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Der Regisseur Werner Herzog dokumentiert in diesem Film seine von Hassliebe geprägte Beziehung zu dem legendären Schauspieler, Literaten und Regisseur Klaus Kinski.
Zu ihrer ersten Begegnung kam es, als Herzog mit 13 Jahren für einige Monate in derselben Wohnung lebte wie Kinski: In den ersten 48 Stunden verwüstete Kinski in einem Anfall von Tobsucht das gesamte Mobiliar. Viele Jahre später treffen die beiden Künstler erneut aufeinander, als Herzog den Choleriker Kinski für die Hauptrolle in "Aguirre, der Zorn Gottes" engagiert. Während der Dreharbeiten kommt es immer wieder zu massiven Auseinandersetzungen. Dennoch sollten vier weitere gemeinsame Filmprojekte folgen.
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Herzog, und das spürt man leider ständig, ist auch nach Klaus Kinskis Tod immer noch geprägt von verletzter Eitelkeit. Vielen Szenen merkt man an, dass Herzog posthum seinen Anteil an den gemeinsamen Produktionen ins rechte Licht rücken möchte. Dabei hat der das doch nun wirklich nicht nötig. Zum anderen kommt Klaus Kinskis darstellerische Leistung gerade in den Herzog-Filmen entschieden zu kurz. Die wenigen Ausschnitte aus „Aquirre, der Zorn Gottes“, „Fitzcarraldo“ oder „Nosferatu“ lassen nur erahnen, welche Faszination von diesem Schauspieler gleich auf mehrere Generationen von Kinobesuchern ausgegangen ist.
Aufschlussreich dagegen die persönlichen Beiträge von Kinski-Weggefährten in Form von Gesprächen mit Herzog, so von Claudia Cardinale, Eva Mattes und dem Fotografen Beat Presser. Diese Mosaiksteinchen ergeben ein anderes Bild, als es uns Werner Herzog vorführt: Klaus Kinski ein Rasender, ein Berserker, bisweilen und immer wieder auch ein Wahnsinniger, aber eben auch ein Vollprofi, ein unermüdlicher Arbeiter – und ein liebenswerter Kollege.
Man gewinnt den Eindruck, es mit zwei Seiten einer Medaille zu tun zu haben. Dabei fing biographisch alles sehr konträr an. Herzog und Kinski sind sich in ganz jungen Jahren in einem Münchner Haus erstmals begegnet, wo der junge Theaterschauspieler Kinski auf der gleichen Etage wohnte. Und der soll schon damals – zum Entsetzen des erst dreizehnjährigen Herzog – heftig die Sau ’rausgelassen haben.
Doch der Film stellt die beiden so grundverschiedenen Künstler als so geniale wie verrückte Filmemacher dar, die bei ihren fünf gemeinsamen Filmprojekten oft ohne jede Rücksicht auf sich und andere „Welten“ bewegt haben, um ihre exorbitanten Projekte verwirklichen zu können. Masochismus und Selbstverliebtheit sind sicherlich Eigenschaften beider, aber von einem Dokumentarfilm erwarte ich keine posthume und dabei auch noch arg narzisstische Liebeserklärung.
Dennoch auch immer wieder beeindruckende, weil berührende Szenen. Ausschnitte aus der Büchner-Produktion „Woyzeck“ mit Klaus Kinski und Eva Mattes etwa werden verbunden mit Eva Mattes‘ anrührender Schilderung der großen Kollegialität Kinskis. Wie die sensible Fassbinder- und Zadek-Schauspielerin das offenbar enorme Einfühlungsvermögen Kinskis schildert, ist eine große – und schöne – Überraschung. Schließlich wird auch ein Stück Filmgeschichte lebendig in den Szenen aus „Fitzcarraldo“ mit Jason Robards und Mick Jagger, denen die entsprechenden Kinski-Szenen gegenübergestellt werden.
Der am 17. Mai 1999 in Cannes uraufgeführte und im gleichen Jahr beim Sao Paulo International Film Festival mit dem Publikumspreis ausgezeichnete Film startete am 7. Oktober 1999 in den Kinos und wurde am 21. Mai 2000 auf Arte erstausgestrahlt.
Pitt Herrmann