Sie & Er und viele mehr: 5,4 Millionen Euro kulturelle Filmförderung für 16 Spielfilmprojekte

Zehn Projekte, darunter neue Filme von Aslı Özarslan, Fabian Stumm und Dominik Graf, erhalten nach der dritten und letzten FFA-Jurysitzung des Jahres zusammen 5.050.000 Euro Produktionsförderung.

 

Für sechs weitere Projekte bewilligte die Jury für programmfüllende Spielfilme 392.537 Euro Projektentwicklungsförderung. Insgesamt wurden somit 5.442.537 Euro kulturelle Filmförderung des Bundes vergeben.

Im nun geförderten Drama "Kaschiert" befasst sich die preisgekrönte Regisseurin Aslı Özarslan mit dem Thema der Gewalt gegen Frauen, der ebenfalls vielfach ausgezeichnete Regisseur und Autor Fabian Stumm erzählt in "Ich dachte, ich liebe dich, aber ich war nur hungrig" eine tragikomische Beziehungsgeschichte, und Lola- und Grimme-Preisträger Dominik Graf rückt in "Wildboden" (AT) die letzten Jahre des Künstlers Ernst Ludwig Kirchner und dessen Lebensgefährtin Erna Schilling in den Fokus. Die sieben weiteren geförderten Projekte können alle dem Talentfilm zugeordnet werden. Darunter sind u. a. der Historienfilm "Der gute Deutsche" von Lisa C. Friederich über ein Kapitel deutscher Kolonialgeschichte, die Literaturverfilmung "Das Muschelessen" von Michael Venus, der Liebesfilm "Sie & Er" von Sarah Blaßkiewitz und das mit dem Drehbuchpreis des Hessischen Filmpreises ausgezeichnete Drama "Jumoke" von Oliver Hardt.

Projektentwicklungsförderung erhalten u. a. Christina Tournatzés‘ Literaturverfilmung "Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht", deren Drehbuch von der Autorin der Romanvorlage, Julia Jost, stammt, Mara Eibl-Eibesfeldts Adaption des autobiografischen Romans "Brunnenstraße" von Andrea Sawatzki und Emre Kayiş‘ Politthriller "Iwanow" nach eigenem Originaldrehbuch.

Die Förderung im Detail:

Produktionsförderung

"Der gute Deutsche"
Produktion: Schiwago Film GmbH
Drehbuch und Regie: Lisa C. Friederich
Förderung: 600.000 Euro
Kamerun, 1914. König Rudolf Duala Manga Bell wählt den Weg des Widerstands – nicht mit Waffen, sondern mit den Gesetzen des deutschen Reiches. Zusammen mit seinem Verbündeten Adolf Ngoso Din wird er wegen Hochverrats angeklagt und muss in einem Gerichtssaal in Douala mit der Todesstrafe rechnen. Sein Jugendfreund, der Bezirkskommissar Hermann Röhm, bleibt dem Prozess fern. Stattdessen erscheinen gnadenlose Stellvertreter – das letzte Band persönlicher Hoffnung zerreißt. Das Projekt erhielt bereits FFA-Treatmentförderung.

"Kaschiert"
Produktion: Komplizen Film GmbH
Regie: Aslı Özarslan
Drehbuch: Claudia Schaefer
Förderung: 600.000 Euro
Sara, die vor der Gewalt eines Mannes flieht, rennt ihrem Tod unabwendbar entgegen, bis sie an einen Ort entkommt, an dem sie keine Frau mehr sein muss. Sie konfrontiert sich mit männlichem Hass genauso wie dem Mythos von weiblicher Hilflosigkeit. Eine explosive Mischung, die sie dorthin katapultiert, wo jahrtausendealte Muster ihre Gültigkeit verlieren. Das Projekt wurde mit BKM-Filmpreismitteln entwickelt.

"Das Muschelessen"
Produktion: ostlicht filmproduktion GmbH
Regie: Michael Venus
Drehbuch: Michael Venus, Gro Swantje Kohlhof nach der Erzählung von Birgit Vanderbeke
Förderung: 500.000 Euro
Ein Haus in guter Gegend. Mutter, Tochter und Sohn warten mit dem Abendessen auf die Ankunft des Vaters. Die Idylle täuscht. Mit Wein und Galgenhumor vertreiben sie sich die Zeit und ihre Angst vor seinem Erscheinen. Ihr immer schonungsloserer Austausch verdrängter Wahrheiten eskaliert, bis es kein Zurück mehr gibt. Das Projekt wurde mit FFA-Referenzmitteln entwickelt.

"Ich dachte ich liebe dich, aber ich war nur hungrig"
Produktion: Trimafilm GmbH
Drehbuch und Regie: Fabian Stumm
Förderung: 500.000 Euro
Charlotte und Ellen, seit über zwanzig Jahren ein Paar, sehen sich in ihrem gemeinsamen Leben vor einige Herausforderungen gestellt. Eigentlich sollte sich Lehrerin Charlotte auf eine bevorstehende Operation konzentrieren, doch die Wiederbegegnung mit einem ehemaligen Schüler wird für sie zu einer Reise in die Vergangenheit. Währenddessen muss Ellen mit dem Tod ihres dementen Vaters umgehen und fühlt sich von Charlotte in der Sorge um die gemeinsame Tochter Mira allein gelassen.

"Jumoke"
Produktion: Neopol Film, Kellner & Zapf GbR
Drehbuch und Regie: Oliver Hardt
Förderung: 500.000 Euro
Niemandes Welt ist heil am Anfang des Films. Doch erst die Begegnung zwischen Jumoke und Eddy lässt die Risse in ihren jeweiligen Lebensumständen endgültig sichtbar werden und setzt damit eine unaufhaltsame Dynamik in Gang. Die universelle Sehnsucht nach Glück und materieller Sicherheit trifft auf die harte Realität ökonomischer Ungleichheit.

"Sie & Er"
Produktion: Mia Wallace Production GmbH
Regie: Sarah Blaßkiewitz
Drehbuch: N'gone Thiam, Sarah Blaßkiewitz
Förderung: 500.000 Euro
Eine aufgeweckte, aber desillusionierte Drehbuchautorin und ein charmanter, ehemals heiß gehandelter Schauspieler verlieben sich nach einer Preisverleihung Hals über Kopf ineinander. Doch alle Umstände sprechen gegen die beiden, denn SIE zieht am nächsten Tag zu ihrem Freund nach Marseille und ER hat keine Lust auf halbe Dinge. Es bleibt ihnen nur eine einzige Nacht, um herauszufinden, ob die aufkeimende Liebe eine Zukunft hat.

"Wer hat Angst vor Gott"
Produktion: NiKo Film, Nicole Gerhards
Regie: Rosa Friedrich
Drehbuch: Rosa Friedrich, Joshua Jádi
Förderung: 500.000 Euro
Die 18-jährige Maria ist eine verträumte Außenseiterin und lebt abgeschottet von der digitalen Welt mit ihren schrulligen Großeltern. Bella, egozentrisch und besessen vom Social-Media-Fame, filmt Maria nach einem Alkoholabsturz mit blutenden Wunden, die an Jesus-Wundmale erinnern. Das Video geht viral und macht Maria zur Internet-Heiligen. Inmitten von Likes, Online-Healings und himmlischem Merchandise entwickelt sich eine unerwartete und tiefe Freundschaft. Doch als sich Berichte von angeblichen Heilungen häufen, beginnt Maria, selbst an ihre "Gabe" zu glauben.

"Wildboden" (AT)
Produktion: Lupa Film GmbH
Regie: Dominik Graf
Drehbuch: Constantin Lieb
Förderung: 500.000 Euro
Aus der Perspektive von Erna Schilling werden die letzten turbulenten Jahre Ernst Ludwig Kirchners in den Davoser Bergen, in ihrem gemeinsam bewohnten „Wildbodenhaus“, in den Fokus gerückt. Dort, wo sich Kirchners Sucht nach Kunst und Morphium parallel zur Diffamierung durch die Nazis zuspitzte und an einem tragischen Morgen der Herzschlag der Liebe für einen Moment aufhört zu schlagen. Das Projekt wurde mit BKM-Filmpreismitteln und FFA-Referenzmitteln entwickelt.

"Wolf"
Produktion: Elfenholz Film GmbH
Drehbuch und Regie: Nancy Camaldo
Förderung: 500.000 Euro
Als ein Wolf ihr Lieblingstier reißt, schwört Wildpark-Besitzerin Tilda blutige Rache. Doch mit der Tötung des Raubtiers wendet sich das Blatt – aus der Jägerin wird die Gejagte.

"Morgen war Gestern ein Flüstern"
Produktion: near future films GmbH
Drehbuch und Regie: Benjamin Martins
Förderung: 350.000 Euro
Robin betreibt einen mobilen rosa Hundesalon und driftet zwischen Städten, Lebensstilen und Identitäten. Er zieht von Stadt zu Stadt und pflegt die Haustiere seiner Kunden. Seine Routine wird jäh unterbrochen, als seine Mutter Caroline, die zehn Jahre lang wegen Mordes an seinem Vater inhaftiert war, freigelassen wird. Dieses Ereignis zwingt ihn, sich seiner Vergangenheit zu stellen.
Projektentwicklungsförderung

"Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht"
Produktion: Achtung Panda! Media GmbH
Drehbuch: Julia Jost nach ihrem eigenen Roman
Regie: Christina Tournatzés
Förderung: 100.000 Euro
Sommer 1994, ein Umzug steht bevor. Julia liegt unter einem LKW versteckt, während ihre Freundin Luca um die Ecke von 100 herunterzählt. Innerhalb dieses Countdowns entfaltet sich Julias Blick auf die Beinpaare der Erwachsenen zu einer schwarzhumorigen Erzählung des Klassenaufstiegs ihrer Familie, neben der Liebesgeschichte zwischen zwei Mädchen in einem Dorf, in dem jede*r viel über die anderen zu wissen meint und manches über sich selbst verbergen will.

"Brunnenstraße"
Produktion: Producers at Work Film GmbH
Drehbuch: Mara Eibl-Eibesfeldt nach dem Roman von Andrea Sawatzki
Regie: Mara Eibl-Eibesfeldt
Förderung: 79.000 Euro
Schonungslos und mit tragikomischem Humor setzt sich Andrea Sawatzki in ihrem autobiografischen Roman mit ihrer Kindheit als Tochter einer berufstätigen Mutter und eines demenzkranken Vaters auseinander. Das Projekt erhielt bereits FFA-Drehbuchförderung.

"Jacob beschließt zu lieben"
Produktion: MaxMa Film GmbH
Drehbuch: Yilmaz Arslan nach dem Roman von Catalin Dorian Florescu
Regie: Yilmaz Arslan
Förderung: 58.537 Euro
Der junge Jacob, ein Donauschwabe aus Rumänien, wird von seinem Vater tyrannisiert und 1945 an die Russen „verkauft“. Auf dem Weg zur Deportation gelingt ihm die Flucht. Ein Priester nimmt ihn auf. Fünf Jahre später kehrt er zurück ins Heimatdorf und stellt sich seinen Eltern. Statt Rache übt er Vergebung und hilft ihnen, obwohl sie durch das neue Regime alles verloren haben.

"Ostende 1936, Sommer der Freundschaft"
Produktion: hazel eyes Fiction GmbH
Drehbuch: Ulrike Kofler, Jessica Lind nach dem Buch von Volker Weidermann
Regie: Ulrike Kofler
Förderung: 53.000 Euro
Eine Frau, zwei Männer und das Meer. Es könnte ein heller Sommer sein, in dem Freundschaft und Liebe durcheinanderwirbeln. Aber es ist 1936 in Ostende: über Irmgard Keun, Joseph Roth, Stefan Zweig und ganz Europa hängen Wolken, die harte Schatten auf das Leben der drei Exilanten werfen.

"Iwanow"
Produktion: mîtosfilm – Mehmet Aktaş & Roj Hajo GbR
Drehbuch und Regie: Emre Kayiş
Förderung: 52.000 Euro
Politthriller über einen introvertierten Archivar, der als Geheimagent in der türkischen Community rekrutiert wird, um eine regimekritische Filmregisseurin auszuspionieren.

"Samstag ist Selbstmord"
Produktion: Oksuperkdanke Filmproduktion (Eder & Hartogs GbR)
Drehbuch: Janett Lederer
Regie: Sinje Köhler
Förderung: 50.000 Euro
Sommer 2006. Während die Kleinstadtjugend nach dem auslaufenden Freudentaumel des Sommermärchens der Monotonie der großen Ferien im Freibad trotzt, zelebriert Marie-Sophie ihre tägliche Routine auf dem Tennisplatz. Die disziplinierte Nachwuchssportlerin ist die große Hoffnung ihres ehrgeizigen Vaters und des örtlichen Tennisvereins. Doch als sie sich in die schillernde Schnorrerin Julia verliebt, die eines Nachts in die schwäbische Nachbarschaft stolpert, kommt ihr Leben vom Kurs ab.

Genderübersicht – Jurybasierte kulturelle Produktionsförderung für programmfüllende Spielfilme:
31 Anträge, davon
19 Projekte von/mit Beteiligung weiblicher oder non-binärer Autor*innen
15 Projekte von/mit Beteiligung einer Regisseurin
19 Projekte von/mit Beteiligung weiblicher oder non-binärer Produzent*innen

10 geförderte Projekte, davon
6 Projekte von/mit Beteiligung einer Autorin
5 Projekte von/mit Beteiligung einer Regisseurin
6 Projekte von/mit Beteiligung einer Produzentin

Genderübersicht – Projektentwicklungsförderung:
15 Anträge, davon
9 Projekte von/mit Beteiligung einer Autorin
7 Projekte von/mit Beteiligung einer Produzentin

6 geförderte Projekte, davon
4 Projekt von/mit Beteiligung einer Autorin
3 Projekte von/mit Beteiligung einer Produzentin

An der Sitzung nahmen Sara Fazilat, Paulina Lorenz, Christian Pfeil, Kerstin Polte und Suzanne Pradel teil.

Die nächste Fördersitzung der Jury für Spielfilm findet am 23. und 24. März 2026 statt, Einreichfrist ist der 15. Januar. Zur Übersicht der kommenden Einreich- und Sitzungstermine

Alle Förderentscheidungen des laufenden Jahres finden Sie hier.

Quelle: www.ffa.de