Die Preise beim 33. Filmfest Hamburg

Im Rahmen der Abschlussveranstaltung sind am Samstagabend vor dem Film "Rental Family" von Hikari im CinemaxX Dammtor die Preise des 33. Filmfest Hamburg vergeben worden.

 

Mit rund 62.000 Besucher*innen inklusive Binnenalster Filmfest und den Gästen der erweiterten Filmfest Hamburg Industry Days zieht das Festival eine positive Bilanz und konnte das Vorjahresergebnis noch einmal um fünf Prozent steigern.

"Volle Kinosäle, internationale Branchengäste bei unseren Filmfest Hamburg Industry Days und ein erfolgreicher 'Tag des freien Eintritts': Ich bin wirklich überwältigt von unserem Publikum, unseren Gästen, den positiven Rückmeldungen – und dem Wetter! Was für zehn herzerwärmende Tage. Herzlichen Dank an alle, die diese Festival-Ausgabe so besonders gemacht haben", sagt Festivalleiterin Malika Rabahallah.

Die Preise im Überblick:
Der mit 10.000 Euro dotierte Preis Der Politische Film der Friedrich-Ebert-Stiftung geht an die Regisseurin Lana Daher für "Do You Love Me" (Frankreich, Libanon, Deutschland, Katar 2025)

Jurybegründung:
"Zwischen Kriegen, die Vergangenheit ein Hall, die Zukunft eine Fata Morgana, die Realität schizophren, voller Tränen und Lächeln. Eine Spiegelung in zerbombten bunten Gläsern, die das eigene Abbild und die eigene Realität verzerren, mal schön und mal hässlich, voller Trauer und der Hoffnung auf ein Ankommen, in Frieden, in Würde, im Leben. Die Regisseurin Lana Daher tut etwas Unglaubliches. Mit ihrer Sehnsucht steigt sie in die Höhen und Tiefen der Bilder der Vergangenheit. Sie setzt aus ihren persönlichen Erinnerungen und denen anderer ein Mosaik aus Trümmerscherben zusammen, durch das sie uns eine Zukunft erblicken lässt, die wunderschön sein könnte. In einer kontinuierlichen, wahnwitzigen, jahrelangen Arbeit sammelt sie ihr Material und setzt daraus ihre Vision und Sehnsucht zusammen. So entsteht aus dieser akribischen Arbeit ein poetischer Film, in einer neuen Form, wie wir sie noch nie gesehen haben. Lana Daher zeigt Beirut, die Braut des Ostens, durch die Augen ihrer Bewohner, die ihre Stadt so sehr lieben. Die Schönheit von Beirut kann man nur aus dieser Warte verstehen. Dennoch ist es das Bild einer geteilten Stadt, sind es viele Bilder: von Menschen, mit vielschichtigen kulturellen Identitäten. Bildfetzen aus unterschiedlichsten Zeiten und Gegebenheiten, dokumentarisch oder inszeniert, schwarz-weiß oder in Farbe, am Tag und in der Nacht werden zusammengestellt und schaffen es, unglaublicherweise in ihrer Unterschiedlichkeit und Vielfalt die Geschichte und Dramaturgie voranzutreiben. Diese Bildercollage erzeugt ein vielschichtiges Bild einer diversen, narbenüberzogenen Gesellschaft. Lana Daher hat eine gebrochene Sehnsucht für den Ort, der so nah und doch so fern ist: ihr Libanon, ihr Beirut. Sie zeigt uns eine Stadt, die festzustecken scheint, in einer immerwährenden Schleife aus Gewalt und Unsicherheit und ohne eine gemeinsame Erzählung. Der Film ist eine emotionale Hommage an verschüttete Heimat: Afghanistan, Sudan, Kongo, Iran, Ukraine, Palästina."

Der mit 5.000 Euro dotierte NDR Nachwuchspreis für Langfilmdebüts geht in diesem Jahr an den Regisseur Lloyd Lee Choi für seinen Film "Lucky Lu" (USA, Kanada 2025).

Jurybegründung: 
"Durch die Augen seines Protagonisten Lu zeichnet Lloyd Lee Choi ein eindringliches Porträt des täglichen Überlebenskampfes der migrantischen Community im heutigen Amerika. Gefangen zwischen den leeren Versprechen des American Dream und der Realität der kalten Straßen New Yorks muss Lu erkennen, dass er seine Träume aufgeben muss, um zu überleben. In Lus Kampf durch den Betondschungel New Yorks, welchen Choi in strengen und zugleich wunderschönen Kompositionen einfängt, findet Lu etwas viel Wichtigeres: Zusammenhalt. Es ist die einfühlsame Art, auf die Choi die komplexen und ambivalenten Beziehungen zwischen Lu, seiner Tochter, alten Bekannten und dem sozialen Umfeld entwickelt, welche ihn zu einer vielversprechenden Stimme des Kinos macht."

Der Preis der Filmkritik wird seit 2018 in Zusammenarbeit mit dem Verband der deutschen Filmkritik vergeben. Der Preis geht an den Film "Second Victims" von Zinnini Elkington (Dänemark 2025).

Jurybegründung:
"'Alle Ärzte haben Friedhöfe', heißt es an einer Stelle von Zinnini Elkingtons Langfilmdebüt. In dem eindringlichen Drama um eine Ärztin und ihr Ringen mit einer möglichen Fehldiagnose geht es darum, mit diesen Friedhöfen leben zu lernen: mit der Tatsache, dass trotz allem, was dank Wissenschaft und Medizintechnik möglich ist, niemand den Tod unter Kontrolle bringen kann und dass die menschliche Macht über Leben und Sterben ihre Grenzen hat. Elkington bettet das ein in einen Film, der hautnah den Druck und die Überforderung einfängt, dem Menschen, die im Gesundheitssystem arbeiten, ausgesetzt sind. Das gelingt ihr und ihrem Team dank einer kongenialen Bildsprache, die expressiv mit ihren Schauplätzen arbeitet, dynamisch den Stress der Protagonist*innen vermittelt, aber auch in lang gehaltenen Einstellungen dem durchweg starken Schauspieler*innen-Ensemble den Raum gibt, die emotionale Reise der Figuren auszuspielen. Sowohl der Blick für starke Bilder als auch ihr Gespür für Timing und Schauspielführung machen uns gespannt auf weitere Arbeiten der Regisseurin."

Der mit 5.000 Euro dotierte Filmfest Hamburg Publikumspreis, gestiftet von der Hapag-Lloyd Stiftung für den Publikumsliebling des Festivals, geht an "15 Liebesbeweise" von Alice Douard.

Bereits am 1. Oktober sind die ersten Preise vergeben worden: Der Hamburg Producers Award Internationale Kino-KoPro ging an die Produzent*innen Georg Neubert, Katharina Weser und Jasper Wiedhöft (Reynard Films) für die internationale Koproduktion "A Sad and Beautiful World" (Libanon, Deutschland, USA). Der Gewinner des Hamburg Producers Award Deutsches Kino ist der Produzent Kirill Krasovski (Blue Monticola Film) für den Film "Sehnsucht in Sangerhausen" von Regisseur und Drehbuchautor Julian Radlmaier. Beide Preise sind mit je 25.000 Euro dotiert und werden von der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg zur Verfügung gestellt.

Gewinner des Hamburg Producers Award Deutsche Fernsehfilme ist der Produzent Peter Hartwig (KINEO Film), für "Polizei" (Regie: Buket Alakuș; Drehbuch: Laila Stieler). Mit dem Hamburg Producers Award Deutsche Serien sind die Produzent*innen Kirstin Wille, Alexandra Bauermeister, Phil Laude und Ralph Schiller (DCM Pictures in Zusammenarbeit mit DiggiTales) für die Serie "Almania" (Regie: David Gruschka; Drehbuch: Thomas Mielmann, Phil Laude, Melina Natale, David Gruschka, Pejwak Ghasryani) ausgezeichnet worden.

Das Preisgeld in Höhe von insgesamt 35.000 Euro wird von der Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten (VFF) gestiftet.

Der mit 25.000 Euro dotierte Arthouse Cinema Award des internationalen Verbands der Filmkunsttheater C.I.C.A.E. geht an den deutschen Verleih Port au Prince Pictures für den Film "The Secret Agent" von Kleber Mendonça Filho. Die MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein als Preisstifterin begleitet den Preis mit PR-Maßnahmen für die Herausbringung des Films.

Der mit 10.000 Euro dotierte und vom Hamburger Kinobetreiber Hans-Peter Jansen zur Verfügung gestellte MICHEL Filmpreis MAJA wurde am 2. Oktober von der MICHEL Jury an den Animationsfilm "Geschichten aus dem Zaubergarten" (Tschechien, Slowakei, Slowenien, Frankreich 2025; Regie: David Súkup, Patrik Pašš, Leon Vidmar, Jean-Claude Rozec) vergeben. 

Mit dem undotierten Ehrenpreis, dem Douglas Sirk Preis, sind in diesem Jahr die belgischen Regisseure Jean-Pierre und Luc Dardenne ausgezeichnet worden, der diesjährige Albert Wiederspiel Preis in Höhe von 10.000 Euro und gestiftet von der Hapag-Lloyd Stiftung ging an die ukrainische Regisseurin Zhanna Ozirna für ihren Film "Honeymoon". 

Die 34. Ausgabe von Filmfest Hamburg findet vom 24. September bis 3. Oktober 2026 statt.

Quelle: www.filmfesthamburg.de