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Hans-Christian Schmids hoch gelobtes Kinodebüt erzählt von der 17-jährigen Anna, die mit ihren spießigen Eltern in einer biederen deutschen Kleinstadt lebt. Annas großer Traum ist es, als Sängerin Karriere zu machen. Aber nachdem bei ihrer ausgelassenen, Joint-geschwängerten Geburtstagsparty das elterliche Haus in ein Schlachtfeld verwandelt wurde, bekommt Anna Hausarrest – obwohl sie doch bereits seit Wochen einem Werbefilm-Casting in München entgegenfiebert.
Kurz entschlossen reißt Anna aus und fährt gemeinsam mit ihrem heimlichen Verehrer, dem schüchternen Simon, ohne das Wissen ihrer Eltern nach München. Während Anna in der schicken Metropole eine ereignisreiche, von herben Enttäuschungen und lehrreichen Erfahrungen geprägte Nacht durchlebt, begeben sich ihre Eltern gemeinsam mit den besorgten Eltern Simons auf eine nicht minder turbulente Suche nach ihren Kindern.
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Ihr Vater Wolfgang ist nicht nur – als einst überzeugter Alt-Achtundsechziger – ein großer Jazzfan, sondern inzwischen auch ein konservativer Lokalpolitiker, der für das Amt des Bürgermeisters kandidiert und sich keine privaten Eskapaden, und schon gar nicht in der eigenen Familie, leisten kann. Unterstützung erhält er von seiner immer noch attraktiven Gattin Karin, die sich in die Rolle der zuarbeitenden Hausfrau klaglos einzufinden scheint.
Doch wie die Kids so sind, kaum haben die Eltern das Haus verlassen, wird die bürgerliche Wohnstätte zu einer wilden Party genutzt. Und weil Letztere den Scherbenhaufe am anderen Morgen nicht kritiklos hinzunehmen bereit sind, kommt es zum großen Krach. Anna reißt in die Großstadt München aus, dem Sündenbabel schlechthin aus Altöttinger Sicht. Dabei ist ihr Simon behilflich, ein stiller Verehrer aus der Tanzschule, der Papas Wagen klaut, um seine Angebetete in die Isarmetropole zu kutschieren, wo sich die beiden jedoch rasch aus den Augen verlieren.
Anna will zum Film und bewirbt sich bei einem Casting. Ihr erster Versuch scheitert zwar, doch der Produktionsassistent Nick hat ein Auge auf die Provinzschönheit geworfen und versucht, sich ihr nächtens im Freibad zu nähern – vergeblich. Derweil sind Annas Eltern in heller Aufregung, fahren nach München, um in einschlägigen Discos und Drogentreffs nach Anna zu suchen. Dabei erinnern sich die beiden durchaus eigener Jugendtorheiten. Sie treffen auf Simons Eltern. Das Pikante dabei: Simons Mutter Johanna war einst die Geliebte von Annas Vater in wildbewegten 1968er Zeiten. Unverrichteter Dinge aus München zurückgekehrt machen die beiden in die Jahre gekommenen Ehepaare noch einmal ein Fass auf...
„Nach fünf im Urwald“ ist wie „Härtetest“ ein Film in der Ästhetik der 1950er Jahre. Zwar werden heute die Probleme offener diskutiert und vor allem freizügiger vor der Kamera offenbart, doch am Ende ist wieder alles ganz familiengerecht im Lot. Anna, die den verzweifelten Simon mitten in der Nacht irgendwo in München aufgegabelt hat und mit ihm nach Altötting zurückkehrt, findet daheim die „Haschisch-Leichen“ der Eltern vor – und verzeiht ihnen großmütig. Während Schwesterchen Clara hoch oben im Baumhaus fürchterlich Altkluges zu Papier bringt...
Hans-Christian Schmid sorgt mit kleinen Details für ungemein situationskomische Szenen. So scheitert Annas Vater am Türsteher einer Diskothek, der die „Grufties“ nicht einlassen will. Da muss erst die resolute Gattin an die Front! Dann ist da die Sache mit Erwin, dem Kaninchen des Nachbarn, dessen Gartenzwerg-Tick schon wieder Kultstatus besitzt: Wie in guten alten Anarcho-Zeiten wird dem Mann von nebenan ein Streich gespielt, der sich im wahren Wortsinn gewaschen hat. So werden auch vermeintlich verknöcherte Erwachsene wieder jung...
Nach dem Kinostart am 18. April 1996 gabs zwei Bayerische Filmpreise für die beste Produktion und für die beste Nachwuchsdarstellerin (Franka Potente).
Pitt Herrmann