Das fliegende Klassenzimmer

Deutschland 2002 Spielfilm

Inhalt

Tomy Wigand legt nach Kurt Hoffmann (1954) und Werner Jacobs (1973) die dritte Verfilmung von Erich Kästners Jugendbuchklassiker vor: Bevor er das Internat des berühmten Thomanerchors in Leipzig betritt, ist Jonathan bereits von acht Internaten geflogen. Auch hier wird er, glaubt Jonathan, nicht allzu lange verweilen. Der Internatsleiter Justus jedoch ist ganz anderer Ansicht und behält Recht: Jonathan befreundet sich mit Martin, Uli, Matz und Kreuzkamm junior und ficht mit ihnen gegen die "Externen", mit denen die Internatsschüler einen Kleinkrieg führen. Außerdem lernen sie den "Nichtraucher" kennen, einen seltsamen Mann, der sich ebenfalls in ihrem Geheimtreff, einem alten Eisenbahnwaggon, aufhält. Als die Freunde dort ein Theaterstück namens "Das fliegende Klassenzimmer" finden und für die anstehende Weihnachtsaufführung proben wollen, lösen sie damit eine Reihe von Ereignissen aus, die zunächst Verwirrung und schließlich aber eine umfassende Versöhnung stiften.

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Heinz17herne
Heinz17herne
Adventszeit in Leipzig, ein hauchdünner Schneefilm liegt über der Stadt. Zur Aufzeichnung des „Weihnachtsoratoriums“ von Johann Sebastian Bach in der Nikolaikirche hat sich das Fernsehen angesagt, weshalb Dr. Johann „Justus“ Bökh, der das Internat des berühmten Thomanerchors leitet, von seinen Schützlingen höchste Konzentration einfordert.

Als Jonathan Trotz am Leipziger Hauptbahnhof eintrifft, um seine nunmehr neunte Internats-Station anzutreten, erbarmt er sich eines offenbar herrenlosen Hundes. Und verhilft einem von Security-Leuten verfolgten Klamottendieb zur Flucht, was sich später auszahlen sollte: Seine Klassenkameradin Mona Egerland, die mit ihrer Mutter und vier jüngeren Geschwistern in einem DDR-Plattenbau am Stadtrand wohnt, benötigte für die Tanzgruppe ein für sie unbezahlbar teures Kostüm und wusste sich keinen anderen Rat.

Nach diesem turbulenten Start macht sich das Findelkind Jonathan, dessen Stiefvater als Kapitän ständig in der Welt unterwegs ist, erst einmal mit den anderen Bewohnern der Stube 9 bekannt: Da sind zum einen der besonnene Martin Thaler, Klassenbester und erster Sopran im Knabenchor, und der experimentierfreudige Sebastian Kreuzkamm, Sohn des eher chaotischen denn strengen Schuldirektors Kreuzkamm. Und zum anderen der schmächtige, so kluge wie ängstliche Uli von Simmern und sein Beschützer, das stets hungrige Kraftpaket Matz Selbmann, der einmal Profiboxer werden will.

Der im Gepäck hineingeschmuggelte Hund bricht sogleich das Eis, die Vier werden im Handumdrehen dickste Freunde Jonathans und zeigen ihm noch am gleichen Abend ihren Geheimtreff, einen ausgemusterten Eisenbahnwaggon. Dort kann auch der zutrauliche Vierbeiner unterkommen, denn im Heim sind Tiere nicht erlaubt. Zumal die Jungs unerwarteten Besuch bekommen von einem gewissen Bob, der ebenfalls einen Schlüssel zum Waggon besitzt: Ihm gehört das Brachgrundstück, nur war er in den letzten Jahren mit der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ in zahllosen Brennpunkten der Welt unterwegs. Der Hund darf bleiben – und die Jungs können gerne wiederkommen!

Was Jonathan nicht wissen kann: seit Generation befehden sich die „Internen“, die Internatsschüler, und die „Externen“, die in Leipzig bei ihren Eltern lebenden Gymnasiasten. Deren Anführerin Mona nutzt die Hektik unmittelbar vor der TV-Aufzeichnung, um Sebastian Kreuzkamm zu entführen, dem der arrogante „Schöne Theo“ die Konzertnoten anvertraut hatte. Diese Schmach können die Thomaner natürlich nicht auf sich sitzen lassen, aber hinter den Kulissen bahnt sich ein Einvernehmen an zwischen Mona und ihrem Bahnhofs-Retter Jonathan: Sie feiern ihren 12. Geburtstag zu zweit im Waggon.

Zuvor aber, der handgreiflich ausgetragene Streit bleibt „Justus“ Bökh nicht verborgen, erzählt er den ziemlich derangierten Jungs um den siegreichen Matz Selbmann eine Geschichte aus eigener Thomaner-Zeit: Die Mutter seines damals besten Freundes Robert Uthofft lag im Krankenhaus, weshalb er zur Teilnahme an einer Japan-Tournee des weltberühmten Chores gezwungen werden musste. Als er nach der Rückkehr auch noch mit einer Ausgangssperre bestraft wurde, legte sich Justus für ihn ins Bett, damit Robert nachts seine Mutter in der Klinik besuchen konnte. Doch nach der „Republikflucht“ der Familie seines Freundes hat Justus, der als angeblicher Mitwisser relegiert wurde, nie mehr etwas von Robert gehört.

Als die Jungs im Waggon eine reichlich verstaubte Mappe unter Bobs Bett entdecken, ist das Theaterstück für die bevorstehende Weihnachtsaufführung für Schüler, Lehrer und Eltern der Kinder gefunden: „Das fliegende Klassenzimmer“. Jonathan führt Regie und schreibt die Musik für die geplante Spaceoper. Weil Uli nicht schon wieder ein Mädchen verkörpern will, springt Mona für ihn ein. Doch der Heimleiter verbietet nach einem Probenbesuch kurzerhand eine Aufführung – ohne Erklärung. Als der darob verbitterte Jonathan die Kulissen zerstört, entfacht er ungewollt ein Feuer.

Von seiner Freundin, der Tanzlehrerin Kathrin, zur Rede gestellt, erzählt Justus die Geschichte des Stücks und des „Nichtraucher-Clubs“, dessen Name der Waggon-Kennzeichnung entstammt – und entschuldigt sich bei den Jungs. Die nach einer spektakulären, noch halbwegs glücklich ausgegangenen Mutprobe des ständigen Mobbing-Opfers Uli dann zusammen mit den Externen doch noch eine Aufführung zustande bringen – ein Rap-Musical in Papp-Kulissen. Mit dabei Uli im Rollstuhl – und Bob alias Robert, der sich vorstellen kann, demnächst die vakante Stelle eines Schularztes bei seinem wieder besten Freund anzutreten.

Geschickt haben Henriette Piper, Hermine Kunka und Tomy Wigand die in Erich Kästners 1933 erschienenem Roman in der Weimarer Republik spielende Geschichte in die Gegenwart der beginnenden Nullerjahre transponiert und mit der noch sehr gegenwärtigen deutschen Wiedervereinigung verbunden. Hauke Diekamp, Philipp Peters-Arnolds und Hans Broich Wuttke legen tolle Kinodebüts hin, während der in Frankreich geborene François Göske als Mitglied des Kinderchors der Bayerischen Staatsoper München schon einige Erfahrungen mitbringen konnte – was auch für Frederick Lau galt, den Berliner Judo-Meister des Jahres 1999.

Konsequent aus der Perspektive der Kinder gedreht u.a. am Leipziger Gymnasium Thomasschule, der ältesten öffentlichen Schule Deutschlands, und in der Landesschule Pforta, die im imposanten Gebäude der ehemaligen Zisterzienserabtei Pforta in Naumburg/Sachsen-Anhalt situiert ist. Free-TV-Premiere des zu Herzen gehenden Plädoyers für Freundschaft, Solidarität und den Mut zu Ehrlichkeit war am 28. Januar 2007 beim SRF in der Schweiz, der ZDF-Dokukanal folgte erst am 26. Dezember 2007.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie

Regie-Assistenz

Optische Spezialeffekte

Production Design

Animation

Geräusche

Stunt-Koordination

Darsteller

Redaktion

Associate Producer

Produktionsleitung

Dreharbeiten

    • 04.02.2002 - 15.04.2002: Leipzig, München
Länge:
3117 m, 114 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SRD
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 26.11.2002, 92376, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 16.01.2003

Titel

  • Originaltitel (DE) Das fliegende Klassenzimmer

Fassungen

Original

Länge:
3117 m, 114 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SRD
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 26.11.2002, 92376, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 16.01.2003