Heißer Sommer

DDR 1967/1968 Spielfilm

Inhalt

Eine Gruppe von elf Leipziger Oberschülerinnen macht sich in den Sommerferien auf den Weg an die Ostsee. Beim trampen auf der Autobahn treffen sie eine Clique von zehn Jungs aus Karl-Marx-Stadt, die ebenfalls unterwegs ans Meer sind. Nachdem die Mädchen ihnen eine Mitfahrgelegenheit weggeschnappt haben, sinnen die Jungs auf Rache: Am Meer angekommen, lotsen sie die jungen Damen direkt in eine Höhle voller Mücken. Nachdem sich der Ärger über den Streich in Gelächter aufgelöst hat, kommt man sich langsam näher. Vor allem zwischen Stupsi, Kai, Brit und Wolf funkt es gewaltig – wenn auch nicht immer in die erhoffte Richtung. Kein Wunder also, dass Eifersüchteleien nicht ausbleiben.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Die Sparte Musikfilm sei beim Volkseigenen Betrieb Defa-Studio für Spielfilme ein „weißer Fleck“, hatte Prisma 7, der offiziöse Kino- und Fernsehalmanach, noch 1976 festgestellt. In Interviews mit dem Regisseur Horst Bonnet und dem Komponisten Gerd Natschinski war seinerzeit versucht worden, der Malaise auf den Grund zu gehen. Von mangelndem Interesse sowohl bei den Film- als auch bei den Musikleuten war die Rede, von fehlender Abstimmung zwischen den Story-Lieferanten, Drehbuchautoren, Komponisten und den potentiellen Protagonisten, die im Idealfall gleichermaßen gut spielen und singen können, von fehlendem „langen Atem“ der Defa bei Produktionsdauer und Filmlänge.

Was anno 1976 nicht im Prisma stand: Das doch arg operettenhafte, hausgemachte und daher zwischen Kap Arkona und Fichtelberg allzu häufig hausbackene Genre hat sich auf der Kinoleinwand schlichtweg überlebt. Der Beitrag des im Henschelverlag erschienenen Almanachs war bezeichnenderweise mit Aufnahmen zweier erfolgreicher ausländischer Kinoproduktionen illustriert, die man schwerlich in einen Topf mit dem DDR-Musikfilm stecken kann: Bob Fosses „Cabaret“ und George Cukors „My Fair Lady“. Bei beiden Filmen handelt es sich nicht von ungefähr um Operetten- bzw. Musical-Leinwandadaptionen. Bei denen es, der Devisenmangel lässt noch eher grüßen als die Schere im Kopf der Zensoren, in der DDR naturgemäß hapert. Der Defa-Musikfilm konnte eben nicht auf Broadway-Bühnenerfolge zurückgreifen – oder auf Rock & Pop-Events wie „Tommy“ von „The Who“.

Drei Beispiele stehen für eine tatsächlich eher magere Defa-Bilanz: Joachim Haslers „Heißer Sommer“ von 1968, „Nicht schummeln, Liebling“ von 1973 sowie Roland Oehmes „Wie füttert man einen Esel“ aus dem Jahre 1974. Demgegenüber stehen aufwendige und äußerst populäre Musikfilme von den „Beatles“ bis zu „Abba“, wobei das Spektrum weit reicht und sowohl konstruierte, platte Alibi-Stories zur Illustrierung populärer Hits umfasst als auch reine Konzertverfilmungen, die nur dem Anheizen des Plattenverkaufs dienen und mit dem Kunst-Medium Film nichts zu tun haben.

„Heißer Sommer“ erinnert – zumindest beim Wiedersehen aus heutiger Sicht - eher an die 1950er als an die späten 1960er Jahre, an die Aufbauzeit einer idealistischen DDR-Staatsjugend. Eine Gruppe der „Freien Deutschen Jugend“ trampt im blauhemdigen FDJ-Pfadfinderdress zur Ostsee, um in den Ferien einen Arbeitseinsatz zu absolvieren. Die Jungs treffen unterwegs auf eine ebenso muntere Mädchenriege, was das Trampen naturgemäß nicht einfacher macht. Aber wie der Zufall so spielt entspricht die Zahl der Jungen exakt der der Mädchen, und das lässt auf schöne Rabotti-Ferien hoffen, auch wenn Erstere am Straßenrand zunächst das Nachsehen haben.

Lagerfeuer-Romantik, zartes Liebesgeplänkel, kindliche Scherze – wie unbeschwert doch die Jugend im sozialistischen Deutschland heranwächst. Die Mädchen ergreifen stets die Initiative, bei der (ersten) Liebe wie beim Arbeitseinsatz und sicherlich später auch im Berufs- und Familienleben. Die Volkspolizei ist immer hilfsbereit und drückt, wie beim Fischkutter-Klau, auch schon ’mal beide Augen zu, und wenn dann noch kleine Seitenhiebe auf altjüngferliche Moral, pseudo-intellektuelles Gehabe, männliche Eitelkeit und überkommenes geschlechtsspezifisches Rollenverhalten hinzukommen, bleibt abseits aller Aufbauromantik-Ideologie unter dem Strich doch der Eindruck einer heiter-gelassenen Sommeratmosphäre zurück, die im übrigen Regisseur Joachim Hasler selbst mit der Kamera eingefangen hat.

Wenn zwischendurch Zeit bleibt, dann trällern Chris Doerk, Frank Schöbel & Co ganz flotte Schnulzen und Schlager aus der Feder von Gerd Natschinski, die auch in den 1970er Jahren noch so manches Zuschauerherz erfreuen, für den Gast aus dem Westen aber seinerzeit schon den fatalen Eindruck hinterließen, zwanzig Jahre auf dem Buckel zu haben. Die zeitgenössischen Kritiken fielen eher mäßig aus. So ätzte die unter „Kino-Eule“ firmierende Kritikerin des populären DDR-Satiremagazins „Eulenspiegel“ (Ausgabe 28/1968), Renate Holland-Moritz: „Das dürftige Gerippe scheint von Maurycy Janowski vor allem als Beschäftigungstherapie für eine Schar jugendlicher Anfänger erdacht worden zu sein.“ Dennoch gehört die in Berlin, Leipzig, Greifswald sowie auf Rügen und Usedom gedrehte Musikkomödie zu den erfolgreichsten Defa-Streifen insgesamt. Das nach Horst Seemanns „Hochzeitsnacht im Regen“ (1967) zweite originale Filmmusical der Defa führt die Besucherstatistik des Progress-Verleihs des Jahres 1968 hinter Gottfried Kolditz‘ Indianerfilm „Spur des Falken“ an. Noch im gleichen Jahr erschien die Filmmusik auf Amiga und 1969 gabs beim Int. Filmfestival im kambodschanischen Phnom Penh die „Goldene Aspara“. Der Deutsche Fernsehfunk zeigte „Heißer Sommer“ am 7. Juni 1970 erstmals auf dem Bildschirm.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Assistenz-Regie

Dramaturgie

Kameraführung

Bau-Ausführung

Kostüme

Musik-Tonaufnahme

Musikalische Leitung

Darsteller

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Länge:
2636 m, 97 min
Format:
35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 21.06.1968, Rostock, Freilichtbühne;
Kinostart (DD): 28.06.1968

Titel

  • Originaltitel (DD) Heißer Sommer

Fassungen

Original

Länge:
2636 m, 97 min
Format:
35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 21.06.1968, Rostock, Freilichtbühne;
Kinostart (DD): 28.06.1968