Preise beim 48. LUCAS-Filmfestival vergeben

Mit einer feierlichen Preisverleihung endete am Donnerstag, 2. Oktober 2025, die 48. Ausgabe des vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum veranstalteten LUCAS-Filmfestivals. "I Accidentally Wrote a Book", "Wild Foxes" und "Where the Wind Comes From" erhielten die Auszeichnungen als international beste Langfilme für junges Publikum in ihren jeweiligen Sektionen.

 

"Happyend" wurde mit dem Preis für eine außergewöhnliche cineastische Leistung geehrt. Die Preise für die besten Kurzfilme gingen an "Happy Things" im Wettbewerb »Kids« und "Narmook" im Wettbewerb »Teens«. Festivalleiterin Julia Fleißig beglückwünschte die Preisträger*innen im Kino des DFF.

Die Gewinner*innen des  48. LUCAS-Filmfestivals im Überblick

Wettbewerb »Kids«  

Preis für den besten Langfilm (5.000 €)  
"I Accidentally Wrote a Book" 
(HU/NL 2024. R: Nóra Lakos)  
Die zwölfjährige Nina will Schriftstellerin werden – doch ihre Gute-Nacht-Geschichten kommen bei Bruder Junior nicht besonders gut an. Hilfe bekommt sie von der alten Dame Lídia aus der Nachbarschaft. Aber können ihre Schreibworkshops Nina wirklich helfen? Als sich ihr Vater in die kluge Detti verliebt, führt Ninas Suche nach einer guten Geschichte sie zu ihrer eigenen. Zum ersten Mal beschäftigt sie sich mit dem Verlust ihrer Mutter, die vor acht Jahren gestorben ist. Ganz nebenbei lernt sie, wie Geschichten gemacht sind – und was sie vom Leben unterscheidet.  

Begründung der Jury: 
Der Film erzählt uns auf unkonventionelle Weise von einem Sommer des Erwachsenwerdens. Die Hauptfigur Nina möchte gerne Geschichten erzählen. Immer wieder adressiert sie uns, indem sie direkt in die Kamera spricht. Sie legt dabei nicht nur ihre Gefühle offen, sondern spielt auch mit den Regeln des Geschichtenerzählens: Was braucht es, um spannend oder lustig zu sein? Wie funktioniert ein guter Konflikt? Und was macht mich tief im Herzen wirklich aus? Nina lernt etwas über Tod und Abschied, Neuanfang und Veränderung und eine zarte erste Liebe. In Filmbildern mit viel Gespür fürs Detail entfaltet sich eine warmherzige, einladende Geschichte, die uns nur Nina erzählen kann, weil es ihre eigene ist.

Lobende Erwähnung für den besten Langfilm 
"Space Cadet" 
(CA 2025. R: Eric San) 
Celeste Astridia ist wie ihre Mutter Stella Astronautin. Bei ihrer ersten Mission soll sie unbekannte Planeten erkunden. Auf einer solchen Reise war Stella einst verschwunden; Celeste wurde von einer Roboter-Amme großgezogen, die sich wie eine Mutter um sie kümmert – gelegentlich veranstalten die beiden kleine Wettbewerbe miteinander, wer schönere Origami-Figuren falten kann. Auf ihrer Reise entdeckt Celeste neue, seltsame und auch gefährliche Lebewesen und findet sich auf den Spuren ihrer Mutter wieder, während daheim ihre Amme in Erinnerungen an Celestes Kindheit schwelgt und sich eine neue Beschäftigung sucht.

Begründung der Jury: 
Der liebevoll animierte Film erzählt ohne Dialoge von der zutiefst menschlichen Freundschaft zwischen einem Mädchen und einem Roboter. Als sich das Mädchen auf eine Reise zu den Sternen begibt und den Roboter zurücklassen muss, wird aus dem Film eine berührende Geschichte über Erinnerungen und Abschiednehmen. Uns hat gefallen, dass man mit einem Roboter mitfühlen kann, und dass der Film eine sehr gute Mischung aus spannenden, traurigen und humorvollen Szenen bietet. "Space Cadet" entfaltet für uns eine klare Botschaft, die weit über den Film hinausweist: dass man manchmal auch loslassen muss, und dass schöne Erinnerungen trotzdem für immer bleiben können.

Preis für den besten Kurzfilm (2.000 €)  
"Happy Things" 
(EE 2024. R: Alexandra Pärn) 
Die zehnjährige Lily sorgt sich um ihre traurige Mutter und überlegt, wie sie sie zum Lächeln bringen kann. Vielleicht mit Fischstäbchen? Oder einer Schneeballschlacht? Glück steckt in den kleinen Dingen. Zumindest da ist sich Lily sicher.

Begründung der Jury:
Wie die zehnjährige Lilly sich um ihre kranke Mutter kümmert, erzählt uns dieser einfühlsame Film vor allem über eindrucksvolle Bilder und stimmige Vorgänge. Obwohl nur sehr wenig gesprochen wird, fühlt man mit der Hauptfigur mit, wenn sie sich in den schwierigen Situationen eines mühsamen Alltags beweisen muss. In einer perfekten Mischung aus Traurigkeit und Hoffnung spürt der Film dem komplexen Verhältnis zwischen sorgender Tochter und kranker Mutter nach, und findet auch im Angesicht dieses schweren Themas die Möglichkeit von Glück im Moment.

Wettbewerb »Teens«  

Preis für den besten Langfilm (5.000 €)  
"Wild Foxes" 
(BE/FR 2025. R: Valéry Carnoy) 
Camille ist ein talentierter junger Boxer an einem Sportinternat: Einer, der mal ein Champion werden kann. Doch der Druck ist hoch. Um abzuschalten, streift er mit seinem besten Freund Matteo durch die Wälder, wo sie Füchse beobachten – bis ein Unfall alles verändert. Matteo rettet ihn, Camille kommt glimpflich davon, doch etwas in ihm gerät ins Wanken. Er hat Angst und verliert die Lust am Training. Dass die Trainer weiter auf ihn setzen, kommt bei den Mitschülern nicht gut an. Auch die Freundschaft mit Matteo beginnt zu bröckeln.

Begründung der Jury:

Wir waren augenblicklich fasziniert von der kritischen Auseinandersetzung des Films mit Männlichkeit und der Anstrengung, sich in einem männerdominierten Sport zu beweisen. Der Regisseur erzeugt gekonnt ein Spannungsfeld zwischen physischer Stärke, Gewalt und Verletzlichkeit und schafft eine Welt voller packender Spannung, die durch Freundschaft, Liebe und Sensibilität ausgeglichen wird. Ebenfalls vermittelt der Film ein Gefühl von Trost im Angesicht von Schmerz und Aggression und konzentriert sich auf Freundschaft und den Heilungsprozess nach einem Trauma. Neben den großartigen Bildern möchten wir auch die beeindruckenden Darbietungen der jungen Schauspieler hervorheben, die eine fesselnde Dynamik geschaffen haben.

Preis für eine außergewöhnliche cineastische Leistung (2.000 €)  
"Happyend" 
(JP/US/SG 2024. R: Neo Sora) 
Tokio in naher Zukunft: Der Premierminister des Landes baut Japan immer mehr in einen Polizeistaat um und spaltet die Bevölkerung. Misstrauen und Hass breiten sich aus, während die Freunde Ko und Yuta ihrem Schuldirektor einen harmlosen Streich spielen. Sofort stehen Terrorismusvorwürfe im Raum. Als Reaktion installiert die Schule ein Überwachungssystem. Ko und Yuta müssen sich entscheiden: Widerstand leisten oder den Kopf einziehen?

Begründung der Jury:
Wir waren beeindruckt von der wohlüberlegten visuellen Komposition und dem ruhigen Stil, der starke Emotionen hervorruft und eine nachklingende Atmosphäre schafft. Die stilistische Präzision, die Farbpalette und der Soundtrack fügen sich zu einem herausragenden filmischen Erlebnis zusammen. Jede Einstellung ist sorgfältig bedacht und trägt sowohl zum Erzählen der Geschichte als auch zu dem beunruhigenden Gefühl bei, in einer nahen dystopischen Zukunft gefangen zu sein, in der jedes Individuum eine Zahl besitzt und unter ständiger Überwachung reduziert wird. Zudem bringen die jungen Darsteller*innen und ihre Dynamik Authentizität in die Erzählung.

Preis für den besten Kurzfilm (2.000 €) 
"Narmook" 
(IR 2024. R: Ghazal Zoghiniya) 
Nachdem sie in der Kindheit traditionsbedingt als Junge verkleidet wurde, soll Malalai in der Pubertät wieder weibliche Rollenklischees erfüllen. Statt nach schicken Stoffen und Schminke sehnt sie sich jedoch nach Freiheit und Selbstbestimmung.

Begründung der Jury:
Malala möchte selbst herausfinden, wer sie ist. Sie sehnt sich nach Freiheit und Autonomie, die damit verbunden sind, ein Junge zu sein, in einer Gesellschaft, in der Geschlechterrollen streng festgelegt und Rechte begrenzt sind. Der Film hinterfragt Normen und eröffnet wichtige Gespräche über archaische Traditionen, die dem Leben von Männern mehr Wert geben als dem von Frauen. Er bringt kulturelle Einblicke in eine Welt, in der man träumt, ein Junge zu sein und dafür große Opfer gebracht werden müssen. Die großartige Leistung der Hauptdarstellerin sowie der Kontrast zwischen der erdigen, grauen Außenwelt und dem Schmuck, bunten Stoffen und Make-Up tragen zum gesamten filmischen Erlebnis bei und machen "Narmook" zu einem bemerkenswerten Kurzfilm, den man noch länger im Gedächtnis behält.

Wettbewerb »Youngsters«  

LUCAS »Youngsters« Award (5.000 €) 
"Where the Wind Comes From" 
(TN/FR/QA 2025. R+DB: Amel Guellaty) 
Die furchtlose Alyssa und der sensible Künstler Mehdi fühlen sich im Vorstadtalltag von Tunis gefangen. Wie viele junge Menschen suchen sie Arbeit und tragen zugleich familiäre Verantwortung. Als Alyssa von einem Kunstwettbewerb am anderen Ende von Tunesien erfährt, bei dem ein Aufenthalt in Deutschland winkt, überredet sie Mehdi zu einem wilden Ritt quer durch ihr Heimatland. Ohne romantische Verstrickungen, dafür mit gesprengten Geschlechterrollen ist Amel Guellatys Film eine mutige Odyssee voller Sehnsüchte, Träume und der Suche nach einem besseren Leben.

Begründung der Jury:
Unzufrieden mit ihrem derzeitigen Leben möchte Alyssa in ein westliches Land auswandern, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Sie hat eine Idee und bittet ihren Freund Mehdi, sie auf einer Reise durch Tunesien mit einem gestohlenen Auto zu begleiten. Auf den ersten Blick mag es wie eine klassische Coming-of-Age-Road-Trip-Geschichte erscheinen, doch Amel Guellaty geht einen anderen Weg und zeichnet ein persönliches und sehr poetisches Bild der tunesischen Kultur und Identität. Die Reise wird zu einer ehrlichen Erzählung über das Leben junger Menschen nach dem Arabischen Frühling in einem Land, das Chancen zu bieten scheint, aber tut es das wirklich? Wir lieben diesen Film wegen seines innovativen Erzählansatzes und der Art und Weise, wie er das Medium Film voll ausschöpft.

Alle Sektionen  

ECFA-Award  
"I Accidentally Wrote a Book" 
(HU/NL 2024. R: Nóra Lakos)

Bridging the Borders Award  
"Girls Don’t Cry
(DE 2025. R: Sigrid Klausmann, Lina Luzyte)

Bridging the Borders Award – Lobende Erwähnung  
"Olivia and the Invisible Earthquake" 
(ES/FR/BE/CH/CL 2025. R: Irene Iborra Rizo)

Publikumspreis  
"The Songbirds’ Secret" 
(FR 2025. R: Antoine Lanciaux)

Quelle: LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans