Zeit der Störche

DDR 1970/1971 Spielfilm

Inhalt

In einer friedlichen Landschaft nordwestlich Berlins, kurz bevor die Störche in den Süden fliegen, trifft die gewissenhafte Lehrerin Susanne Krug, die bisher Zuverlässigkeit und Geborgenheit schätzte, den Bohrarbeiter Christian Smolny. Seiner plumpen Anmache begegnet sie zunächst abweisend, zumal sie seit zwei Jahren mit dem Wissenschaftler Wolfgang Fischer zusammenlebt, den sie demnächst auch heiraten will. Christian indes gilt als eine gescheiterte Existenz und als Draufgänger. Doch diesmal scheint er sich ernsthaft verliebt zu haben. Zurückgekehrt zu Wolfgang, beginnt Susanne, ihre Beziehung in Frage zu stellen und entscheidet sich für Christian.

 

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walerij
das ist der Film meiner
das ist der Film meiner Jugend... Christian und Susanne, sie lebten und liebtzen, und wir auch...
Heinz17herne
Heinz17herne
Störche, erklärt eine Erzählerstimme aus dem Off zu den mit Antonio Vivaldis G-Dur-Sinfonie unterlegten entsprechenden Bildern des Kameramannes Erich Gusko, kehren immer wieder zu ihrem alten Nest zurück. Und bleiben ein Leben lang zusammen. Eine blonde junge Frau, die von einem eher biederen Pfeifenraucher am Berliner Bahnhof verabschiedet wird, steht unter Beobachtung eines Mitreisenden, der sich ihr beim Umsteigen mit einer kühnen Selbstverständlichkeit nähert, die sie reserviert zurückweist. „Sehen wir uns 'mal“? - „Ich glaube nicht.“

Der Pfeifenraucher heißt Wolfgang Fischer und ist Wissenschaftler, die attraktive junge Blonde an seiner Seite Susanne Krug, eine Lehrerin. Beide leben seit zwei Jahren zusammen und sind gemeinsam der Ansicht, dass es nun Zeit ist, die Verbindung amtlich zu machen. Weshalb Susanne mit der aus ihrer Sicht doch sehr plumpen Anmache des selbstbewusst-draufgängerischen Bohrarbeiters Christian Smolny nichts anzufangen weiß.

„Christian und Susanne“: Smolny arbeitet auf einer Großbaustelle. In idyllischer Landschaft im Nordwesten der Hauptstadt wird nach Erdgas gebohrt und ein unterirdischer Gasspeicher angelegt, damit die Berliner im Winter auf Energiereserven zurückgreifen können. Es herrscht Aufbruchstimmung. Auf ebener Erde rund um den Bohrturm und hoch oben in den Nestern auf Schornsteinen und Dächern: die Störche bereiten ihren Abflug über die Alpen in den Süden, ins warme afrikanische Winterquartier, vor. Susanne besucht eine Freundin, die noch im Heimatort lebt und zusammen mit ihrem Mann, einem im Laienorchester des Ortes Flöte spielenden Mathematiker, in der Dachstube ihrer alten Schule wohnt. Aus dem Fenster kann sie daher das Treiben der munter klappernden Glücksbringer aus nächster Nähe beobachten.

Christian, von dem die Kunde geht, nichts anbrennen zu lassen, gibt keine Ruhe – taucht mit Blumenstrauß auf. Und handelt sich die nächste Verbalinjurie ein: „Lassen Sie eigentlich etwas gelten außer Ihrem Vergnügen?“ Christian verneint – und steht dazu. Das Leben sei schließlich kurz genug und was danach komme höchst ungewiss. Susanne verspricht, sich die Baustelle anzuschauen – und ist beeindruckt. Bei einsetzendem Regen auch von seiner Fürsorglichkeit, sodass passiert, was doch passieren muss: „Ich war schon zur Ruhe gekommen. Du hast mich aufgeweckt“ sagt Susanne zu sich selbst.

„So begann die neue Zeitrechnung...“: Christian bekennt selbstkritisch, eigentlich den Wunsch gehabt zu haben, zu studieren – in Baku. Doch eine „Vier“ im Abi habe das verhindert: „Ich habe zu spät erkannt, dass man Verantwortung für sich selbst hat.“ Und Susanne rückt mit der Wahrheit heraus, nicht - wie anfangs zum eigenen Schutz behauptet – verheiratet zu sein. Im Kirmes-Trubel verschmelzen beide Herzen zu einem. Bohrmeister Max Schlosser leiht Christian sein Auto für einen Ausflug nach Dresden. Max hält große Stücke auf seinen besten Mann, der mit großem Improvisationstalent den Laden am Laufen hält. Denn: „Neue Anlage, schon im Eimer!“ Für einen gerissenen Spülschlauch ist kein Ersatz vorhanden.

„Susanne“: Einhundert Wochen mit Wolfgang gegen eine mit Christian. In seinem schmucken Wartburg-Cabrio beichtet Susanne ihrem bisherigen Lebensgefährten, einen jungen Mann näher kennengelernt zu haben. „Sie ist nicht leichtfertig, also muss etwas gefehlt haben“: Wolfgang nimmt die Nachricht erstaunlich ruhig, ja geradezu selbstkritisch zur Kenntnis, sagt den geplanten gemeinsamen Urlaub sogleich ab, bittet Susanne aber, ihn zum Geburtstag seiner Mutter zu begleiten. Der ganze Ort ist auf den Beinen, auch sowjetische Soldaten sind unter den Gästen. Reichlich Alkohol fließt, es wird gesungen und getanzt. Und offenbar, dass Wolfgang zwar nett, aber zu nüchtern und zu leidenschaftslos ist, um Susanne noch einmal für sich gewinnen zu können. Währenddessen hat Christian sein Motorrad flott gemacht, um Susanne in Berlin zu besuchen. Wo er sie nicht antrifft. Schlimmer noch: Frau Siebel, ihre Zimmerwirtin, behauptet, sie sei mit ihrem Mann in den Urlaub gefahren. Verständlich, dass er sich auf der Dorffete seines besten Freundes Oskar die Kante gibt. Doch dann taucht Susanne mit ihrer Schulklasse auf der Baustelle auf – zum seit langem verabredeten offiziellen Schulausflug. Rechtzeitig zum Aufbruch der Störche...

Nach neunzig Minuten also Happy End in Sicht. „Zeit der Störche“ bleibt jedoch hinter der literarischen Vorlage zurück. Heidemarie Wenzel ist nicht die prinzipientreue Kandidatin der SED aus dem Roman Herbert Ottos, sondern eine junge, attraktive, lebensfrohe Frau, die sich vom Leben mehr verspricht als es ihr der allzu ehrenwerte Wolfgang bieten kann. Harmonie in der Beziehung ist schön und gut, bis zur Zeit der Verantwortung auch für gemeinsame Kinder aber darf sie durchaus aufregend sein. Weshalb für Susanne auch einer infrage kommt, der ein unkonventionell-lockeres Leben führt und es – zumindest bisher – mit der Liebe nicht so ernst gemeint hat.

Es geht um den Ausbruch aus eingefahrenen Konventionen durch die Begegnung mit einem jedenfalls für die Berliner Akademikerin Susanne Krug nicht alltäglichen Menschen. Christian Smolny ist kein zweiter Ulrich Plenzdorfscher Edgar Wibeau, dazu hat er zu viel Verantwortungsbewusstsein seiner Brigade und damit letztlich der Gesellschaft gegenüber. Aber er hat sich seine Freiheit bewahrt, seine Individualität – zumindest bis ihm die große Liebe förmlich über den Weg gelaufen ist. Siegfried Kühns bis in kleinste Nebenrollen prominent besetzte Liebesgeschichte, Fritz Marquardt als Schrankenwärter, Carmen-Maja Antoni als junge Bäuerin, hat sicherlich von den künstlerischen Freiheiten nach dem VIII. Parteitag der SED 1971 profitiert. Wenn nicht schon in der Entstehung, so spätestens in der Rezeption. 1986 hat Siegfried Kühn erneut mit der Künstlerischen Arbeitsgruppe „Roter Kreis“ einen weiteren Roman von Herbert Otto verfilmt: „Der Traum vom Elch“ mit Katrin Saß, Marie Gruber und Klaus Piontek.

Pitt Herrmann

Credits

Kamera

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Szenarium

Dramaturgie

Kamera

Bauten

Kostüme

Schnitt

Musikalische Vorlage

Musik-Ausführung

Darsteller

Produktionsleitung

Länge:
2454 m, 90 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 17.05.1971, Leipzig, Capitol

Titel

  • Originaltitel (DD) Zeit der Störche

Fassungen

Original

Länge:
2454 m, 90 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 17.05.1971, Leipzig, Capitol