1994

1. Februar
Thilo Kleine
wird als Nachfolger von Günter Rohrbach Geschäftsführer für den Bereich Produktion der Bavaria. Das Firmeninteresse richtet sich künftig stärker auf Fernsehserien.

1. März
Deutsche Premiere des amerikanischen Holocaust-Films "Schindler's Liste" in Frankfurt am Main. Die Anwesenheit des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und des Regisseurs Steven Spielberg geben der Veranstaltung eine besondere Bedeutung. Mit mehr als sechs Millionen Zuschauern wird der Film ein großer Kinoerfolg in der Bundesrepublik.

21. März
Überraschung aus Hollywood: Der Kurzfilm "Schwarzfahrer" von Pepe Danquart gewinnt dort einen "Oscar". Die Begeisterung in der Heimat ist groß.

3. Mai
Mit der Gründung der "Filmboard Berlin-Brandenburg GmbH" regeln die beiden Bundesländer ihre gemeinsame Filmförderung. Der Geschäftsführer Klaus Keil darf ohne Gremien nach dem Intendantenmodell entscheiden. Die Haushaltsmittel bleiben allerdings hinter den entsprechenden Ansätzen in Bayern und Nordrhein-Westfalen zurück.

 

3. Juni
Vergabe des Deutschen Filmpreises. Das Filmband in Gold erhält "Kaspar Hauser" von Peter Sehr, Silberne Bänder gehen an "Auf Wiedersehen, Amerika" von Jan Schütte und den Dokumentarfilm "Balagan" von Andres Veiel.

August
Der Produzent Stefan Arndt und die Regisseure Wolfgang Becker, Dani Levy und Tom Tykwer gründen in Berlin die Produktionsfirma "X Filme Creative Pool". Es geht ihnen um eine gemeinsame Infrastruktur, die ihren Filmen zugute kommen soll.

6. September
Der Publizist Wolf Donner, 55, stirbt in Berlin. In seinen Texten für "Die Zeit", den "Spiegel" und den Berliner "tip" engagierte er sich für Filme und Filmpolitik. Das dreijährige Direktoriat des Berliner Filmfestivals (1977–1979) war in seiner Biografie nur ein Zwischenspiel.

3. Oktober
Heinz Rühmann
stirbt 92jährig in Burg am Starnberger See. Für mehrere Generationen war er der populärste Filmschauspieler in Deutschland: eine fast unscheinbare Person, die in den dreißiger und vierziger Jahren vor allem kleine Männer gespielt hat ("Der Gasmann", "Quax, der Bruchpilot") und sich in den fünfziger und sechziger Jahren in Charaktere verwandelte ("Der Hauptmann von Köpenick", "Der brave Soldat Schwejk"), die ihre Machtlosigkeit durch List kompensieren.

6. Oktober
Uraufführung des Films "Der bewegte Mann" von Sönke Wortmann: die Erlebnisse eines Heterosexuellen in einer Schwulen-WG. Nach den Comics von Ralf König. 6,5 Millionen Besucher machen den Film zu einem der erfolgreichsten des Jahrzehnts.

9. Oktober
Der Produzent und Regisseur Rolf Thiele, 76, stirbt in München. Sein erster Film hieß "Primanerinnen" (1951), sein letzter "Rosemaries Tochter" (1976), sein bekanntester ist "Das Mädchen Rosemarie" (1957). Leider wurde er nicht das, was der Publizist Joe Hembus 1961 aus ihm machen wollte: "unser kleiner Ingmar Bergman".

20./21. Oktober
In München findet die konstituierende Sitzung des "Filmausschusses der Länder" statt. Vertreter der Kultusministerien und der Staatskanzleien sollen in dem Gremium übergreifende Aspekte der deutschen Filmpolitik erörtern.

November
In einer Umfrage unter Fachleuten ermittelt der Deutsche Kinematheksverbund zum Jubiläumsjahr 1995 die 100 wichtigsten deutschen Filme von den Anfängen bis zur Gegenwart. Die ersten zehn Plätze belegen: "M" (1931), "Das Cabinet des Dr. Caligari" (1920), "Berlin. Die Sinfonie der Grossstadt" (1927), "Nosferatu" (1922), "Menschen am Sonntag" (1930), "Die Mörder sind unter uns" (1946), "Der blaue Engel" (1930), "Metropolis" (1926/27), "Die freudlose Gasse" (1925) und "Der Untertan" (1951).

 

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Hans Helmut Prinzler: Chronik, 1895-2004. In: Wolfgang Jacobsen, Anton Kaes, Hans Helmut Prinzler (Hg.): Geschichte des deutschen Films. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Metzler 2004

© 2004 J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart.