Filmfest München ehrt vier Frauen des Weltkinos

Das Filmfest München ehrt bei seiner diesjährigen Open-Air-Ausgabe gleich vier großartige Frauen, die das internationale Kino vor und hinter der Kamera maßgeblich mitgeprägt haben.

 

Die in München lebende Grande Dame des Films, Senta Berger, und die US-Schauspielerin und Regisseurin Robin Wright werden jeweils mit dem CineMerit Award ausgezeichnet. Franka Potente erhält den Margot-Hielscher-Preis. Und die Hommage gilt der mehrfach preisgekrönten polnischen Regisseurin Małgorzata Szumowska. Da Robin Wright in den USA weilt, wird ihre Ehrung digital stattfinden. Senta Berger, Franka Potente und Małgorzata Szumowska werden live vor Ort in München präsent sein. 

"Wir freuen uns sehr, dass wir dieses Jahr beim Filmfest München gleich vier fantastische Frauenpersönlichkeiten des Kinos bei uns präsentieren können: Senta Berger, Robin Wright, Franka Potente und Małgorzata Szumowska. Was für ein großartiges Quartett!" – Filmfestleiterin Diana Iljine

Ein bodenständiger Star – im deutschsprachigen Raum wie in Hollywood: Senta Berger

Senta Berger, die vor kurzem ihren 80. Geburtstag feierte, kann auf eine über sieben Dekaden umfassende Schauspielkarriere zurückblicken. Die Bandbreite ihrer Rollen reicht von deutschen Filmen wie "Es muss nicht immer Kaviar sein" (1961), über internationale (Ko-)Produktionen, zum Beispiel "Der Schatten des Giganten" (1966) mit Kirk Douglas und John Wayne, bis zu Serienrollen, sei es als Mona in "Kir Royal", als resolute Münchner Taxlerin Gerdi in "Die schnelle Gerdi" oder als Kriminalrätin Dr. Eva Maria Prohacek in "Unter Verdacht". Berger wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, zum Beispiel 2009 mit dem Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie "beste Schauspielerin in einer Hauptrolle" für den Fernsehfilm "Schlaflos", ein Jahr später mit dem Grimme-Preis und dem Bayerischen Fernsehpreis für ihre darstellerische Leistung in "Frau Böhm sagt nein". Zuletzt war sie in dem Film "An seiner Seite" mit Peter Simonischek zu sehen. Ihr nächstes Werk, "Oskars Kleid" in der Regie von Hüseyin Tabak, soll 2022 in die Kinos kommen.

Das Filmfest München zeichnet Senta Berger mit dem CineMerit Award für ihre Verdienste um die Filmkunst aus. Im Anschluss an die Preisverleihung wird, auf Wunsch von Senta Berger, "Willkommen bei den Hartmanns" gezeigt. Der Film wurde von einem ihrer beiden Söhne, Simon Verhoeven, gedreht. Er schrieb auch das Drehbuch zum Film und besetzte seine Mutter in einer der Hauptrollen. Die Komödie über eine Münchner Wohlstandsfamilie, die einen Geflüchteten bei sich aufnimmt, wurde mit über vier Millionen Kinobesucher*innen zum erfolgreichsten deutschen Film 2016.

Von der preisgekrönten Schauspielerin zur großartigen Regisseurin: Robin Wright

Sie spielte ihre erste Hauptrolle in Rob Reiners "Die Braut des Prinzen" (1987), verzauberte als Jenny nicht nur "Forrest Gump" (1994), glänzte in Titelrollen wie in "Moll Flanders" (1996) oder "Pippa Lee" (2009), ist dabei im experimentellen internationalen Kino (z.B. Ari Folmans "The Congress" von 2013) genauso zu Hause wie in großen US-Blockbustern à la "Wonder Woman" (2017). Als Claire Underwood brillierte Robin Wright zudem in der Erfolgsserie "House of Cards" (von 2013 bis 2018), war dabei auch ausführende Produzentin und führte bei mehreren Episoden selbst Regie. Jetzt hat sie ihren ersten Kino-Spielfilm als Regisseurin gedreht: "Abseits des Lebens" handelt von einer Frau, die sich nach einem schmerzhaften Verlust in die Einsamkeit der Rocky Mountains zurückzieht und dort versucht, ihr Leben wieder in eine (neue) Bahn zu lenken. Wright selbst spielt die Hauptrolle in dem gekonnt inszenierten Drama, das am 5. August 2021 in den deutschen Kinos startet.

Das Filmfest München verleiht Robin Wright den CineMerit Award für ihre Verdienste um die Filmkunst und zeigt "Abseits des Lebens" auf großer Open-Air-Leinwand in deutscher Erstaufführung. Robin Wright, die in den USA wohnt, wird ihren CineMerit digital entgegennehmen. Zudem wird das Filmfest München ein ausgiebiges digitales "Filmmakers Live!"-Gespräch mit ihr produzieren und online veröffentlichen.

Multitalent zwischen den Kontinenten: Franka Potente

Mit der titelgebenden Hauptrolle in Tom Tykwers "Lola rennt" wurde Franka Potente 1998 auf einen Schlag weltberühmt. In der Folge begeisterte sie sowohl in deutschen Filmen wie dem Thriller "Anatomie" (2000), der Houellebecq-Verfilmung "Elementarteilchen" (2006) oder "Die Hetzjagd" (Weltpremiere beim Filmfest München 2008) als auch in Hollywood-Produktionen wie "Blow" (2001), "Die Bourne Identität" (2002) oder der TV-Serie "Taboo" (2017). Potente ist auch als Schriftstellerin erfolgreich: 2010 erschien ihr erster Erzählband "Zehn. Stories", 2014 ihr erster Roman "Allmählich wird es Tag" (2014). Für ihr Debüt als Regisseurin, den Kurzfilm "Der die Tollkirsche ausgräbt" (2006), wurde sie gemeinsam mit Kameramann Frank Griebe mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Mit "Home" legt Franka Potente nun ihren ersten Spielfilm vor: ein bewegendes Drama über einen Mann, der nach zwanzig Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird und in seiner Heimat, einer US-Kleinstadt, wieder Fuß fassen will.

Als besondere Künstlerpersönlichkeit, die durch ihre Vielseitigkeit und Leistungen in verschiedenen kulturellen Disziplinen besticht, wird Franka Potente beim diesjährigen Filmfest München mit dem Margot-Hielscher-Preis ausgezeichnet. Der Preis und das Preisgeld von 10.000 Euro werden von Peter Graf von Schall-Riaucour gestiftet, dem Neffen der 2017 verstorbenen Schauspielerin und Sängerin Margot Hielscher. Nach der Preisverleihung in Anwesenheit von Franka Potente wird "Home" auf der großen Open-Air-Leinwand gezeigt (Offizieller Kinostart: 29. Juli 2021).

Meisterhaftes Œuvre zwischen Gesellschaftskritik und absurden Pointen: Małgorzata Szumowska

Immer wieder blickt Małgorzata Szumowska in ihrem Filmen mit ironisch-kritischem Blick sowohl auf heutige Beziehungen als auch auf den strengen Katholizismus und die irren Auswüchse des Kapitalismus in ihrer Heimat Polen – angereichert mit viel absurdem Humor und magisch-mystischen Momenten. Über die Jahre hat sich so ein meisterhaftes Œuvre angesammelt, das bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. Für "33 Szenen aus dem Leben" (2008) erhielt sie u.a. den Sonderpreis der Jury in Locarno. Auf der Berlinale wurde sie bereits dreimal ausgezeichnet: "Im Namen des..." (2013) wurde mit dem Teddy Award gekürt, "Body" gewann den Silbernen Bären für die beste Regie, "Die Maske" (2018) den Großen Preis der Jury. Ihr neues Werk "Der Masseur" hat Szumowska mit ihrem langjährigen künstlerischen Partner Michał Englert in Co-Regie gedreht. Der Film wurde u.a.mit dem Preisgeld des CineCoPro-Awards finanziert, den "Match Factory Productions" beim Filmfest München 2019 gewann.

In diesem Jahr widmet ihr das Filmfest in Kooperation mit Mubi eine Hommage. "Der Masseur" wird in Anwesenheit von Małgorzata Szumowska auf großer Open-Air-Leinwand gezeigt (Offizieller Kinostart: 19. August 2021). Zudem läuft auf MUBI im Zeitraum des Festivals die digitale Sonderreihe: "Maskierungen. Körperkino. Die Sehnsucht nach einem 'besseren Leben' – Hommage an Małgorzata Szumowska". Dabei werden u.a. "Das bessere Leben", "Body" und "Die Maske" gezeigt.

Spielstätten und- zeiten werden noch bekannt gegeben. Das komplette Programm des Filmfest München 2021 ist ab dem 7. Juni online auf der Website von Filmfest München verfügbar.

Quelle: www.filmfest-muenchen.de