Das Locarno Film Festival gilt neben Cannes, Berlin und Venedig als eines der bedeutendsten europäischen Filmfestivals. In diesem Jahr findet das Schweizer Filmfest von 6. bis 16. August 2025 statt. Auch bei der 78. Ausgabe sind wieder zahlreiche deutsche Filme im Line-up vertreten, darunter einige in den Wettbewerbssektionen.
Insgesamt sind 22 deutsche Produktionen und Koproduktionen im Programm. German Films kooperiert ebenfalls wieder mit Locarno Pro im Programm "Match Me!".
Das Locarno Film Festival ist eines der ältesten der Welt und bekannt für sein abenteuerfreudiges Programm, die spannenden Retrospektiven und die nächtlichen Open-Air-Vorführungen. In der offiziellen Pressekonferenz am Dienstag, 8. Juli 2025, präsentierte der Künstlerische Leiter Giona A. Nazzaro das Line-up der 78. Ausgabe, bei der insgesamt 221 Filme gezeigte werden, darunter 99 Weltpremieren. Eingereicht wurden in diesem Jahr insgesamt 6373 Filme, 12 Prozent mehr als im vergangenen Jahr.
Eröffnet wird die Wettbewerbssektion Concorso Internazionale mit "With Hasan in Gaza" von Kamal Aljafari. Grundlage des Dokumentarfilms sind drei wiederentdeckte Mini-DV-Bänder aus dem Jahr 2001, die das Leben in Gaza zeigen. Diese Aufnahmen sind nun ein Zeugnis für einen Ort und eine Zeit, die es nicht mehr gibt. Was als Suche nach einem ehemaligen Gefängniskameraden aus dem Jahr 1989 begann - einem Mann, der durch die Zeit und den Krieg verloren gegangen ist - führte zu einer unerwarteten Reise vom Norden in den Süden des Gazastreifens, begleitet von Hasan, einem lokalen Führer. Ebenfalls im Wettbewerb läuft die deutsche Produktion "Sehnsucht in Sangerhausen". In der Komödie von Julian Radlmaier geht es um eine ostdeutsche Kellnerin mit gebrochenem Herzen und eine iranische Youtuberin mit gebrochenem Arm, die einen Weg aus der Einsamkeit suchen und dabei in eine Gespensterjagd im Gebirge geraten. Ein romantischer Abenteuerfilm über eine ungewöhnliche Freundschaft und die Sehnsucht nach einem anderen Leben. Der dritte majoritär deutsche Film, der um den Goldenen Leoparden konkurriert, ist "Dry Leaf" von Alexandre Koberidze. Das Drama folgt Lisa, eine Sportfotografin, die verschwunden ist. Zuletzt wurde sie gesehen, als sie in ländlichen Fußballstadien in Dörfern in Georgien fotografierte. Ihr Vater Irakli macht sich mit Hilfe von Lisas geheimnisvollem besten Freund auf die Suche nach ihr.
Im "schönsten Open-Air-Kino" – wie das Filmfestival selbst die Spielstätte auf der Piazza Grande bezeichnet – wird "The Dead of Winter" von Brian Kirk gezeigt. In der deutsch-amerikanischen Produktion geht es um eine verwitwete Fischerin – dargestellt von Emma Thompson, die in Locarno außerdem mit dem Leopard Club Award ausgezeichnet wird – die während eines Schneesturms in Minnesota festsitzt. Sie stößt auf eine entführte Teenagerin und scheint die einzige Hoffnung für das junge Opfer zu sein.
In der weiteren Wettbewerbssektion Concorso Cineasti Del Presenti läuft "The Plant From the Canaries". Darin geht es um May, Anfang dreißig, die nach einer Trennung alleine dasteht. Während sie durch schlaflose Tage in Berlin driftet, kehren leise Erinnerungen an ihre Jugend in Seoul zurück. Das Drama ist das zeitgenössische Porträt einer Frau, die zwischen Zeiten, Identitäten und den sanften Verschiebungen des Alltags gefangen ist. Ein Spielfilmdebüt der in Berlin lebenden chinesischen Regisseurin Ruan Lan-Xi.
Auch 2025 sind einige deutsche Kurzfilme in der Wettbewerbssektion Pardi di Domani – Concorso Internazionale vertreten, darunter zwei majoritär deutsche Produktionen: "Blind, ins Auge" von Atefeh Kheirabadi und Mehrad Sepahnia, ein Filmessay das von der Schnittstelle zwischen dem direkten "Sehen" der Proteste im Iran seit September 2022 und den Narrativen der dabei entstandenen Bilder handeln soll, sowie "Die Uniformierten" von Timon Ott über einen 18-jährigen jungen Mann, der sich zu 17 Jahren Militärdienst verpflichtet. In der weiteren Kurzfilmsektion Pardi Di Domani: Concorso Corti D’autore sind außerdemdie beiden Filme "Slet 1988" von Marta Popivoda und "Späternte" von Katharina Huber zu sehen.
In der parallel zum Filmfestival stattfindenden unabhängigen Semaine de la Critique, in der jedes Jahr sieben innovative Dokumentarfilme gezeigt werden, die sich thematisch und stilistisch von konventionellen Trends abheben, wird der Film "The Cowboy" von André Hörmann gezeigt.
Insgesamt 37 aufstrebende Produzenten aus 14 Ländern wurden für die internationale Netzwerkinitiative Match Me! von Locarno Pro ausgewählt, die 2025 ihr 10-jähriges Jubiläum feiert. Vom 8. bis 10. August wird Match Me! eine Reihe von individuellen Treffen und maßgeschneiderten Networking-Aktivitäten organisieren und die Teilnehmer mit potenziellen Geschäftspartnern, Koproduzenten und wichtigen Akteuren der Branche zusammenbringen. Zu den Teilnehmern aus Deutschland gehören Felix Hermann (Benedetta Films), Sarah Radu (Matadoras) und Valentina Huber (Trima Film).
Deutsche Produktionen und Koproduktionen in Locarno im Überblick:
Concorso Internazionale
"With Hasan in Gaza" von Kamal Aljafari (DE/QA/CH/FR, kamal aljafari productions) – Opening Film
"Sehnsucht in Sangerhausen" von Julian Radlmaier (Blue Monticola Film)
"Donkey Days" von Rosanne Pel (NL/DE, Junafilm)
"Dry Leaf" by Alexandre Koberidze (DE/GE, New Matter Films)
"White Snail" von Elsa Kremser, Levin Peter (AT/DE, ma.ja.de)
"Desire Lines" von Dane Komljen (RS/BA/NL/HR/DE, Flaneur Films)
Concorso Cineasti Del Presente
"The Plant From the Canaries" von Ruan Lan-Xi (DFFB)
"The Fin" von Syeyoung Park (KR/DE/QA)
Piazza Grande
"The Dead of Winter" von Brian Kirk (DE/US, Augenschein Films)
"Sentimental Value" von Joachim Trier (NO/FR/DK/DE, Komplizen Film)
"Die jüngste Tochter" von Hafsia Herzi (FR/DE, Katuh Studio)
Pardi Di Domani: Concorso Internazionale
"Bleifrei 95" von Emma Hütt, Tina Emy Muffler (AT/DE, SUPERZOOM Film)
"Blind, ins Auge" von Atefeh Kheirabadi, Mehrad Sepahnia (DE/IR, plotlessfilm)
"Die Uniformierten" von Timon Ott (EINBAUM FILM)
Pardi Di Domani: Concorso Corti D’autore
"Slet 1988" von Marta Popivoda (DE/FR/RS)
"Späternte" von Katharina Huber
Panorama Suisse
"Heldin" von Petra Biondina Volpe (CH/DE, MMC Zodiac)
Open Doors Screening
"Ancestral Visions of the Future" von Lemohang Jeremiah Mosese (LS/FR/DE,
SEERA Films)
"New Man" von Carlos Yuri Ceuninck (CV/BE/DE/ SD, AUTENTIKA FILMS)
"Tug of War" von Amil Shivji (TZ/SA/DE/QA,NIKO Film)
Histoire(s) du Cinéma
"Silent Night" von Carlos Reygadas (MX/FR/NL/DE, The Match Factory)
Semaine De La Critique
"The Cowboy" von André Hörmann (DE/USA, TELEKULT Film- und Medienproduktion)
LOCARNO PRO
Alliance4development
"Amor y rebeldia" ("Love and Rebellion") von Sarah Miro Fischer, produziert von Titus Kreyenberg und Nina Sophie Bayer-Seel (Una Film, Germany)
"How to Walk on Water" ("Como caminar sobre el agua") by Sofía Ayala, produziert von Maritza Grass and Vincent Edusei (Carousel Film, Germany), und Mathilde Warisse (Wrong Films, France)
Quelle: www.german-films.de