Ein Lord am Alexanderplatz

DDR 1966/1967 Spielfilm

Inhalt

Ewald Honig ist ein Heiratsschwindler alter Schule – galant und charmant hat er zeitlebens wohlsituierten Damen das Geld aus der Tasche gezogen. Nun will der "Westler" sich bei seiner Tochter Ina in Ostberlin zur Ruhe setzen. Die kommt ganz nach dem Papa und bestreitet ihren Lebensunterhalt, indem sie ältere Herren ausnimmt. Ewald ist von dieser "Karriere" alles andere als begeistert und versucht, seiner Tochter die Geschäfte zu verderben , indem er die Ehen ihrer Opfer rettet. Zugleich wird der charmante Ewald von eleganten Damen, die großes Interesse an ihm zeigen, selbst wieder in Versuchung geführt. Als wären das nicht genug Sorgen, tauchen auch die ungarische Kriminalbeamtin Johanna und der Polizeipsychologe Dr. Engelhardt in Berlin auf – während Johanna auf der Suche nach Ewald ist, hat Engelhardt es auf Ina abgesehen. Durch eine Verkettung von Zufällen aber hält Engelhardt seine "Kollegin" Johanna für die Gesuchte – so nimmt ein turbulentes Verwechslungsspiel seinen Lauf.

Die Ausstattung dieser Filmseite wurde durch die DEFA-Stiftung gefördert.

 

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Heinz17herne
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„Er sah aus wie ein Lord“: Die Rede ist vom Mittfünfziger Ewald Honig (kann auch anders: Erwin Geschonneck als Hallodri), der adrett gekleidet und mit Bowlerhut im schicken Mercedes-Cabrio durch die Hauptstadt der DDR kurvt und überall für Aufsehen sorgt. Der frühere Heiratsschwindler aus Westdeutschland hat sich fest vorgenommen, künftig seriös durchs Rest-Leben zu schreiten. Obwohl seine Geldbörse derzeit so leer ist wie sein Magen. Drei Jahre hat Ewald in München im Knast gesessen, damit soll nun Schluss sein. Was liegt da näher als die Seiten zu wechseln und im anderen, im besseren Deutschland noch einmal ganz von vorn anzufangen. Zumal seine Tochter Ina, die er seit zwölf Jahren nicht mehr gesehen hat, in Ost-Berlin lebt. Sie hätte zwar als Friseuse ihr Auskommen in einem der supermodernen Platten-Neubauten, für die gerade ganze Altbauviertel gesprengt werden. Doch sie entpuppt sich ganz als Tochter ihres Vaters und versucht mit wechselhaftem Erfolg, graumelierte Herren zur Finanzierung ihres extravaganten Lebensstandards zu finden.

Ewald Honig zieht zu seiner Tochter Ina in die Wohnung - ausgerechnet mit Blick auf das Polizeipräsidium. Vorübergehend, versteht sich, bis er sich volkspolizeilich angemeldet und einen neuen Job angenommen hat. Doch so ganz kann Papa Honig den alten Charmeur nicht verleugnen, schon gar nicht in der Versicherungsbranche, in der er nun all' seine Menschenkenntnis gewinnbringend einsetzen will. Den ersten Deal macht er freilich mit dem Zahnarzt Dr. Härtel, der, obwohl glücklich verheiratet, mit Ina zur „Dienstreise“ an den Plattensee fahren will. In Gegenwart seiner Gattin bleibt diesem gar keine andere Wahl als abzusagen – und Ewald das hübsche Reisesümmchen zu überlassen. Welches er sogleich in ein neues, seriöses Outfit investiert. Bald steht seine erste Kontaktanzeige in der Berliner Zeitung. Und nur wenig später überlässt ihm die Witwe Holzmeyer den Wartburg ihres verstorben Gatten. „Aufbau Ost“: Der Grundstein für eine neue Karriere im neuen Deutschland ist gelegt, als Ewald rein zufällig mit der attraktiven ungarischen Kriminalistin Johanna Farkas zusammenstößt, die sich auf dem Weg ins Berliner Kriminaltechnische Institut befindet.

„Wer eine schöne Frau verwöhnt, hat selbst die größte Freude“: Bei Ewald Honig läuft es wie geschmiert, richtig Kohle macht er aber, indem er die Freier seiner Tochter abzockt. Wie den Conferencier Günti Schwalbe, der Ina liebend gern auf seinem Motorboot über die Wellen gleiten lässt – als weiteres Statussymbol in sozialistischen Unterhalterkreisen. Irgendwann jedoch werden die Machenschaften der beiden Hochstapler ruchbar und VP-Hauptmann Pahl erhält Verstärkung durch den Kriminalpsychologen Dr. Achim Engelhardt. Der macht den Lockvogel via Anzeige in der „Berliner“ und ahnt nicht, dass die ihm – noch – unbekannte ungarische Polizistin auf die gleiche Idee gekommen ist. Dass Engelhardt ausgerechnet auf diese besondere „Wassernixe“ trifft, soll sein Schaden nicht sein trotz der Pahlschen Weisheit: „Die meisten Verlobungen enden glücklich, einige aber führen doch zur Ehe.“

„Csárdásfürstin auf Zeit mit Zigeunerbaron auf Bude“: Als harmlos und unpolitisch wird diese Gaunerkomödie dargestellt, ist sie aber nur auf den ersten Ton (Musik: Gerd Natschinski). Das Exotikum eines darob von Groß und Klein bestaunten West-Cabrios mit nagelneuem Ost-Berliner Nummernschild war sicherlich ebenso eine Kröte für Zensoren wie der sehr witzige und dabei aus Parteisicht arg grenzwertig selbstironische Off-Kommentar des Sprechers Rolf Ripperger: „Neben Braunkohle ist Wodka die größte Wärmequelle der DDR laut Statistischem Jahrbuch.“ In einer kleinen Episodenrolle vor Gericht wirkt übrigens Schwarzkanalist Karl-Eduard von Schnitzler mit. Und in der Rolle des Kollegen Lenz auch Herbert Köfer, am 17. Februar 1921 in Berlin geboren und als Hundertjähriger der weltweit einzige noch auf Bühne und Bildschirm („Krauses Zukunft“) aktive Schauspieler.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Assistenz-Regie

Szenarium

Dramaturgie

Kamera-Assistenz

Außenrequisite

Kostüme

Darsteller

Sprecher

Produktionsleitung

Länge:
3055 m, 112 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 03.03.1967, Berlin, Kosmos;
TV-Erstsendung (DD): 06.10.1968, DFF 1;
Veröffentlichung (DE): 07.12.2006, DVD

Titel

  • Originaltitel (DD) Ein Lord am Alexanderplatz
  • Arbeitstitel Ein Lord vom Friedrichshain

Fassungen

Original

Länge:
3055 m, 112 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 03.03.1967, Berlin, Kosmos;
TV-Erstsendung (DD): 06.10.1968, DFF 1;
Veröffentlichung (DE): 07.12.2006, DVD