Nur über meine Leiche

Deutschland 1994/1995 Spielfilm

Inhalt

Mit Märchen-, Slapstick- und Grusel-Elementen entwickelt sich eine Groteske um den Frauenheld Fred: Weil Freds skrupellose Gattin Charlotte ihren Mann dringend loswerden will, engagiert sie einen Erfolg versprechenden Killer. Dieser befördert ihn jedoch nur halb ins Jenseits, weil Fred auf dem Weg in die Hölle den Fährmann der Toten auf seine bewährte Art beschwatzt. Gelingt es ihm, binnen drei Tagen drei Frauen zu retten, denen er den Glauben an die Liebe genommen hat, darf er ins Leben zurückkehren. Fred will seine Chance nutzen. Eine wichtige Rolle wird dabei die zurückgezogene Rita spielen sowie eine sprechende Truthenne, die sich als Freds reinkarnierte Mutter entpuppt.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Mit charmantem Grinsen schlendert Gigolo Fred ins Bild. Der Tag beginnt vielversprechend. Denn bei allen attraktiven Frauen, die seinen Weg ins Büro der Partnervermittlung „Amor“ kreuzen, kann sich der Macho gut ins rechte Licht setzen. Dort jedoch erwartet ihn Rita – ein hoffnungsloser Fall. Das ist nun schon ihr fünfter Versuch, auf diesem Weg ihren Traummann zu finden, aber er ist noch immer nicht in Sicht. Auch die bizarren Wünsche seines nächsten Kunden trüben Freds Stimmung. Und als er zu seiner Ehefrau und Chefin Charlotte gerufen wird, herrscht dort ziemlich dicke Luft: Einmal zu oft ist Fred mit einer Kundin ins Bett gestiegen, einmal zu oft hat er sich mit deren Kreditkarten versorgt. Charlotte droht ihm mit dem sofortigen Rausschmiss. Aber der Gigolo zeigt sich wenig beeindruckt: Schließlich sei eine Scheidung viel zu teuer, und aus rein finanziellen Gründen müssten sie ohnehin geschäftlich weiter verbunden bleiben.

Charlotte rächt sich dennoch, indem sie Fred auf eine ganz besondere Dienstreise schickt – zu Rita. Er soll den „hoffnungslosen Fall“ zu einer Verlängerung ihres Vertrages überreden. Doch die Gattin schickt ihm einen Killer (wie immer herrlich diabolisch: Udo Kier) hinterher, der Fred auf einer einsamen Landstraße auflauert, um seinen „Job“ zu erledigen. Doch Fred schafft es, selbst dem Tod persönlich auf der Fähre ins Jenseits (David Michael Williamson als Fährmann) noch einen Deal abzuschwatzen: Um sein Lebenslicht zurückzuerhalten, muss er drei Frauen, denen er zu Lebzeiten das Herz gebrochen hat, binnen dreier Tage aus ihrem Unglück erlösen, darunter auch seine jahrelang von ihm verleugnete Tochter Lisa. Keine leichte Aufgabe, zumal seine Mission als lebender Toter ausgerechnet im Kohlenkeller des schüchternen Mauerblümchens Rita beginnt...

„Nur über meine Leiche“ ist der erste große Kinofilm des 1964 im baden-württembergischen Hockenheim geborenen Regisseurs Rainer Matsutani. Der Sohn aus einer deutsch-japanischen Ehe studierte an der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen (HFF), nachdem er als Stipendiat bei der Berliner Drehbuchwerkstatt für junge Nachwuchsautoren gearbeitet hatte. Sein erster großer Erfolg gelang Matsutani mit dem Kurzfilm-Thriller „Klinik des Grauens“, für den er u.a. den Kodak-Förderpreis 1992 erhielt. Sein HFF-Abschlussfilm „Aus dem Reich der Schatten“ wurde 1994 für den Deutschen Kurzfilmpreis nominiert. „Nur über meine Leiche“ bedient nicht nur das in Deutschland unterbelichtete Genre des Fantasyfilms, sondern eigentlich alle Massenphänomene wie Gefühlskitsch, Crime-Action und neudeutsche Beziehungskiste. Gelungen: Katja Riemann als Mauerblümchen. Auf die Film-Abteilung Beziehungskiste mit happy end scheint sie geradezu abonniert zu sein.

So ideen- wie gagreich die Fantasy-Anteile des am 31. August 1995 in den Kinos gestarteten Films, etwa die „Oma“ als gerupfter Truthahn im Eisschrank. Matsutanis Genremix („Emotionales Kino für den Bauch“) entstand nach dem Vorbild japanischer Kinderfilme, die der Regisseur während seiner Nippon-Jahre kennen- und schätzen lernte. Die Spezialeffekte sind professionell gemacht und lassen nichts zu wünschen übrig, wenn man das Low-Budget von 3,8 Millionen Mark bedenkt, wofür es in Hollywood noch nicht ’mal ein B-Picture gibt.

Schade, dass der Regisseur tief in die Klischeekiste greift, so etwa bei der Ex-„Tatort“-Kommissarin Ulrike Folkerts als Großwildjägerin. Geradezu triefend die Geschichte von Freds nach Schockeinwirkung stummer Tochter Lisa: Ihre Mutter hat sich aus Mangel an Liebe aus dem x-ten Stockwerk eines Wohnungetüms an der Spree in den Tod gestürzt. Und nun kehrt das Sprechvermögen ebenso unvermittelt und durch Schockeinwirkung zurück, als die Kleine mitbekommt, dass Rita sich umbringen will. Die Botschaft Matsutanis könnte von Simmel stammen: Liebe ist stärker als der Tod.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Script

Kamera-Assistenz

Material-Assistenz

Standfotos

Ausstattung

Außenrequisite

Innenrequisite

Spezial-Maske

Kostüme

Kostüm-Ausführung

Garderobe

Schnitt

Schnitt-Assistenz

Ton-Schnitt

Musik-Schnitt

Ton-Design

Ton-Assistenz

Musik-Tonaufnahme

Musikalische Leitung

Darsteller

Synchronsprecher

Produzent

Produktionsleitung

Produktions-Assistenz

Pre-Production

Dreharbeiten

    • 12.09.1994 - 15.11.1994: München, Ammerland, Starnberger See, Heidelberg
Länge:
2893 m, 104 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Eastmancolor, Dolby Stereo
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 03.07.1995, 73427, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 26.02.1997, ARD

Titel

  • Originaltitel (DE) Nur über meine Leiche

Fassungen

Original

Länge:
2893 m, 104 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Eastmancolor, Dolby Stereo
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 03.07.1995, 73427, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 26.02.1997, ARD

Digitalisierte Fassung

Länge:
104 min
Format:
DCP, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Stereo

Auszeichnungen

Brussels International Fantastic Film Festival 1996
  • Pegasus, Publikumspreis
Bayerischen Filmpreis 1996
  • Beste Darstellerin
Deutscher Filmpreis 1996
  • Filmband in Gold, Darstellerische Leistungen
Club der Berliner Filmjournalisten 1995
  • Ernst-Lubitsch-Preis