Die Gewinnerfilme des 20. DOK.fest München 2025

Am Samstagabend fand die feierliche Preisverleihung des 40. DOK.fest München (07.-18.05.2025) statt, dessen Kinoausgabe gestern zuende ging. Online ist ein Großteil der Filme noch bis kommenden Sonntag, 25.05., zu sehen.

 

Das sind die Gewinnerfilme:

VIKTORIA DOK.international Main Competition:
"Silent Observers" / Eliza Petkova, Bulgarien, Deutschland 2024

Aus der Perspektive von sechs Tieren beobachten wir die Bewohner*innen eines abgelegenen bulgarischen Bergdorfes. Mit Charme und Neugier bewegen sie sich durch den Alltag der Menschen um sie herum. Dabei spiegelt dieser experimentelle und musikgewaltige Film die Frage: Welchen Wert haben Tiere eigentlich für uns?

Aus der Jurybegründung: "Wir kommen auf ungewöhnliche und kreative Weise Tieren näher, die Menschen anschauen – und auch uns durch die Leinwand anschauen. Jedes kleine Detail des Films erscheint akribisch geplant, einschließlich des kühnen experimentellen und beunruhigenden Soundtracks. Wir tauchen ein in epische Bergbilder, in die Einzelheiten von Nachbarschaftsstreitigkeiten und in die Details von Fell, vier Beinen und tiefen, unergründlichen Augen. Der Respekt der Filmemacherin vor den lokalen Traditionen ist offensichtlich. Wir sind beeindruckt von der kooperativen und liebevollen Beziehung, die sie zu ihren Protagonisten hatte, sowie von der Infragestellung menschlicher Vorherrschaft. Letztendlich lädt uns die vielschichtige Metapher der stummen Beobachter dazu ein, in unbekannte Gebiete vorzudringen und das Leben mit all seinen kreativen Möglichkeiten neu zu betrachten."

Eine lobende Erwähnung sprach die Jury für "The Invisible Contract" von Luciana Kaplan aus, ein sensibles Gesellschaftsporträt über Frauen, die in Mexiko-Stadt im Reinigungssektor arbeiten.

Die VIKTORIA DOK.international ist mit 10.000 Euro dotiert. Preisstifter ist der Bayerische Rundfunk. Nominiert waren Filme, die ein breites inhaltliches und formales Spektrum aufweisen und sich durch ihre hohe künstlerische Qualität auszeichnen.

VIKTORIA DOK.deutsch Wettbewerb:
"Wir Erben" / Simon Baumann, Schweiz 2024

Die Eltern sind Schweizer Bio-Pionier*innen der ersten Stunde, ausgewandert nach Frankreich auf einen Einödhof. Nun sind sie älter geworden und wollen das Anwesen an ihren Sohn vererben. Der findet Erben moralisch fragwürdig und filmt den Entscheidungsprozess.

Aus der Jurybegründung: "Erben heißt: Auseinandersetzung mit dem Tod, mit Erinnerungen, mit Verantwortung und Pflichten. Offen diskutieren die Protagonist*innen diese Themen – und die Perspektive derjenigen, die vererben werden, rückt in den Fokus. Was bleibt von einem Leben? Was möchte man hinterlassen? In einer stimmigen Dramaturgie zeigt Simon Baumann nebenbei die Unterschiede zwischen den Generationen auf und zeichnet nach, wie sich Leben und Lebensentwürfe seit der Baby-Boomer-Generation verändert haben. Während seine Eltern ganz selbstverständlich Häuser bauten, kann sich das heute kaum jemand mehr leisten. Es sei denn, man erbt."

Die VIKTORIA DOK.deutsch ist mit 7.500 Euro dotiert. Der Preisstifter ist Sky. Nominiert waren Filme, die sich mit Menschen und Themen im deutschsprachigen Raum auseinandersetzen.

VIKTORIA DOK.horizonte Competition – Cinema of Urgency:
"Rashid, l'enfant de Sinjar" / Jasna Krajinovic, Belgien, Frankreich 2025

Als Kind überlebte Rashid die IS-Gefangenschaft, als Teenager steht er nun vor der Frage: Bleiben und für eine Zukunft in Sindschar kämpfen oder Heimat, Familie und Freund*innen zurücklassen? Inmitten von Unsicherheit und neuer Bedrohung versucht er seinen Weg zu finden. Ein Film über Familie, Freundschaft und die Sehnsucht nach einem besseren Leben.

Aus der Jurybegründung: "Während seine Familie nach Sicherheit und Stabilität sucht, verfolgt die Filmemacherin Jasna Krajinovic Rashids Versuche, sein Leben in der zerstörten Stadt wieder aufzubauen. Der Film vermittelt auf subtile Weise eine allgegenwärtige Gefahr, und in einem erschütternden Moment werden wir Zeug*innen davon, wie das Trauma der Vergangenheit in der Gegenwart weiterwirkt. Das Einfühlungsvermögen den Protagonist*innen gegenüber ist bemerkenswert, wobei stets ihre Grenzen gewahrt werden. Mit seiner bemerkenswerten Kameraführung und der nuancierten Erzählweise spricht dieser großartige und zutiefst bewegende Film ein breites Publikum an und macht gleichzeitig auf die Notlage einer verfolgten Minderheit aufmerksam. Er hinterlässt einen bleibenden Eindruck bei den Zuschauer*innen und schafft Raum, um sich mit der Situation von unterdrückten und bedrohten Gruppen weltweit zu beschäftigen."

Die VIKTORIA DOK.horizonte wird von der Petra-Kelly-Stiftung gestiftet und ist mit 5.000 Euro dotiert. Nominiert waren Filme, die ihr Augenmerk auf Länder mit instabilen Strukturen richten.

megaherz Student Award:
"Woman/Mother" / Klara Harden, Deutschland 2025

Protagonistin Mara und Filmemacherin Klara verbindet eine langjährige Freundschaft. Als sie die erste Tanzperformance planen, seit Mara Mutter ist, wird sie wieder schwanger. Klara lotet mit ihr aus, was möglich ist. Doch die Geburt des zweiten Kindes lässt Mara kaum noch kreativen Raum. Ein berührender Film über den Versuch, sich als Mutter nicht zu verlieren.

Aus der Jurybegründung: "In einer Gesellschaft, die Mütter und ihre Erfahrungen oft unsichtbar macht, aber gleichzeitig mit hohen Erwartungen belegt, spricht der Film ehrlich über Schuldgefühle, darüber, sich fehlerhaft und ungenügend zu fühlen und die Mutterrolle nicht zu jedem Zeitpunkt zu lieben. Die Regisseurin bleibt präsent, wenn die elterliche Pflicht ihrer Freundin zur Überforderung wird. Sie zeigt die Isolation, die sich selbst innerhalb einer funktionierenden Beziehung ausbreitet, und setzt dem eine starke Frauenfreundschaft entgegen. Dabei nimmt sie ihre Rolle als Autorin kritisch in den Blick und hinterfragt, inwiefern sie selbst die kapitalistisch-patriarchalen Erwartungen an funktionierende Mütter auf ihre Freundin Mara projiziert. Statt makelloser Bilder steht der kreative Schaffensprozess der beiden Freundinnen im Fokus – und die Frage, wie man als Mutter bei sich bleiben kann, wenn der eigene Körper von anderen gebraucht, bewohnt und vereinnahmt wird."

Der Student Award wird von megaherz gestiftet und ist mit 3.000 Euro dotiert. Nominiert waren herausragende Dokumentarfilme von Studierenden deutschsprachiger Filmhochschulen und Akademien.

Diese Preise wurden bereits vorher verkündet:

kinokino Publikumspreis – gestiftet von BR und 3sat:
"Writing Hawa" / Najiba Noori und Rasul Noori, Afghanistan, Frankreich, Niederlande, Qatar 2024

Deutscher Dokumentarfilm-Musikpreis:
"Vracht" / Mirjam Skal, Regie: Max Carlo Kohal, Schweiz 2024

VFF-Dokumentarfilm Produktionspreis:
"Das fast normale Leben" / Ulla Lehmann und Andrea Roggon, Regie: Stefan Sick, Deutschland 2025

DOK.fest Preis der SOS-Kinderdörfer weltweit:
"Rashid, l'enfant de Sinjar" / Jasna Krajinovic, Belgien, Frankreich 2025

DOK.edit Award – presented by Adobe: 
"A Sudden Glimpse to Deeper Things" / Timo Langer, Regie: Mark Cousins, Großbritannien 2024

Diese Preise wurden beim DOK.forum 2025 verliehen:

DOK.digital Award: 
"Traces of Responsibility" / Anja Reiß und Jann Anderegg

DOK.archive Award:
"Febre tropical / Tropical Fever" / Andy Malafaia und Carolina Höfs

DOK.talent Award:
"Familie, LOL" / Patrick Wira

DOK.composition Award:
"Der Engelmacher" / Mirjam Skal, Regie: Marina Klauser

Quelle: www.dokfest-muenchen.de