"Elser" erhält Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke 2015

Am 2. Juli 2015 wurde zum 14. Mal im Rahmen des Filmfest München der Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke feierlich verliehen.

In diesem Jahr vergab der Veranstalter zwei Hauptpreise, einen nationalen und einen internationalen. Mit dem nationalen Hauptpreis wurde Oliver Hirschbiegel für sein historisches Drama "Elser" in Anwesenheit von Cast und Crew des Films im Münchner Cuvilliés-Theater ausgezeichnet. In der Jurybegründung heißt es: "'Elser' ist auch ein aufrüttelnder Heimatfilm. Hirschbiegel ist damit weit mehr gelungen als ein Geschichtsthriller. Es ist das aufrüttelnde Portrait einer Gesellschaft, die sich verführen, einschüchtern und unreflektiert Vorteile verschaffen lässt – und dafür einen hohen Preis zahlt. Und es ist vor allem das Portrait eines Mannes, der sich aus tiefster Überzeugung entschließt zu handeln." Georg Elser wird herausragend und vielschichtig verkörpert von Christian Friedel. Sein Charisma reiße den Zuschauer mit in alle Bereiche menschlicher Regungen, so die Jury weiter. Christian Friedel begleitete die Gala musikalisch mit seiner Band WOODS OF BIRNHAM.

Den internationalen Hauptpreis des Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke nahm der mauretanische Regisseur Abderrahmane Sissako für seinen Film "Timbuktu" aus den Händen seiner Laudatorin, der saudi-arabischen Regisseurin Haifaa Al-Mansour entgegen. "Timbuktu" ist ein eindringliches Drama über den Einfluss von Dschihadisten auf das alltägliche Leben der Menschen in Timbuktu und Umgebung. Die Jury des Friedenspreis sagte: "In 'Timbuktu' verbinden sich Poesie und offener stolzer Widerstand gegen die Absurdität totalitärer Religionsauffassung, die Schönheit der Landschaft und der tolerante gelebte Islam zu einer klaren politischen und dabei ganz persönlich erzählten Geschichte: Ein Meisterwerk." Als besondere Ehrung für Sissako trat die arabische Künstlerin Karima Nayt mit einem eigens für die Ehrung von "Timbuktu" geschriebenem Lied auf.

Den diesjährigen Nachwuchspreis erhielt Regisseur Burhan Qurbani für das auf Tatsachen basierende Drama "Wir sind jung. Wir sind stark.". "Der Film beleuchtet den Angriff auf das Asylbewerberheim in Rostock-Lichtenhagen 1992 aus verschiedenen Blickwinkeln. Burhan Qurbani zeigt Jugendliche ohne Perspektive, die nur allzu willig rechten Parolen folgen. Er zeigt Menschen, die die Augen verschließen vor Ungerechtigkeit, Vorurteilen und Gewalt. Ihm geht es jedoch nicht um Denunziation der damaligen Täter, sondern um Aufklärung und Erinnerung. Ein weiterer Film von beklemmender Brisanz und Aktualität", so die Jurybegründung. Als Laudator für "Wir sind jung. Wir sind stark." war Alfred Holighaus, Präsident der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) nach München gekommen.

Neben diesen drei Preisen hatte sich die Jury in diesem Jahr entschieden, auch den Spezialpreis des Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke zu vergeben. Dieser ging an den Film "The Fencer" von Klaus Härö und wurde von Urve Tiidus, Kulturministerin a.D. der Republik Estland an ihn übergeben. Die finnisch-deutsch-estnische Koproduktion "The Fencer" nimmt den Zuschauer mit auf die Flucht seines Protagonisten, des Fechters Endel vor der Verfolgung durch den KGB in die Tristesse eines kleinen, unbedeutenden Provinzortes in Estland. Es ist das Jahr 1951, ein Jahr vor Stalins Tod. "Die Spannung, in die uns Endel schon in der ersten Einstellung des Films mitnimmt, lässt uns nicht mehr los", lobte die Jury. "Es ist einer der erschütterndsten Momente als die alten Frauen und Männer – wahrscheinlich zum ersten Mal – erst zaghaft und dann entschlossen ihre Hände heben, um sich gegen eine vorgefasste Pseudoabstimmung zu stellen und sich damit gegen Gleichschaltung, Überwachung und Unterdrückung durch die Obrigkeit zu wehren. Das ist das Schlüsselerlebnis und die entscheidende zeitlose Botschaft des Films, die den Kern des Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke trifft", so die Jury weiter. Der Film feiert am Freitag, 3. Juli 2015 auf dem Filmfest München seine Premiere, deutscher Kinostart ist der 22. Oktober 2015.

Der Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke wird seit 2002 vom Bernhard Wicki Gedächtnis Fonds gemeinsam mit der Bayerischen Staatskanzlei und der Brancheninstitution SPIO vergeben. Geehrt werden künstlerisch wertvolle Filme humanistischer, gesellschaftspolitischer Dimensionen.

Einen sechzigminütigen Zusammenschnitt der Verleihung sendet der Kultursender 3sat am Sonntag, 5. Juli 2015 12 Uhr. Der Bayerische Rundfunk wiederholt die Sendung am Sonntag, 12. Juli 2015 um 13:10 Uhr.

Quelle: www.bernhardwickigedaechtnisfonds.de