Fünf Seen Filmpreis geht an "Genezis" von Árpád Bogdán

Das 12. Fünf Seen Filmfestival - diesmal mit Termin im September - war ein großer Erfolg. Rund 19.000 Filmfans kamen während der zehn Festivaltage in die Spielstätten in Starnberg, Gauting, Schloss Seefeld und Weßling.

 

Rund 120 Filmschaffende stellten ihre Werke auf dem nach München und Hof wichtigsten Filmfestival in Bayern persönlich vor, unter ihnen die Ehrengäste Schauspieler, Autor und Regisseur Josef Bierbichler, Deutschlands wohl erfolgreichster Regisseur Dominik Graf und Editorin Bettina Böhler, die "Meisterin des Schnitts". Gut 100 Filmgespräche wurden geführt, 150 ausgewählte Filme in 276 Vorstellungen präsentiert.

Festivalleiter Matthias Helwig zeigte sich sehr zufrieden: "Die Verlagerung in den September hat funktioniert. Unsere Festivalfreunde haben den neuen Termin angenommen. Und auch das Wetter hat mitgespielt. Wir hatten teils noch sehr sommerliche Stimmungen mit wunderschönem Septemberlicht. Ein Höhepunkt war wieder die schon legendäre cineastische Dampferfahrt auf dem Starnberger See mit der Open-Air-Kurzfilmverleihung und rund 400 Besuchern, ein Event, das deutschlandweit in der Filmfestivallandschaft einzigartig ist."

Am Samstagabend (15.9.), wurden die von den hochkarätig besetzten Jurys prämierten Filme in der Schlossberghalle Starnberg ausgezeichnet:

Gewinner des mit 5000 Euro dotierten Fünf Seen Filmpreis ist "Genezis" von Árpád Bogdán. Der Preis ist vom Landratsamt Starnberg gestiftet. "Genezis" erzählt von dem neunjährigen Ricsi, der mit leuchtenden Augen die Welt bewundert, liebevoll seinen Hund umsorgt und seinem Vater verspricht, der im Gefängnis wegen Holzdiebstahls sitzt, gut auf seine Mutter aufzupassen. Er lebt mit ihr in einer abgelegenen Roma-Siedlung auf dem ungarischen Land. Ricsis Familie wird verfolgt, malträtiert und grausam behandelt. In drei Kapiteln werden die Wunden dieser Gesellschaft aufgeblättert. "Mit glühender Intensität, ganz dicht an den Figuren erzählt, konfrontiert uns Regisseur Árpád Bogdán immer wieder mit erschütternd roher Gewalt und der universellen Frage, wer das Recht hat, über Leben und Tod zu entscheiden", heißt es in der Begründung der Jury.

Der mit 3000 Euro dotierte, von der Stadt Starnberg gestiftete Nachwuchspreis Perspektive Junges Kino geht an "Lemonade" von Ioana Uricaru. Mit diesem Preis werden Filme ausgezeichnet, die das erste oder zweite Werk des jeweiligen Regisseurs sind. "Lemonade" ist Geschichte über den Mut und das Leid einer jungen Frau, der nichts bleibt, als immer wieder über sich ergehen zu lassen, was unausweichlich scheint: "Wenn das Leben dir eine Zitrone gibt, mach Limonade draus", sagt die Krankenpflegerin Mara aus Rumänien. Sie träumt vom amerikanischen Traum und erduldet unermüdlich sein Zerplatzen an den Behörden, gewalttätigen Männen und rassistischen Polizisten. Die Jury urteilte: "Eindringlich, ehrlich und sensibel gelingt es der Hauptdarstellerin Malina Manuvici den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen und uns an ihrer intensiven Gefühlswelt teilhaben zu lassen. Mit ihrem klaren und einfachen Wertesystem wird sie zum Spielball männlicher Gewalt."

Mit dem von der Süddeutschen Zeitung gestifteten Publikumspreis in Höhe von 2000 Euro wird der Film "Der Affront" (2017) von Ziad Doueiri ausgezeichnet. Der im Libanon spielende Film "Der Affront" erzählt die Geschichte eines Gerichtsstreits und ist mehr als eine spannende Parabel über Ursache und Wirkung oder die Auswüchse männlicher Egos. Der Film zeigt die Traumata eines Landes und seiner Einwohner, die aus der Vergangenheit heraus bis in die Gegenwart wirken.

Der mit 3000 dotierte Dokumentarfilmpreis geht an "Playing Men" von Matjaz Ivanisin. Der Preis ist von der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg gestiftet. Der Film  handelt von Männern, die die Zeit verspielen und darin aufgehen. Ironie, Humor, Verständnis - wie sind Männer? Spielerisch, romantisch, einsam, im Wettbewerb. Wie die ölgetränkten, sich messenden Körper auf dem Sportplatz oder in dem Wettbewerb um den vom Hügel bis ins Tal rollenden Käse. Würden Frauen auf solch absurde Ideen kommen? Und sich daran freuen?

Der mit 500 Euro dotierte Short Plus Award geht an "Die Spieler" von Samuel Auer. Der seit 2011 vergebene Preis ist von der Gemeinde Weßling gestiftet. Mit diesem Format wird dem mittellangen Film (20 bis 60 Minuten) eine Plattform gegeben. "Die Spieler" handelt von einer Pokerspielrunde im Hinterzimmer eines türkischen Cafés in Berlin und den Folgen, die ein junger Spieler verursacht.

Der mit 500 Euro dotierte Video Art Preis geht an "Paradise Later" von Asca Breuer. Der Preis ist von der Stephan und Christoph Kaske Stiftung gestiftet, die sich hauptsächlich für zeitgenössische Musik, aber auch in der bildenden Kunst und im Kunstfilm engagiert. "Paradise Later" des in Wien arbeitenden Dokumentarfilmers Asca Breuer ist eine Art dokumentarische Literaturverfilmung. Der verwendete Text ist ein Destillat aus Josef Conrads "Herz der Finsternis" von 1899, den Ascan Breuer aus dem Belgisch-Kongo des ausgehenden 19. Jahrhunderts ins Indonesien des 21. Jahrhundert transferiert. Es gelingt ihm meisterlich einen Bogen zu spannen zwischen der fundamentalen Zivilisationskritik des Ausgangstextes und den berührenden Bildern vom Leben der Ärmsten in einer indonesischen Megacity. Er umfasst einen Zeitraum von 120 Jahren, von den Auswüchsen des Kolonialismus bis zu denen des Turbokapitalismus.

Den Dachs Drehbuchpreis gewann das Autorenteam Hans Weingartner und Silke Eggert von "303", der Horizonte Filmpreis ging an "Kinder unter Deck" von Bettina Henkel, der Kurzfilmpreis 'Das goldene Glühwürmchen' an "Realität" von Gian Suhner.

Die Jurys
In der Jury für den Fünf Seen Filmpreis und den Nachwuchspreis Perspektive Junges Kinos saßen Markus Aicher, Johanna Bittenbinder, Felicitas Darschin, Till Derenbach, Tobias Hermann und Norbert Lechner. Die Jury für den Dokumentarfilmpreis war mit Alice Agneskirchner, Gabriela Bussmann und Sandra Trostel besetzt. In der Jury Horizonte Filmpreis waren Kristian Gründling, Angelika Mrozek-Abraham und August Pflugfelder, in der für den Dachs Drehbuchpreis Dirk Ahner, Benedikt Röskau und Natalie Spinell.

Auch im kommenden Jahr wird das Fünf Seen Filmfestival im September veranstaltet. Dann unter dem Motto "Raum". Als Eröffnungstermin für das 13. FSFF nannte Festivalleiter Matthias Helwig den 5. September 2019. (5. bis 14.09. 2019)

Quelle: www.fsff.de