Die Ufa nach 1945

Am 24. April 1945, wenige Tage vor der Kapitulation des "Dritten Reiches" und dem Ende des Zweiten Weltkrieges, besetzten Einheiten der Roten Armee die "Ufastadt Babelsberg". Damit befand sich der wichtigste Ufa-Besitz nun unter russischer Oberhoheit. Die Zerschlagung der UFI durch die Alliierten sollte den Wiederaufbau einer zentralen, mächtigen einheimischen Filmindustrie verhindern. Nicht nur politische Motive bestimmten das Handeln der Besatzungsmächte, sondern auch ökonomische: Die westlichen Alliierten sicherten sich den deutschen Kinomarkt für die eigenen Industrien. Die amerikanische und die britische Militärregierung erließen im September 1949 ein "Lex UFI" genanntes Entflechtungsgesetz: Das Reichsfilmvermögen sollte bis zu seiner Versteigerung von Treuhändern verwaltet werden; die Verwendung der Bezeichnung Ufa wurde untersagt. Das vom Deutschen Bundestag im Juni 1953 verabschiedete Entflechtungsgesetz hob diese strikte Regelung teilweise wieder auf und ermöglichte potenziellen Kaufinteressenten den begrenzten Erwerb von Filmateliers, technischen Betrieben wie Kopierwerken und Kinos. Ein paar Jahre später zeigte sich, dass die Regierung einen neuen Ufa-Filmkonzern etablieren wollte: Ein Bankenkonsortium, wiederum unter Führung der Deutschen Bank, erwarb im April 1956 die zu neuen Aktiengesellschaften zusammengefassten Ufa-Theater AG und die Universum-Film AG mit dem Kopierwerk Afifa und den Ateliers in Berlin-Tempelhof für 12.5 Millionen DM. Vorstandsvorsitzender beider Gesellschaften wurde Arno Hauke, zuvor Generaltreuhänder für das UFI-Vermögen in der britischen Zone.

 
Quelle: UFA Film & TV Produktion
Das Logo der Ufa Filmproduktions GmbH
 

Im Januar 1964 erwarb die damals noch vorrangig als Verlag, Buchclub und Plattenfirma (Ariola) tätige Firma Bertelsmann die angeschlagene Universum-Film inklusive aller Filme und Rechte sowie die Kino-Kette der Ufa-Theater AG. Der im Entstehen begriffene Medienkonzern war vornehmlich an den Rechten des Musikverlags interessiert: Als Mitte der 1960er Jahre die amerikanische Gesellschaft Seven Arts die Rechte an rund 3000 Spiel- und Kulturfilmen erwerben wollte, wurde – um einen Ausverkauf an ein ausländisches Unternehmen zu verhindern – auf Initiative der SPIO (Spitzenorganisation der deutschen Filmwirtschaft) und mit Unterstützung der Bundesregierung die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung gegründet, die 1966 für knapp 14 Millionen DM die Rechte an allen Filmen der zum ehemaligen UFI-Konzern gehörenden Firmen kaufte und seitdem verwaltet. Die Ufa-Kinos wurden 1972 von dem Kinounternehmer Heinz Riech übernommen, während Bertelsmann das Recht behielt, den Traditionsnamen Ufa für Produktionszwecke zu nutzen. In verschiedenen Bereichen des mittlerweile weltweit operierenden Konzerns – für die Holding-Gesellschaft wie die CLT-UFA (Bertelsmann und Audiofina), die gemeinschaftliche Daily-Soap-Produktion von Ufa Grundy, den Handel mit Sportrechten im Fernsehen oder auch nur für den Video-Vertrieb – wird das alte Label genutzt. Doch längst ist es nicht mehr mit einer Ambition verbunden, die an die alte Firma Ufa anschließen könnte.