1997

1. Januar
Der Komponist Hans-Martin Majewski, 85, stirbt im niedersächsischen Bötersen. Er sorgte in den fünfziger und sechziger Jahren für einen neuen Klang im westdeutschen Film und wurde dafür mit vier Bundesfilmpreisen belohnt.

23. Januar
Premiere des Films "Rossini oder Die mörderische Frage, wer mit wem schlief" von Helmut Dietl. Die Besetzungsliste liest sich wie ein "Who is Who" des deutschen Films: Götz George, Mario Adorf, Heiner Lauterbach, Gudrun Landgrebe, Veronica Ferres, Joachim Król, Hannelore Hoger, Jan Josef Liefers, Meret Becker, Martina Gedeck, Armin Rohde, Axel Milberg. 3,25 Millionen Zuschauer belohnen das Staraufgebot und den Schauwert des Films.

31. Januar
Der Regisseur Heiner Carow, 65, stirbt in Berlin. Sein Leben war rund 40 Jahre mit der DEFA verbunden. Zu seinem Opus magnum wurde "Die Legende von Paul und Paula" (1973). Mit seinem persönlichsten Film, "Die Russen kommen" (1967), geriet er auf den Index. Sein Lieblingsprojekt, "Simplicissimus" nach Grimmelshausen, blieb unrealisiert. Er war ein Sympathieträger zwischen Ost und West. 

1. Februar
Die Filmhistorikerin Claudia Dillmann übernimmt als Nachfolgerin von Gerd Albrecht die Leitung des "Deutschen Filminstituts – DIF" in Frankfurt am Main. Das DIF ist mit seinen Sammlungen im Haus des Deutschen Filmmuseums am Schaumainkai untergebracht.

22. Februar
Premiere des Films "Das Leben ist eine Baustelle" von Wolfgang Becker als deutscher Beitrag im Wettbewerb der Berlinale. Die internationale Jury gibt ihm eine "Lobende Erwähnung für die humorvolle und ironische Darstellung des Wandels im heutigen Berlin". In den deutschen Kinos ist der Film mit 500.000 Besuchern überdurchschnittlich erfolgreich.

25. März
In Berlin wird die Privatisierung des "Progreß Film-Verleihs" notariell beurkundet. Der ehemalige DDR-Filmvertrieb verfügt über die Verwertungsrechte an rund 750 Spielfilmen, 2.000 Dokumentarfilmen, 2.000 Wochenschauen und 4.000 Synchronversionen der DEFA von Produktionen aus dem ehemaligen Ostblock. Die Dresdner Drefa-GmbH und die Münchner Tellux-Film sind die Käufer. Damit ist auch der Weg frei zur Gründung der DEFA-Stiftung, die aus den Verleiherträgen finanziert werden soll.

6. Juni
Verleihung des Deutschen Filmpreises. Das Filmband in Gold geht an "Rossini". Silberne Bänder erhalten "Jenseits der Stille" und "Das Leben ist eine Baustelle". Die Veranstaltung findet in einer Halle auf dem Flughafen Tempelhof statt.

2. - 5. Oktober
Eine Konferenz in Amherst/Massachusetts unternimmt eine Neubewertung der DEFA-Produktion im Kontext des gesamtdeutschen Kinos. Wissenschaftler aus sechs Ländern sind geladen. Die DEFA erhält dort viel Anerkennung.

13. November
Dietrich Lohmann
, 53, Kameramann, stirbt in Kalifornien. Er machte das Licht und die Bilder für den frühen Fassbinder, für Syberberg, Sinkel, Patzak und viele andere. Ab 1986 arbeitete er vorwiegend in den USA – nicht immer in günstigen Konstellationen.

 

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Hans Helmut Prinzler: Chronik, 1895-2004. In: Wolfgang Jacobsen, Anton Kaes, Hans Helmut Prinzler (Hg.): Geschichte des deutschen Films. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Metzler 2004

© 2004 J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart.