Schwere Jungs

Deutschland 2006 Spielfilm

Inhalt

1952 dürfen bei den Olympischen Winterspielen erstmals nach dem Krieg wieder deutsche Sportler teilnehmen. In Garmisch-Partenkirchen trainiert der großspurige Brauereibesitzer Dorfler für eine Medaille im Bobfahren. Gamser, sein Konkurrent aus Kindertagen, beschließt mit seinen Freunden, ebenfalls die Olympia-Qualifikation anzustreben, um gegen den ungeliebten Favoriten antreten zu können.

Die Rivalität zwischen den beiden Bobfahrern kann auch von ihren befreundeten Ehefrauen nicht aufgelöst werden. Statt dessen bekämpfen sich die Teams noch in der Olympiastadt Oslo mit allen Mitteln, während die deutsche Delegationsleitung einen Skandal zu verhindern sucht.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Garmisch-Partenkirchen 1936. Das Dritte Reich ist am Zenit seiner Macht und als Gastgeber der Olympischen Spiele auf dem Höhepunkt der internationalen Anerkennung. So wird die regionale Jugendmeisterschaft im Viererbob von der Dorfjugend zur „Mini-Olympiade“ hochstilisiert. Gamser ist der bessere Fahrer und liegt mit seinem Team noch auf der Schlussabfahrt klar in Front. Aber der Tischlersohn ist nicht der geschickteste Handwerker: Sein Bob bricht auseinander und das Team um den Brauersohn Dorfler gewinnt. „Kannst dich ja bei der nächsten Olympiade revanchieren“, ruft der Überraschungssieger dem deprimierten Verlierer zu.

Garmisch-Partenkirchen 1952. Gamser hat in der Zeitung gelesen, dass sich neben dem gesetzten Bob des Dorfler-Teams noch eine zweite Mannschaft für die Olympiade in Norwegen qualifizieren kann, das Ausscheidungsrennen findet hier in Garmisch statt. Seit dem Krieg hat der – auch beruflich – glücklose Schreiner nicht mehr in einem Bob gesessen, nun aber will er es noch einmal wissen. Und das aus einem einzigen Grund: Um seinem Erzrivalen seit Kindertagen, dem selbstüberheblichen Brauereibesitzer Dorfler, zu zeigen, wer der bessere Bobfahrer ist. Dabei hat der gerade erst mit seinen Kameraden Toni, Basti und Kaspar die Viererbob-Weltmeisterschaft errungen.

So trainiert Gamser mit seinen Freunden Franzl, Gustl und Leusl Peter unverdrossen und auf wackligen Kufen für den ganz großen Augenblick bei den Olympischen Winterspielen von Oslo, nachdem er – wider Erwarten auch der Offiziellen – das nationale Ausscheidungsrennen in seiner Heimatstadt für sich entscheiden konnte. Für die besseren Hälften der beiden Dauer-Rivalen, Gamsers schwangere Frau Rosi und Dorflers frischgebackene rheinische Gattin Anna (leider weit unter Wert eingesetzt: Rike Schmid), keine einfache Situation. Beide haben sich auf einem Fest kennengelernt und sich in die Hand versprochen, alles zu tun, um den völlig unsinnigen – und für Gamser letztlich auch existenzgefährdenden – Streit beizulegen.

Kaum in der norwegischen Hauptstadt angekommen, werden die beiden rivalisierenden deutschen Bob-Teams von allerlei Widrigkeiten abgelenkt: Gewichtsprobleme, Linkskurven, mysteriöse Sexheftchen und nicht zuletzt handgreifliche Auseinandersetzungen mit dem deutschen Rundfunkreporter Robert. Vor allem aber die unwiderstehliche Eisprinzessin Johanna Mücke, die allen Mannsbildern den Kopf zu verdrehen scheint, machen dem stets um den guten Ruf der (Nachkriegs-) Deutschen bemühten Delegationsleiter und seinem hoffnungslos überforderten Assistenten Rudolph von Hase (komplettiert ein großartiges Duo infernale: Bastian Pastewka) zu schaffen. Sie haben alle Hände voll zu tun, um das Schlimmste zu verhindern, und mehr als einmal knallen ihnen die Türen ins Gesicht. Aber bald haben die Funktionäre mit der resoluten Gerdi, Leusl Peters Gattin, eine starke Verbündete. Den größten Kampf aber müssen die beiden Teams mit sich selbst ausfechten. Denn die acht bayerischen Schwergewichte sind bald gezwungen, sich zwischen tradierter Feindschaft und der Chance auf das heiß ersehnte olympische Gold zu entscheiden...

Nach dem Einstands-Knaller „Wer früher stirbt, ist länger tot“ hat der 1973 in Tegernsee geborene Münchner Regisseur Marcus Hausham Rosenmüller mit „Schwere Jungs“ erneut einen im alpenländischen Freistaat angesiedelten und mit reichlich bajuwarischem Lokalkolorit versehenen Spielfilm mit Zeug zum bundesweiten Kassenfüller gedreht. Zumal die in der Adenauer-Ära angesiedelte, auch politisch brisante Story („Dorflers Probleme sind Deutschlands Probleme“) des Münsteraners Philipp Roth auf einer wahren Geschichte um Konkurrenzkampf, Siegeswillen und Teamgeist beruht: Andreas Ostler gewann 1952 die Goldmedaille bei den Olympischen Winterspielen 1952, obwohl – oder weil - seine Mannschaft 472 Kilo auf die Waage brachte. Danach wurde das Maximalgewicht von 420 Kilogramm festgelegt.

Und die erzählt Marcus H. Rosenmüller über gut neunzig Minuten in der heute so rührend-nostalgisch wirkenden Fünfziger Jahre-Ästhetik bei leicht ironischer Grundierung durchgängig spannend, selbst wenn man den guten Ausgang der Geschichte recht früh ahnt und sich über einige Ausflüge in untere Schubladen der Klamotte wundert. Gedreht wurde in Garmisch und dem böhmischen Oslo-Double Liberec sowie der Authentizität wegen auf der heute einzigen Natureisbahnanlage Europas in St. Moritz. Eine große Herausforderung für das großartige Ensemble um den herausragenden Sebastian Bezzel wie für den vielfach preisgekrönten Kameramann Torsten Breuer und sein sechsköpfiges Team. „Schwere Jungs“ wurde am 20. März 2010 als Free-TV-Premiere auf Pro Sieben ausgestrahlt.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 12.01.2006 - 15.03.2006: St. Moritz, Garmisch-Partenkirchen, München und Umgebung, Liberec und Umgebung (Tschechien)
Länge:
2578 m, 94 min
Format:
35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SRD
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung: 01.11.2006, 107695, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 24.10.2006, Hof, Internationale Filmtage;
Kinostart (DE): 18.01.2007

Titel

  • Originaltitel (DE) Schwere Jungs

Fassungen

Original

Länge:
2578 m, 94 min
Format:
35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SRD
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung: 01.11.2006, 107695, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 24.10.2006, Hof, Internationale Filmtage;
Kinostart (DE): 18.01.2007