Die Apothekerin

Deutschland 1996/1997 Spielfilm

Inhalt

Die 30-jährige Apothekerin Hella führt ein unauffälliges und tristes Leben. Dies ändert sich jedoch schlagartig, als drei höchst unterschiedliche Männer in ihre Leben treten: der Student und Lebemann Levin, der Ex-Knacki Dieter und der romantische Pawel. Da Hella nicht recht weiß, wem der drei sie den Vorzug geben soll, muss ihre "giftige" Hausapotheke bei der Entscheidungsfindung behilflich sein.

 

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Heinz17herne
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Ingrid Noll mag mit „Die Apothekerin“ einen „schwarzen“ Psycho-Thriller geschrieben haben, der rasch in die Bestseller-Listen aufstieg. Und Regisseur Rainer Kaufmann mag, nach eigenem Bekunden, bei der Lektüre des Romans an Claude Chabrol gedacht haben, als in seinem Kopf die ersten Sequenzen entstanden. Dabei herausgekommen ist aber ein nur in Maßen boshaft-sarkastisches Kriminalspiel, das überdies mit einer sozialschnulzigen Rückblende auf das Leben der Titelfigur langweilt. Und diese ist dazu noch mit Beziehungskomödien-Star Katja Riemann grandios fehlbesetzt!

Dabei fängt der mit enormem PR-Aufwand am 2. Oktober 1997 in den Kinos gestartete und mit knapp 1,6 Millionen Besuchern höchst erfolgreiche Film gar nicht so schlecht an. Hella Moormann, eine als Single wider Willen lebende Apothekerin, nimmt am familiären Glück ihrer Kollegin Dorit neidvollen Blickes teil. Ihr Traum vom Glück ist so bürgerlich wie der Ort der Handlung, München und seine schöne Umgebung: Mann, Kind, Haus.

Doch noch geht sie voll in ihrem Beruf auf, der Hella Berufung ist: Hilfe für die leidenden Mitmenschen, besonders wenn es sich um solche männlichen Geschlechts in jüngerem bis mittlerem Alter handelt. Ein solches Objekt der beruflichen Zuneigung ist der junge Student der Zahnmedizin, Levin Graber. Dass bald mehr daraus wird, ist nicht zu verstehen: Levin hat nur Autos und hübsche, aber unkomplizierte Mädchen im Kopf. Und die Erbschaft seines reichen Großvaters Hermann, in dessen Villa er lebt – in einer zweifelhaften Ménage à trois mit der attraktiven Haushälterin Margot Krosmansky.

Opa Hermann mag ja herzkrank sein, aber die vollendeten Formen seiner Hausgehilfin erwärmen – nicht nur – das kranke Organ in der Brust und so ist ihm noch ein langes irdisches Dasein zu prophezeien. Da trifft es sich gut, dass Levin mit einer Apothekerin angebändelt hat – für einen wahrhaft teuflischen Plan. Zwar hat er noch nicht viele zahnmedizinischen Vorlesungen an der Münchner Universität besucht, aber so viel weiß er doch: implantiert er Gift in die nachts in einer Reinigungsflüssigkeit liegende Zahnprothese des Alten, so ist der Herzstillstand nicht als Tötungsdelikt nachweisbar. Der Großvater segnet tatsächlich das Zeitliche, aber es bleibt, die Leinwand-Adaption ist am Anfang richtig gut, in der Schwebe, ob Levins Traum Wirklichkeit geworden ist oder doch Nachhilfe nötig war.

Die Testamentseröffnung reißt Levin dann jedoch aus allen Träumen: der weitsichtige Großvater hat seine Villa samt gut gefülltem Bankkonto nicht seinem Hallodri von Yuppie-Enkel vermacht, sondern Hella Moormann unter der Bedingung, Levin zu heiraten und ihm posthum einen Urenkel zu gebären. Die Hochzeit mutiert zur großen Fete, weil plötzlich ein neuer Villen-Mitbewohner auftaucht: Dieter Krosmansky, Levins Freund und Gatte der Hausgehilfin Margot, der vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen worden ist. Eine neue Ménage à quatre bildet sich, denn Levin will nicht von der attraktiven Margot lassen (eine heiße Liebesszene mit Spielzeug-Autorennbahn ist noch eine der wenigen bemerkenswerten, weil außergewöhnlichen Regieeinfälle Rainer Kaufmanns) und Hella sucht Trost beim nur äußerlich ruppigen, bulligen Dieter, der in ihren Händen ein weiches, sentimentales Gemüt offenbart. Hella wird wie gewünscht schwanger, nur ist inzwischen nicht mehr so klar, wer der Vater ist.

Margot wird nach Opa Hermann das nächste Opfer des „Reinigungsprozesses“ von Hella, die alles aus dem Weg räumt, was ihrem Glück im Weg zu stehen scheint. Levin und Dieter kommen zwar mit dem Leben davon, es ist aber nur dieses nackte Leben, was ihnen bleibt. Denn Hella hat sich einem neuen Objekt ihrer Menschenliebe zugewandt, dem Apotheken-Stammkunden Pawel Siebert. Der Vater zweier Kinder ist auf sich allein gestellt, nachdem seine sinnverwirrte Frau Alma in ein Heim abgeschoben werden musste. Nun bewohnen Hella und Pawel die Beletage der Villa, während Levin und Dieter mit der Dachstube vorlieb nehmen müssen. Und dann taucht auch noch ein skeptischer, vom Liebreiz der „Apothekerin“ aber rasch eingenommener Kriminalbeamter auf, der seine Untersuchungen des Fenstersturzes von Margot schnell wieder einstellt...

Es hätte ein schwarzer Genrefilm werden können – oder ein psychologisch grundierter deutscher Chabrol-Streifen. Doch es hat nicht sollen sein, und das liegt – trotz Deutschem Filmpreis 1998 als „Beste Hauptdarstellerin – vor allem an Katja Riemann. Nach allem, was man zuvor von und mit ihr auf der Leinwand gesehen hat und erleben musste, nimmt man ihr die für diese Rolle erforderliche Abgrundtiefe nicht ab. Und sie tut auch selbst herzlich wenig dafür. Am Rande: Rainer Kaufmann ist in seinem Film, Free-TV-Premiere war am 16. April 2000 auf Pro Sieben, kurz als „Schweinemann“ zu sehen.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Script

Kamera-Assistenz

Steadicam

Standfotos

Kamera-Bühne

Bau-Ausführung

Storyboard

Requisite

Innenrequisite

Garderobe

Schnitt

Schnitt-Assistenz

Ton-Assistenz

Synchron-Ton

Beratung

Spezialeffekte

Darsteller

Ausführender Produzent

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Geschäftsführung

Dreharbeiten

    • 21.10.1996 - 18.12.1996: Heidelberg, München und Umgebung
Länge:
2962 m, 108 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SR
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 18.08.1997, 78035, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 03.04.1999, Premiere

Titel

  • Originaltitel (DE) Die Apothekerin

Fassungen

Original

Länge:
2962 m, 108 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SR
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 18.08.1997, 78035, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 03.04.1999, Premiere

Digitalisierte Fassung

Länge:
109 min
Format:
DCP, 1:2,35 (CinemaScope)
Bild/Ton:
Farbe, 5.1 Theatrical Mix

Auszeichnungen

Deutscher Filmpreis 1998
  • Filmband in Gold, Beste Hauptdarstellerin