Der Teufel vom Mühlenberg

DDR 1954/1955 Spielfilm

Inhalt

Verfilmung einer Sage aus dem Harz: Ein Müller legt gemeinsam mit einem Burgvogt und einem Dorfschulzen ein Feuer in einer Mühle, damit sie von den Bauern im Dorf nicht mehr benutzt werden kann, um ihr Korn zu mahlen. Der Müller will damit die Dorfbewohner zwingen, nur noch seine Dienste in Anspruch zu nehmen, damit er sich bereichern kann. Er hat seine Rechnung aber ohne seine Angestellten Anna und Jörg gemacht, die das Unrecht erkennen und deshalb heimlich die Mühle wieder errichten. Da viel Hilfe aus dem Wald und aus dem Dorf kommt, schaffen sie es, die Mühle wieder aufzubauen, und müssen das Korn von da an nicht mehr bei dem habgierigen Müller mahlen. Als der davon erfährt, will er sich an den beiden rächen. Die Rache misslingt, und der Müller wird von den Köhlern in eine Statue aus Stein verwandelt.
Die Ausstattung dieser Filmseite wurde durch die DEFA-Stiftung gefördert.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Tote Hose auf dem Windmühlenhof, der dem gierigen Besitzer einst vom Grafen übergeben worden ist. Das bescheidene, fleißige Waldmüller-Ehepaar hat dagegen alle Hände voll zu tun. Was an ihrem offenen und ehrlichen Wesen liegt, sicherlich aber auch daran, dass die Waldmühle dem Dorf am nächsten liegt. Ein Gewitter kündigt sich an, dennoch machen sich der finstere Mühlmann und seine beiden Spießgesellen, der Burgvogt Raufer und der Dorfschulze Bangebös anheischig, durch den Wald zu reiten. Damit sie nicht bemerkt werden, haben sie den Hufen ihrer Pferde Lappen umgebunden. Mit aufgesetzten Teufelsmasken gelingt es dem verbrecherischen Trio nicht nur, die Waldmühle in Brand zu setzen, sondern zuvor auch noch alle Mehlvorräte der Bauern auf mitgeführte Leiterwagen zu verladen und in den Windmühlenhof zu transportieren. Der Knecht Konrad versucht vergeblich, die Flammen zu löschen, aus denen sich im letzter Moment Anne retten kann.

Als Folge dieser Gewitternacht sind die Bauern, deren Hilfe zu spät kam, gezwungen, ihr Korn in der weit entfernten Windmühle mahlen zu lassen – zu weitaus ungünstigeren Konditionen, die sie an den Rand des Ruins treiben: „Vier Sack Korn gegen einen Sack Mehl – Wer fressen will, muss zahlen!“. Der freche Täter behauptet, ein Blitzeinschlag habe die Waldmühle in Brand gesetzt. Welche überdies verhext sei, weshalb der Waldmüller und seine Frau keinen Gedanken an einen Wiederaufbau verschwenden. Der Schmied Anselm und seine Frau Marthe nehmen sich der beiden Alten an, während sich der Schulze die Hände reibt: die Ruine der Waldmühle fällt nun dem Dorf zu. Während sich die Magd Marie, die keinen leichten Stand beim Waldmüller hatte, aus dem Dorf verabschiedet, um sich eine neue Stelle in der Fremde zu suchen, ist es für den Mühlmann ein Leichtes, Anne zu überreden, künftig für ihn auf dem Windmühlenhof zu arbeiten: Sie hat keine andere Wahl.

Ihr Geliebter Jörg dagegen bewirbt sich beim Burgvogt, nicht ahnend, dass dieser zu den Brandstiftern gehört. Jörg wird von Ratte, dem Kriegsknecht des Vogts, als „Bauerntölpel“ verspottet, drangsaliert und zu den niedersten Arbeiten herangezogen, schließlich sogar in Ketten gelegt. Nicht wirklich besser ergeht es Anne beim Mühlmann, dennoch setzen die drei Waldgeister auf die gepeinigte Magd: „Die guten Köhler“ trauen allein diesem jungen Mädchen zu, sich dem widerlichen Fettsack mit strotzendem Bauchnabel, der ohne Hilfe nicht in seine Hose geschweige denn in seine Stiefel kommt, zu widersetzen.

Als Anne den Bauern Mehl austeilt, verdoppelt sie deren auf zehn Säcke festgelegten Ertrag, indem sie heimlich den Inhalt zweier kleiner Säcke in einen großen schütten lässt. Was dem Bier trinkenden Mühlmann, der so gerade noch bis Zehn zählen kann, nicht auffällt. Dabei erkennt Anne an von ihr selbst aufgenähten Flicken die Säcke des Waldmüllers und kommt so den Verbrechern per Zufall auf die Schliche. Sie will die leeren Säcke dennoch verbrennen, um ihren „Betrug“ nicht auffliegen zu lassen. Während der von den Kindern als Schinder verspottete Mühlmann an den Rand des Dorfbrunnens getrieben wird, entführen seine Spießgesellen aus Furcht vor Entdeckung ihres Verbrechens Anne auf die Burg, wo sie das Mädchen in den Kerker werfen. Aus dem sich Jörg mittlerweile durch die Entdeckung eines unterirdischen Geheimgangs befreit hat, sodass er nun herangeht, seine Geliebte auf dem gleichen Weg herauszuholen.

Doch ihre Flucht wird entdeckt und die berittenen Häscher um Raufer und Bangebös kommen gefährlich näher, bis ihnen die Waldgeister den felsigen Weg versperren. Und aus der Holzkohle der Köhler Gold machen, damit alle ihren Pachtzins bezahlen können. Sie beauftragen das Paar, heimlich die Waldmühle wiederaufzubauen. Was mit Unterstützung der Bauern auch gelingt. Deren nächste reiche Ernte wieder in der alten, dem Dorf nächstgelegenen Mühle gemahlen wird. Der finstere Mühlmann geht leer aus und erschlägt in rasender Wut den Dorfschulzen. Daraufhin verwandeln ihn die drei Köhler in ein steinernes Standbild, während nun der Windmühlenhof bis auf die Grundmauern niederbrennt...

Für „Der Teufel vom Mühlenberg“, nicht nur durch den recht brutalen Mord am Schulzen kein kindgerechtes Drama, stand hochwertiges Agfacolor-Material zur Verfügung – keine Selbstverständlichkeit Mitte der 1950er Jahre. Aber die scheinbar harmlos-unpolitische Leinwand-Adaption einer im Mittelalter spielenden Sage aus dem Harz mündet in eine sozialistische Aufbau-Eloge: statt der Bauarbeiter an Berlins Stalinallee schwingen nun beseelte Bauern ihre Sensen.

Der tricktechnisch aufwändige Film, aus den Bauern Melchior, Martin und Thomas werden durch Ernst Kunstmanns Kunst „die guten Köhler“ genannten Waldgeister, findet bei den SED-Funktionären großen Anklang. Das ist zwei Jahre später beim nächsten Ballmann-Film ganz anders: die Genossen der 1954 gegründeten allzuständigen, im Ministerium für Kultur ansässigen Hauptverwaltung Film, tun 1956 „Das Traumschiff“ als kleinbürgerlich ab und im Jahr darauf wird „Tinko“ nach dem gleichnamigen Roman Erwin Strittmatters als „verbürgerlicht“ im offiziösen SED-Parteiorgan „Neues Deutschland“ abgelehnt. Nachdem Herbert Ballmanns Vorhaben, „Hans im Feuer“ zu drehen, untersagt wird, kommt es bei den Dreharbeiten zur Komödie „Ein Sommertag macht keine Liebe“ zum Eklat. Während diese erst 1961 von Gerhard Klein fertiggestellt wird, verlässt Herbert Ballmann 1959 die DDR. Dem Ost-Berliner Regisseur, mit der bekannten Schauspielerin Gisela Uhlen verheiratet, die am West-Berliner Schillertheater engagiert ist, wird in Babelsberg klar gemacht, wie unerwünscht eine solche Ost-West-Verbindung ist – zwei Jahre vor dem Mauerbau.

Pitt Herrmann

Credits

Kamera

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Länge:
2366 m, 87 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 07.04.1955, Berlin, Babylon, DEFA-Filmtheater Kastanienallee

Titel

  • Originaltitel (DD) Der Teufel vom Mühlenberg
  • Weiterer Titel (DD) Der steinerne Mühlmann

Fassungen

Original

Länge:
2366 m, 87 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 07.04.1955, Berlin, Babylon, DEFA-Filmtheater Kastanienallee