Inhalt
Martin, 12 Jahre alt, ist für sein Alter etwas zu klein, zu schmächtig und eher still, wie seine Mutter leider viel zu oft betont. Auf dem Kopf trägt er meistens eine blaue Baseballkappe. Mit seinen Eltern ist er gerade in das verschlafene Bellbach gezogen. Neues Zuhause, neue Schule, aber noch keine neuen Freunde. Schon der erste Tag in Bellbach bringt Ärger. Beim Einkauf verpfeift Martin ungewollt einen Jungen, der Zigaretten klaut, und Oliver schwört der "Blöden Mütze" natürlich Rache! Der zweite Tag läuft nicht viel besser: Ausgerechnet in Olivers Klasse muss Martin kommen. Und ausgerechnet dieses tolle Mädchen mit den durchsichtigen Augen und dem sympathischen Lachen ist Olivers Freundin. Mit viel Einfallsreichtum gelingt es ihm, Silke näher kennen zu lernen. Sie lädt ihn sogar ins "Riverpool" ein. Das alte stillgelegte Flussfreibad ist eigentlich ihr geheimer Treffpunkt mit Oliver.
Martin liegt neben Silke, schaut sie verliebt an und ist glücklich. Doch die Idylle ist schlagartig vorbei, als Oliver auftaucht. Kein guter Tag für Martin, denn was so wunderbar anfing, endet in einer handfesten Prügelei und einem Krach mit Silke. Doch langsam beginnt Martin Oliver zu verstehen. Denn je besser er ihn kennen lernt, desto mehr erfährt er von den Problemen, die Oliver zu Hause hat. Und auch Silke hat es zu Hause schwer. Wie das mit der Liebe schließlich weitergehen wird, weiß Martin am Ende immer noch nicht. Aber eines weiß er sicher – er hat zwei Freunde, und für die wird er einstehen.
Quelle: 57. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)
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Die erste Begegnung mit den neuen Nachbarn ist wenig vielversprechend: Das schon in die Jahre gekommene, kinderlose Ehepaar Mayland will den Ruhestand genießen und betont, „dass die Straße kinderlos ist“ – bisher jedenfalls. Auch die zweite Begegnung steht unter keinem guten Stern: Zum Einkaufen in den nächsten Lebensmittelladen geschickt, wird Martin Zeuge, wie ein Junge eine Schachtel Zigaretten stiehlt. Er verrät seinen, wie sich später ganz handfest herausstellen wird, künftigen Klassenkameraden Oliver Huber eher ungewollt, der eigenen Überraschung geschuldet. Weshalb Martin ihm auch ein Päckchen Kippen kauft, obgleich ihn der Krämer gewarnt hat: „Dem gehst du besser aus dem Weg, dem Huber.“ Zur Entschuldigungs-Geste vor dem Laden ist es dann nicht mehr gekommen, Oliver war von der Bildfläche verschwunden.
Alle schlechten Dinge sind drei: Das erste Mädchen, das Martin auf dem Schulhof über den Weg läuft und in das er sogleich hoffnungslos verknallt ist, die großgewachsene blonde Schönheit Silke, geht mit Oliver, dem coolsten Maulhelden der 6b, seiner neuen Klasse, dem der einen halben Kopf kleinere „Neuzugang“ auch körperlich nicht gewachsen scheint. Martin kriegt zudem gleich in der ersten Stunde den Spitznamen „Blöde Mütze“ verpasst – weil er das Mitbringsel seines Vaters Uwe offenbar niemals absetzt.
Martin ist ein Träumer – aber flink auf dem Fahrrad. Und die Sache mit Silke hat der Klassen-„Benjamin“ noch längst nicht aufgegeben. Was der Schönen imponiert, weshalb sie ihm den gar nicht so geheimen Jugendtreff „Riverpool“ zeigt: Ein selbst gezimmerter Steg mit Umkleidekabine am Dorfteich und eine Art Floß, mit dem die Kids auf eine Insel übersetzen können.
Martin wird erst allmählich klar, wie privilegiert er doch durch das funktionierende Elternhaus ist: Silkes Eltern haben sich getrennt, sie lebt jetzt bei ihrer alleinerziehenden Mutter Katrin. Und ihr Vater hat mit der Neuen schon ein Baby, das Corinna stolz präsentiert, als sie statt des Vaters zu Silkes öffentlicher Tanzvorführung erscheint. Was letztere als reine Provokation wahrnimmt...
Das aber ist noch gar nichts gegen Ollis Probleme: Sein Vater Ludwig säuft, seine Mutter Vera jobbt nebenbei in einer Konditorei – des Geldes und des Konditors Armin wegen. Was Olivers Papa noch mehr zur Flasche greifen lässt. Olli könnte gerade jetzt einen echten Freund gebrauchen. Aber dafür muss Martin erst noch schwimmen lernen – in mehrfacher Hinsicht...
„Blöde Mütze“ ist ein doppeltes Debüt: Zum einen war die Vorlage der erste, bereits 1999 erschienene Roman von Thomas Schmid. Zum anderen ist die im übrigen sehr leise und sensible, dabei aber immer wieder auch berührende Verfilmung das Regiedebüt seines Bruders Johannes Schmid, der Theater- und Filmwissenschaften sowie Germanistik studierte an mehreren süddeutschen Universitäten, nachdem er sich vergeblich um Aufnahme an eine Filmhochschule bemüht hatte. Nach der Uraufführung dieses sehr bodenständigen, sozial geerdeten Films über die Pubertät gab es ein Dutzend nationale und internationale Auszeichnungen auf Festivals, die TV-Erstausstrahlung erfolgte am 1. Juni 2009 in der ARD.
Pitt Herrmann