Die Degenhardts

Deutschland 1943/1944 Spielfilm

Filme der NS-Zeit sind im Kontext der staatlich beeinflussten Produktion und Rezeption zu sehen. Mehr erfahren »

Inhalt

Ein Nazi-Propagandafilm: Streng und patriarchalisch regiert Vater Degenhardt über seine Familie – niemand wagt es, ihm zu widersprechen. Beruflich läuft es jedoch nicht immer so, wie Degenhardt es sich wünscht. Seit 29 Jahren arbeitet er in Lübeck als Stadtobersekretär im Gartenbauamt, und schon lange wartet er vergeblich auf eine Beförderung. Als er an seinem Geburtstag einen Bescheid erhält, sich im Sitzungssaal des Rathauses einzufinden, wähnt er sich endlich am Ziel seiner Karriereträume. Umso größer ist Degenhardts Enttäuschung, als er statt der Beförderung feierlich den Rentenbescheid überreicht bekommt.

Um seiner Familie nicht die Freude an der vermeintlichen Beförderung zu nehmen, schwindelt Degenhardt ihnen etwas vor und macht sich Tag für Tag auf den Weg ins Büro. In Wahrheit aber streift er rastlos durch die Stadt, traurig und depressiv. Dann bricht der Krieg aus – jeder Mann und jede Frau wird gebraucht, so auch Degenhardts Kinder. Seine Söhne melden sich freiwillig zum Militärdienst, und seine Tochter leistet zu Hause Aufbauarbeit. Und auch der alte Degenhardt selbst bekommt in dieser schweren Zeit Gelegenheit zu zeigen, dass er noch lange nicht zum "alten Eisen" gehört.

 

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Falk Schwarz
Ein Patriarch, wie er im Buche steht
George ubique: ein „Heinrich-George-Film“ (Vorspann), ein Herstellungsleiter George, ein Hauptdarsteller, der 90% des Films bestreitet. George zum Sattsehen (wer möchte da Regisseur gewesen sein?). George ist der Patriarch Degenhardt, vor dem alle kuschen. Mal ist er autoritär, dass die Wände wackeln, dann wieder windelweich und einsichtig, was ihn schier zu zerreissen droht. Seine Frau (Renée Stobrawa) bleibt da eher Kulisse, damit der Alte nicht „einsam“ ist. Sie trägt alles mit, ist verständnisvoll, innig, kümmert sich um die Kinder. Eine deutsche Familie 1943! Er nennt seine Ehefrau „Mutter“ (was sagen dann die Kinder?). Er macht Fehler: seinen ältesten Sohn hat er rausgeworfen, weil er sich mit einem Mädchen eingelassen hat, ohne den Vater zu fragen. Also: Abbruch. Die anderen Kinder (vier) trotten brav im Sonntagsornat durch die Straßen von Lübeck und Lüneburg (die Stadt liefert die Rathausansicht). Vater macht Hausmusik, traktiert das Cello und bläst das Horn. Aber seine Beförderung zum Inspektor klappt nicht. Anstatt seiner Familie zu beichten, dass er pensioniert wurde, läuft er plan- und ziellos durch die Stadt. Das ist der Moment, wo der Schauspieler George seine auch hier wieder überwältigende Kraft zeigt - diese Verzweiflung, diese Düpierung durch das Schicksal, die ihn beugt und verzagen lässt. Da passt kein Blatt zwischen den Degenhardt und seinen Darsteller. Derart weichgeklopft, nimmt Degenhardt seinen verlorenen Sohn wieder auf und verabschiedet ihn in den Krieg. Ein Moment höchster Emotionalität, als George in einer heftigen Umarmung seinen Sohn an sich reisst. Da vergibt man ihm Manches an NS-Untertönen in dem Film. Als die Marienkirche in Schutt und Asche gelegt ist, da meldet sich Degenhardt freiwillig zum Dienst. „Jetzt muss einer für den anderen einspringen“. Und als sein Sohn gefallen ist, sagt er: „Wenn auch mal einer von uns geht, dann ist das so eingerichtet, dass immer ein anderer nachwächst. So soll es ja auch sein in einer großen Familie, so ist es auch recht in einer großen Familie, zu der wir ja alle gehören.“ Und streichelt den Kopf seines Enkels.

Credits

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Kamera-Assistenz

Kostüme

Schnitt

Musik-Bearbeitung

Darsteller

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Dreharbeiten

    • 18.06.1943 - Oktober 1943: Stralsund, Lüneburg, Lübeck
Länge:
2499 m, 91 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Tobis-Klangfilm
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 19.08.1972, 53313, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Berliner Erstaufführung (DE): 11.08.1944, Berlin, Kosmos Tegel

Titel

  • Arbeitstitel Der blaue Brief
  • Originaltitel (DE) Die Degenhardts

Fassungen

Original

Länge:
2499 m, 91 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Tobis-Klangfilm
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 19.08.1972, 53313, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Berliner Erstaufführung (DE): 11.08.1944, Berlin, Kosmos Tegel

Prüffassung

Länge:
2547 m, 93 min
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 28.06.1944, B.60153, Jugendfrei ab 14 Jahre / feiertagsfrei