Die Austernlilli

Deutschland 1937 Spielfilm

Filme der NS-Zeit sind im Kontext der staatlich beeinflussten Produktion und Rezeption zu sehen. Mehr erfahren »

Inhalt

Das Pariser Lokal "Zum Austernkönig" sucht eine neue Kellnerin, deren Aufgabe es wäre, mit einem neuartigen Öffner die Austern zu knacken. Aber wer hätte gedacht, was für Turbulenzen diese Neueinstellung mit sich bringen würde? Durch eine Verwechslung erhält nämlich Lilli Dupont den Job. Lilli ist jedoch gar keine Kellnerin, sondern eine talentierte Sängerin, die vergeblich auf ein Engagement wartet. Sie nimmt die Stelle an, und schon bald liegen ihr sämtliche männlichen Besucher des Lokals zu Füßen. Damit Lilli sich nicht ständig den Nachstellungen der Herren erwehren muss, bringt der Kassierer Aristide das Gerücht in Umlauf, Lilli sei die Tochter des Millionärs van Mühlen, dem der "Austernkönig" gehört. Der Revue-Autor Lucien Mercour gibt trotzdem nicht auf: Er reist zu Lillis vermeintlichem Vater, der in Amsterdam lebt, um ihn für seine frisch geschriebene "Austernrevue" zu interessieren. Auch Lilli macht sich auf den Weg nach Amsterdam, um ihren "Vater", den geheimnisvollen Herrn van Mühlen, kennen zu lernen. Der hat inzwischen von den Gerüchten erfahren und macht sich einen Spaß daraus, mit seinem Kammerdiener Piet die Rollen zu tauschen – die Verwirrung ist perfekt ...

 

Kommentare

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Falk Schwarz
Keiner reimt so schön wie er
Ob Textdichter Bruno Balz stolz war auf diese Zeilen? "Man muss bei den Mädeln nicht schüchtern sein/sonst kommt man nie in ihr Herz hinein/sie sagen nein/ und warten drauf, geküsst zu sein." Denn das erste Drittel des Films "reimt" sich nur: Sprechgesang, von einer Grete Illing mit Larifari-Musik unterlegt. Unwillkürlich zuckt es im Zuschauer: "Haben die noch alle Tassen im Schrank?" Aber dann wird es unmusikalischer, will sagen: alle reden normal. Die hübsche 25jährige Gusti Wolf in ihrem ersten Emo-Film bezaubert alle: natürlich, frisch und ein bisschen verrückt. Sie will ihren Papa suchen, der gar nicht ihr Papa sein kann. Also Auftritt des Emo-Komödienpersonals: Hermann Thimig (eigentlich zu alt für's Wölfchen) und der wunderbare Heinz Salfner, der als Kammerdiener mit seiner vornehmen Zurückhaltung nun den Austernkönig abgeben soll, weil es das Drehbuch so will. Dazwischen wuselt noch ein Revuedirektor herum, der einen völlig blödsinnigen Einfall hat, nämlich eine Willkommensrevue im Schloss des Austernkönigs zu inszenieren und dafür Girls und Boys in Mannschaftsstärke auffährt. Natürlich besetzt mit dem Näselkönig Theo Lingen. (Man traut sich gar nicht, sowas niederzuschreiben: aber wer jemals gesehen hat, wie Ernst Lubitsch in seiner Stummfilmgroteske "Die Austernprinzessin" von 1919 die Heerscharen von Bediensteten dirigiert, wie er sie einsetzt und damit einen hochironischen Effekt erzielt, der kann an dieser Austernlilli nur verzweifeln. Aber dies nur nebenbei). Thimig und Wolf machen ihr Ding und als schließlich die "Austernrevue" auf die städtische Bühne kommt, da klappt eine überlebensgroße, aus Pappe gefertigte Jakobsmuschel auf und wer kommt zum Vorschein? Thimig und Wolf, die sich heftig küssen. Der übliche, vielfach geprobte und eingesetzte Emo-Schluss. Wer hier als Austernliebhaber zuschaut, muss sich nicht grämen. Diese edlen Meerestiere sind überhaupt nicht gemeint, spielen eine Nebenrolle und werden auch nicht geknackt, sondern sind vom Requisiteur vorbehandelt. Man braucht sie ja auch nicht für diese Fabel. Einmal allerdings kommt dann doch Freude auf. Als Thimig und Wolf an zwei Klavieren sitzen, aus vollem Halse schmettern "Wenn jetzt der Richtige käm, der meine Hände nähm" und die Klaviere sich plötzlich anfangen zu drehen und sich aufeinander zu bewegen. Das hat soviel Schwung und strahlt Lebensfreude aus. Könnte man mit nach Hause nehmen. Und wer hat diese schrägen Zeilen entworfen? Bruno Balz, der Reimer!

Credits

Regie

Drehbuch

Kamera

Schnitt

Musik

Darsteller

Alle Credits

Regie

Regie-Assistenz

Drehbuch

Kamera

Standfotos

Schnitt

Choreografie

Musik

Musikalische Leitung

Musik-Ausführung

Darsteller

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Dreharbeiten

    • 07.04.1937 - Mai 1937: Umgebung von Berlin (Kladow, Gatow), Paris, Holland
Länge:
8 Akte, 2281 m, 84 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Tobis-Klangfilm
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 17.07.1937, B.45769, Jugendfrei ab 14 Jahre

Aufführung:

Uraufführung (DE): 03.08.1937, München, Gloria-Palast;
Uraufführung (DE): 03.08.1937, München, Rathaus-Lichtspiele;
TV-Erstsendung (DE): 07.11.1976, ZDF

Titel

  • Originaltitel (DE) Die Austernlilli

Fassungen

Original

Länge:
8 Akte, 2281 m, 84 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Tobis-Klangfilm
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 17.07.1937, B.45769, Jugendfrei ab 14 Jahre

Aufführung:

Uraufführung (DE): 03.08.1937, München, Gloria-Palast;
Uraufführung (DE): 03.08.1937, München, Rathaus-Lichtspiele;
TV-Erstsendung (DE): 07.11.1976, ZDF