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Nachkriegszeit. Erika sehnt sich nach den Entbehrungen der Kriegszeit nach einem abwechslungsreichen Leben. Ihr Freund Walter, ein Journalist, kann ihr das nicht bieten. Bei ihrer Freundin Annemie lernt sie Männer kennen, die sie mit Seidenstrümpfen und Konfekt verwöhnen. Bei einer Gesundheitskontrolle stellt man fest, dass sie geschlechtskrank ist. Gerade noch rechtzeitig erkennt sie, dass sie sich am Rande der Prostitution bewegt hat. Ihr Freund Walter gibt ihr eine zweite Chance.
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Dass es auch anders geht, zeigt ihre Kollegin und Freundin Else, die sich von ihrem „Dickerle“ verwöhnen und regelmäßig zu einer größeren Gesellschaft einladen lässt, bei der es an nichts fehlt: Bei Annemie biegen sich die Tische voller Leckereien, der Alkohol fließt reichlich. Wenn nur nicht die gierigen Blicke der Männer wären, die bei Erikas erstem Besuch genau verfolgen, wie sie bei lange entbehrten Köstlichkeiten wie Heringssalat und Koteletts zulangt. Dass sie nicht nur nehmen kann, sondern auch geben muss, wird Erika noch lernen, ist Annemarie sich sicher.
Als sie erst nach Mitternacht nach Hause kommt und von ihrem Vater geohrfeigt wird, reißt Erika aus – und kommt beim mittellosen Journalisten Walter Helbich unter, der sich seit geraumer Zeit sehr um sie bemüht hat. Was bei Annemie nun der alte Stammgast Spitz übernimmt, der Erika mit dem nach dreijähriger Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Herbert Petzoldt bekannt macht, welcher einen Neuanfang sucht, nachdem seine als Tramschaffnerin tätige Gattin Marion fremdgegangen ist.
Bei einer Razzia der Gesundheitsbehörde, die Walter als Journalist begleitet, muss sich auch Erika untersuchen lassen. In der Klinik erhält sie eine niederschmetternde Diagnose: Gonorrhoe. Offenbar hat sie sich bei Herbert angesteckt, der wiederum erfährt, dass er sich wohl bei Marion infiziert hat. Erika schämt sich und flüchtet aus dem Krankenhaus zu Annemie, deren große Geschwüre sie zufällig entdeckt. Annemie ist schon seit dem Krieg an Syphilis erkrankt und überzeugt Erika, in die Klinik zurückzukehren.
Walter, der stets der festen Überzeugung war, sich auch in schlimmsten Lebenslagen selbst treu bleiben zu müssen, um sich selbst noch in den Spiegel schauen zu können, liebt Erika wirklich und will Verantwortung tragen. Er holt die frisch Genesene von der Klinik ab…
In dem 104 (Defa-Stiftung: 94)-minütigen Spielfilm, gedreht unter dem Arbeitstitel „Falsche Scham“ vom 14. Juli bis 12. Dezember 1947 in Berlin im Auftrag der Zentralverwaltung für Gesundheitswesen, erklären die Ärzte im Gesundheitsamt wie im Krankenhaus der im Krieg aufgewachsenen Jugend, die endlich das Lachen zurückgewinnen will in ihrem hemmungslosen Hunger nach dem Leben und der Liebe, wie gefährlich ungeschützter Sex selbst bei einem One-Night-Stand sein kann – naturgemäß ohne dieses Wort zu gebrauchen. Für den wissenschaftlichen Gehalt des aufklärerischen Schlussteils hat Dr. Klaus Bloemer als sozialhygienischer Berater des Films gesorgt, der mit weit über fünf Millionen Besuchern zu den Blockbustern der Defa gehört.
Uraufgeführt am 13. April 1948 im Berliner Filmtheater am Friedrichshain und zehn Tage später in der SBZ angelaufen, ist „Straßenbekanntschaft“ auch in der britischen, Premiere war am 10. Oktober 1948 in Hamburg, und in der amerikanischen Besatzungszone, Premiere war am 9. Dezember 1949 in München, gezeigt worden. Der nach „Der verzauberte Tag“, in Babelsberg gedreht, 1943 von der NS-Zensur verboten und 1947 in Zürich uraufgeführt, zweite Spielfilm von Peter Pewas blieb sein einziger für die Defa.
Pitt Herrmann