Biografie
Joachim Gottschalk wurde am 10. April 1904 in Calau geboren. Nach dem Abitur im Jahr 1922 fuhr er vier Jahre als Besatzungsmitglied eines Dreimasters zur See, was ihn bis nach Chile und Australien führte. Zurück in Deutschland nahm er 1926 Schauspielunterricht bei Ferdinand Gregori in Cottbus und Berlin. Sein erstes Engagement hatte er 1927 am Stuttgarter Landestheater.
Während dieser Zeit begann Gottschalk eine Beziehung mit der Schauspielerin Meta Wolff, die er am 3. Mai 1930 in Halberstadt heiratete; im Februar 1933 kam der gemeinsame Sohn Michael zur Welt. Im Lauf der Jahre war Gottschalk an Theatern in Zwickau, Kolberg und Cottbus engagiert; daneben ging er mit verschiedenen Wanderbühnen auf Tournee.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten Anfang 1933 wurde am 1. August 1933 die Reichstheaterkammer (RTK) gegründet, für deren Mitgliedschaft ein "Ariernachweis" notwendig war. Als Folge dieser Regelung konnte Meta Wolff, die Jüdin war, kein Mitglied werden, was einem Berufsverbot gleichkam. Gottschalk selbst musste als "jüdisch Versippter" seine familiäre Situation geheim halten, um weiterhin arbeiten zu können und Repressalien zu vermeiden.
Von 1934 bis 1938 war er an den Städtischen Bühnen Frankfurt engagiert, wo ihm in der Titelrolle von Friedrich Schillers "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua" der große Durchbruch gelang. erfolgreich. 1938 ging er an die Berliner Volksbühne, wo er zu bald zu einem der der populärsten Schauspieler der Stadt avancierte.
In Berlin begann 1938 auch Gottschalks Filmkarriere. Sein erfolgreiches Debüt vor der Kamera gab er an der Seite von Brigitte Horney in Wolfgang Liebeneiners "Du und ich" (1938), einem Ehe- und Arbeiterdrama mit NS-ideologischen Untertönen (nach der Befreiung Deutschlands wurde der Film von der alliierten Militärzensur verboten und durfte zunächst nicht wieder aufgeführt werden).
In den nächsten Jahren drehte Gottschalk noch drei weitere erfolgreiche Filme mit Brigitte Horney: die Romanze "Eine Frau wie Du" (1939), den ideologisch verbrämten Erster-Weltkriegs-Film "Aufruhr in Damaskus" (1939) und das in Dänemark angesiedelte Liebesdrama "Das Mädchen von Fanö" (1940). Gottschalks größter Erfolg war allerdings "Ein Leben lang" (1940) mit Paula Wessely, ein Liebesdrama, das ihn auch außerhalb Deutschlands bekannt machte.
Doch trotz seiner großen Popularität wuchs der Druck der NS-Machthaber aufgrund von Gottschalks Ehe mit einer Jüdin. Schließlich wurde er 1941 von Hans Hinkel, dem NS-Sonderbeauftragten für "Kulturpersonalien", unverhohlen aufgefordert, seine Frau zu verlassen. Gottschalk weigerte sich – und erhielt fortan keine Filmrollen mehr. Seine siebte und letzte Arbeit als Filmschauspieler war "Die schwedische Nachtigall" (1941), in dem er den Dichter Hans Christian Andersen verkörperte. Auch am Theater wurde er ab 1941 nicht mehr besetzt.
Als Meta Wolff im Herbst 1941 eine Benachrichtigung erhielt, dass sie mit ihrem Sohn nach Theresienstadt deportiert werden soll, bat Joachim Gottschalk darum, zusammen mit seiner Familie deportiert zu werden. Hans Hinkel lehnte dies ab. Stattdessen wurde Gottschalk kurz darauf zum Kriegsdienst einberufen. Infolge dieser Nachricht wählte das Ehepaar den Freitod: In der Nacht zum 7. November 1941, dem Datum der Deportation, gaben sie sich und ihrem Sohn Schlaftabletten und ließen Gas in der Wohnung ausströmen.
Joseph Goebbels verbot jegliche Nachrufe auf die Familie und untersagte eine Teilnahme an der Beerdigung. Trotzdem erwiesen mehrere prominente Kolleg*innen der Familie die letzte Ehre, darunter Hans Brausewetter, René Deltgen, Ruth Hellberg, Werner Hinz, Brigitte Horney, Gustav Knuth und Wolfgang Liebeneiner. Seit 1999 wird das Grab als Ehrengrab des Landes Berlin unterhalten.
Das Schicksal von Joachim Gottschalk und seiner Familie war Thema von Hans Schweikarts Novelle "Es wird schon nicht so schlimm", die 1947 von Kurt Maetzig unter dem Titel "Ehe im Schatten" verfilmt wurde.