nach Osten, in die Länder des Kommunismus, auszudehnen. Sein Slogan lautet: „Millionen Wolgaschiffer und wilde Mongolen lechzen nach der Pause, die erfrischt.“ Die Expansionsbestrebungen werden von einem agilen Mitarbeiterteam unterstützt. Der ölige Herr Schlemmer fungiert dabei als strategischer Berater: Seine preußische Disziplin und sein devoter Gehorsam den Vorgesetzten gegenüber hat er offenbar direkt aus vergangenen (Nazi-) Zeiten herübergerettet.

MacNamaras blonde Sekretärin Ingeborg hingegen ist ganz die deutsche Version einer mondänen US-Sexbombe, wie sie zu Beginn der 1960er Jahre von der Kinoleinwand herab – und später als Pin Up-Girl in so manchem Spind – die Männer verrückt macht. Hinter den Kulissen sorgt Ingeborg für den reibungslosen Ablauf der Geschäfte. Vorerst muss sich MacNamara jedoch mit der 18-jährigen Tochter seines Chefs herumschlagen: Scarlett Hazeltine, ein aufgedrehtes und männermordendes Luxusgeschöpf, absolviert den obligatorischen „Bildungsurlaub“ in good old Europe. Doch anstatt ihren Studien nachzugehen, verliebt sie sich bei einem Besuch im Ostteil der Stadt in den ebenso jungen wie gutaussehenden Otto Ludwig Piffl. Ausgerechnet! Denn der entpuppt sich rasch als ein ideologisch durchtrainierter Nachwuchskommunist.

Als MacNamara von dieser Liaison erfährt, stehen ihm alle Haare zu Berge. Aber es ist bereits zu spät: Das verwöhnte US-Girly und der fesche Ost-Berliner Kommunist haben heimlich geheiratet! MacNamara kann wenigstens in letzter Minute verhindern, dass das Paar nach Moskau in die Flitterwochen abreist. Coca Cola-Boss Wendell P. Hazeltine hat seinen Besuch samt Gattin (Lois Bolton) in Berlin angekündigt. So muss binnen 24 Stunden Otto Ludwig Piffl in einen Vorzeige-Bräutigam, also in einen Musterkapitalisten, verwandelt werden. Und das Coca Cola-Team löst auch diese Aufgabe mit der bewährten Mischung aus amerikanischem Elan und deutscher Gründlichkeit. Ein Bravourstück, das Ergebnis übertrifft die kühnsten Erwartungen. Hazeltine ist von dem jungen Mann derart angetan, dass er ihn zum Europa-Direktor seines Brause-Konzerns macht – ein Posten, der ursprünglich MacNamara zugedacht war...

Mit „Eins, Zwei, Drei“, das Drehbuch basiert auch auf der gleichnamigen Boulevardkomödie von Ferenc Molnar, die 1929 in Berlin uraufgeführt wurde, kehrte der gebürtige Österreicher und Hollywood-Starregisseur Billy Wilder nach Berlin zurück, wo seine Karriere als mit Egon Erwin Kisch, sein Nachbar im Bayrischen Viertel, befreundeter Reporter gleich für ein halbes Dutzend Zeitungen („Tempo“, „Morgenpost“, „BZ am Mittag“, „Vossische Zeitung“) und Drehbuchautor („Menschen am Sonntag“, 1929), aber auch als „Eintänzer“ im „Eden“-Hotel an der Budapester Straße begann. In „Eins, Zwei, Drei“ wird die geteilte Stadt, seit 1945 ein Brennpunkt des Kalten Krieges zwischen Ost und West, der Sowjetunion und den USA, zum Schauplatz einer grotesken Komödie über Politik, Geld und Gefühl. Und damit über jene drei Faktoren, die nach Wilders Überzeugung die Weltgeschichte in Gang halten. Billy Wilder: „Ich möchte einmal wenigstens für meinen Teil die ideologischen Nebel vertreiben, die unsere Welt vergiften. Und ich möchte zeigen, was sie verbergen: Komödienfiguren.“

Heute längst zum Kultfilm avanciert gilt „One, Two, Three“ als eine der rasantesten Komödien der Filmgeschichte. Kurios ist seine Rezeptionsgeschichte: Der 115-minütige Film ist am 15. Dezember 1961 in Los Angeles uraufgeführt worden und startete drei Tage später in Deutschland. Nach dem Mauerbau, Billy Wilder und sein Team wurden bei den Dreharbeiten von den Ereignissen im August des Jahres überrascht, sodass viele Außeneinstellungen in eilig zurechtgezimmerten Kulissen auf dem Münchner Bavaria-Gelände verlegt werden mussten, mochte das Publikum den Ost-West-Konflikt, der nicht nur zur Teilung Berlins und Deutschlands, sondern ganz Europas geführt hat, nicht als Komödie auf der Leinwand sehen. „Eins, Zwei, Drei“ wurde ein grandioser Misserfolg.

Erst bei seiner Wiederaufführung 1985 erkannte man den subversiven Witz dieser grellen, völlig überdrehten Farce. Und freute sich an der tollen Besetzung. Allein im größten Kino West-Berlins, dem „Delphi“ an der Kantstraße, lief „Eins, Zwei, Drei“ 43 Wochen lang en suite! Vier Jahre darauf kam der Molnar/Wilder-Stoff im benachbarten „Theater des Westens“ als Musical heraus – zunächst kein Bombenerfolg für Helmut Baumann und seine fabelhafte Truppe, da die Uraufführung in die Zeit der Maueröffnung fiel und die Premierengäste alle Mühe hatten, sich durch den Trabi-Strom den Weg ins Theater zu bahnen. Was für eine Parallelität!

Pitt Herrmann

Credits

Regie

Schnitt

Darsteller

Produzent

Alle Credits

Regie

Regie 2. Stab

Regie-Assistenz

Script

Kameraführung

Kamera-Assistenz

Production Design

Schnitt

Spezialeffekte

Musikalische Leitung

Darsteller

Synchronsprecher

  • Graf von Droste-Schattenburg in der Originalfassung

Produzent

Executive Producer

Produktionsleitung

Supervision

Dreharbeiten

    • Juni 1961 - September 1961: Berlin; Bavaria-Atelier München-Geiselgasteig
Länge:
115 min
Format:
35mm, Panavision
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:

Uraufführung: 15.12.1961, Los Angeles

Titel

  • Originaltitel (US) One, Two, Three
  • Verleihtitel (DE) Eins, zwei, drei

Fassungen

Original

Länge:
115 min
Format:
35mm, Panavision
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:

Uraufführung: 15.12.1961, Los Angeles

Verleihfassung

Abschnittstitel
  • Verleihtitel (DE)
  • Eins, zwei, drei
Länge:
108 min
Format:
35mm, Panavision
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:

Kinostart (DE): 18.12.1961;
TV-Erstsendung (DE): 26.01.1987, ZDF

Auszeichnungen

FBW 1961
  • Prädikat: wertvoll